In der Küche:
Ich hätte nie gedacht das es so schwer sein würde eine Treppe runter zu kommen ohne entweder vornüber zufallen, nach hinten weg zu knicken oder in sich zusammen zu sacken.
Ohne Frederike hätte ich keine einzige Stufe geschafft!
Versucht einmal selber eine Treppe runter zulaufen ohne die Knie zu beugen, sich nicht mit den Händen festhalten zu können und hab, dabei Muskeln wie Gummi.
Erinnert ihr euch an die Szene im zweiten Harry Potter Band, wo Gilderoy Lockhart, Harry's arm in Gummi verwandelt?
Meine Beine machen diesem Arm gerade alle Ehre.
Schweißgebadet und vor Anstrengung zitternd kam ich endlich unten an und Frederike schob mich direkt auf einen Stuhl.
Jetzt hatte ich endlich Zeit mich umzusehen und einen weiteren Teil des Hauses zu begutachten.Die Küche sah sehr interessant aus und überhaupt nicht so wie ich mir eine Küche vorstellen würde.
Aber was erwarte ich auch, ich befind mich ja im Fu**ing 18 Jahrhundert!
Auf der rechten Seite war eine große Feuerstelle mit einem Eisenkonstrukt und einem Hacken, auf dem schon etwas in einem Kessel erhitzt wird.
Gegenüber war eine riesige Steinplatte, die wie eine Insel in der ganzen Küche wirkte. Die Platte war aber nicht ganz eben und hatte eine Erhöhung, die fast schon wie eine Stufe wirkte. Auf der anderen Seite der Platte ragte ein Regal vom Boden bis zur Decke, gefüllt mit Tonbehältern.
Durch kleine Fenster zwang sich ein bisschen Licht in den Raum und so leid es mir auch tut, diese Küche war für mich alles andere als gemütlich.Die Küche brauchte ein bisschen Veränderung.
Denn sie war ein nutz Raum und als diesen gab es zu vieles, was einem beim kochen oder generellem zubereiten, eher im Weg stand.
Die Feuerstelle war zwar gut gelegen, doch war der Abzug viel zu klein und Rauch sammelte sich langsam aber stetig im ganzen Raum.
Das erschwerte die Arbeit und von den gesundheitlichen Schäden, fangen wir garnicht erst an.
Die Fenster waren für meinen Geschmack viel zu klein und das Glas, so extrem wellig, das es im Raum zog wie nichts gutes.
Ich war einer dieser Menschen die große Fenster liebten und je mehr Licht in den Raum konnte, des so besser.
Das Regal bestand nur aus brettern, die in der Wand fixiert waren und wie ich mich und mein Karma kenne, wurde ich es mit Sicherheit schaffen, ein paare der Tonkrüge vom Regal zu fegen.
Die Steinplatte, war von der ganzen Küche das einzige, was noch gut in Schuss war, doch wirkte sie extrem klobig und einfach direkt in den Raum geworfen.
Mann müsste sich mit Hammer und Meißel wieder ran machen und Bruchstücke entweder wegschlagen oder reparieren.
Außerdem könnte man mit viel Kraft und fachmännischem Wissen eine Feuerstelle im Stein errichten, so das die Platte eine Funktion hätte und nicht platzraubend im Raum steht.Es gab so vieles in diesem Raum zu erledigen, um generell das alltägliche Leben etwas zu erleichtern. Mir juckte es auch schon regelrecht unter den Fingern, hier Hand an zu legen und vieles der Dinge würde ich mir tatsächlich selber zutrauen zu verändern.
Zuhause leben wir auch in einem alten Haus, zwar wurde unser Haus erst im 19 Jahrhundert gebaut, doch ich hatte oft genug dabei geholfen, eine Tür einzusetzen und Mauern zu errichten oder einzureißen. Außerdem habe ich mal ein Praktikum in einer Glaserei gemacht und durfte, dabei helfen jegliche Arten von Fenster zu reparieren und Winterfest zu machen.
Eigentlich war es ja mein Plan gewesen, nach dem Abitur eine Handwerkliche Ausbildung anzufangen, doch wenn ich nicht bald einen Weg nach Hause finden würde, könnte ich mein Abi und Zukunftspläne an den Nagel hängen.Und schon sank meine Stimmung wieder in den Keller.
Frederike, musste wohl einen sechsten Sinn haben wenn es darum ging, dass jemand niedergeschlagen ist, denn sie kam auf mich zu und stellte mir eine Tasse Tee vor die Nase.
„Hier Schätzchen das beruhigt die Nerven und gibt dir wieder Kraft".
Dankend lächelte ich sie an und nippte an meinem Tee.Pfui daifel das ist ja Cistustee!
„Runter damit Schätzchen, der wird dir Kraft geben und die wirst du brauchen"
Mal wieder redete mein Gesichtsausdruck Bände, wenn es darum ging, dass mir etwas nicht gefiel.
Denn Frederike drehte sich leicht schmunzelnd wieder dem Topf zu und ließ mich mit meinem Schicksal alleine.Schnell würgte ich das bittere Gebräu hinunter und stellte die Tasse soweit ich konnte von mir weg.
Da saß ich nun, mit einem bitteren Geschmack im Mund und beobachtete Frederike dabei, wie sie etwas zusammen zauberte.Und jetzt?
Tja, dass ist die eine Millionen Dollar Frage.Seufzend lehnte ich mich gegen die Stuhllehne und starrte an die leere Decke.
Keine Elektrizität.
Die sollte wohl erst in den nächsten hundert Jahren erfunden werden.
Müde ließ ich meinen Blick weiter durch den Raum streifen und versuchte aus dem Fenster mehr vom Hof zu erkennen.
Ich konnte über den Hof schauen und wenn ich das richtig erkenne, befand sich gegenüber des Hauptgebäudes ein Turm.
Es kann aber auch sein, dass ich total falsch liege, denn bei diesen welligen Glasscheiben, ist es sehr schwer auf der anderen Seite des Hofes, gut 150 Meter entfernt, etwas klar zu erkennen.Wieder streifte mein Blick durch die Küche und insgeheim wünschte ich mir einen riesigen Ohrensessel herbei, in dem ich mich mit einer Decke hinein kuscheln und ein Nickerchen halten könnte.
Doch leider gab es in diesem Raum keine wirklich andere gemütliche Sitzgelegenheit und ich fing an etwas zu frösteln. Das Feuer strahlte zwar viel Wärme aus, doch die Wände bestanden hauptsächlich aus Stein und wie in einer Kirche, war es auch hier drin viel kälter als draußen.Ein Teppich würde dem Raum sicher nicht schaden.
Meine Gedanken schweiften wieder zur Ausstattung der Küche ab und insgeheim machte ich mir schon einen Plan, wie ich Frederike vielleicht überzeugen könnte, hier etwas zu verändern. Doch dafür bräuchte ich sicher ein bisschen an Material und Material kostet Geld.
Egal.
Denn wenn ich etwas an mir liebe, dann ist es meine starke Vorstellungskraft und so verbrachte ich die nächsten Minuten damit, die Küche in meinem Kopf in einen Raum um zu wandeln, in dem ich mich wirklich wohl fühle würde.Gerade als ich dabei war die Steinplatte in eine multifunktions Insel zu verwandeln, kam Herr von Roth (Leopold) herein.
Ich hob freudig meine Hand um ihn zu begrüßen.
Er schaute mich freudig, freundlich an, bevor er sich auf den Weg zu Frederike um mein Wohlbefinden erkundigte.
Fröhlich streckte ich ihm meinen Daumen hoch entgegen, da ich meine Tafel im Zimmer gelassen hatte und er bleib verdutz stehen.
Seine Augenbraue wanderte ein Stück nach oben und von seiner Reaktion verwundert, starrten wir uns beide irritiert in die Augen.
Hab ich was verpasst? Was ist denn jetzt los?
Irritiert schaute ich Leopold fragend ins Gesicht und auch er schien mit der Situation nicht ganz richtig um gehen zu können.
Bis Frederike merkte, in was für eine Zwickmühle wir uns gerade befanden, verging ein paar stille Sekunden.Nun drehte sich auch Frederike irritiert und fragend um und nun waren wir schon zu dritt.
Ich versuchte noch einmal mit meinen Händen und meiner Mimik, Leopold davon zu überzeugen, dass es mir gut ginge.
Lächelnd und beide Daumen erhoben, signalisierte ich Leopold, dass ich mich gut fühlte.
Doch natürlich machte ich wieder etwas falsch und die erhobene Augenbraue wanderte noch ein weiteres Stückchen nach oben.Gott ich hätte so gerne meine Stimme wieder.
„Schätzchen alles gut bei dir?" Frederike schaute mich fragend an und endlich kam ich auf die Idee meine Hände wieder zu sinken.
Ich merkte wie mein Gesicht anfing ganz warm zu werden und schnell nickte ich um dieser peinlichen Situation zu entkommen.
Den beiden schien das als Antwort zu reichen und sie fingen an sich über die kommende Ernte in ein paar Monaten zu unterhalten.Gott war das peinlich.
Sofort fing ich an mir eine Liste im Kopf zu erstellen:Zeichen und Wörter die es im 18 Jahrhundert noch nicht gab oder etwas anderes bedeuten:
Erster Punkt: Daumen hoch bedeutet hier wohl nicht das es dem Menschen gut geht, sondern etwas entscheidend anderes.
Zweiter Punkt: schnell herausfinden ob die Bedeutung des Mittelfingers gleich geblieben ist oder auch etwas anderes bedeutet. WICHTIG!
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Die Macht der Beobachtung
FantasiaPhilomena ist ein 18-jähriges ganz normales, frustriertes Mädchen im Lockdown. Durch eine e-Mail wird ihr und ihrer Klasse jedoch gesagt, dass sie sofort in die Schule kommen sollen, um die finalen Anmeldungen für das Abitur an dieser Schule abzusch...