KAPITEL 26 | Das Labor

7 2 2
                                    


Ivan wusste nicht, was er erwartet hatte, aber es war keine leere Lobby. Da ging kein Alarm los, es erklungen keine Sirenen oder Schüsse. Die Lobby des Gebäudes war ruhig, die Rezeption verlassen. Durch die Daten, die den Scannern am Eingang über ihre Gesichtsmasken angezeigt worden waren, hatten sie problemlosen Zugang zu dem Wohnkomplex erhalten.

Besetzt Mo-Fr. von 8-15 Uhr, stand dort auf einem Aushang.

Nyx zuckte unbekümmert mit den Achseln, ging herüber zum Fahrstuhl und rief diesen mit Hilfe des Passworts zu ihnen hinunter.

Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür lautlos und gab ihnen Einlass in den Fahrstuhl. Dort gab Nyx eine Tastenkombination ein. Oizys hatte diese tief versteckt in Milas Daten finden können und vermutet, dass es sich um den Zugangscode zum Labor handelte, denn laut dem Fahrstuhl gab es in diesem Gebäude kein Untergeschoss.

Während Nyx auf dem Tastenfeld herumtippte, ließ Ivan seinen Blick durch den Fahrstuhl schweifen. Eine Kamera blinkte in der einen Ecke auf und zeichnete den begrenzten Raum auf.

Ivan schwieg. Sie hatten zuvor miteinander abgemacht, dass sie kein Wort miteinander wechseln würden, ehe sie sich nicht in einer sicheren Position befanden, denn sie hatten bereits vermutet, dass Utopia jeden Millimeter des Gebäudes überwachen würde. Aus eben diesem Grund hatten sie sich beide einen Mund- und Nasenschutz aufgesetzt, um ihre Gesichter zumindest teilweise zu verstecken. Utopia würde sie vermutlich auch mit Masken erkennen können, aber vielleicht waren eventuelle Mitarbeitende von ihm, die die Kameras überwachten, weniger geschult in ihren Blicken.

Vor ihnen schloss sich die Fahrstuhltür und tatsächlich schlug der Fahrstuhl den Weg nach unten ein.

Ivan und Nyx wechselten begeisterte und zugleich von Grauen geplagte blicke miteinander.

Nicht viel später öffnete sich die Tür ein weiteres Mal. Vor ihnen lag nicht länger die Lobby, sondern ein strahlendweißer, gut ausgeleuchteter Gang. Eine Glastür verwehrte ihnen jedoch den vollständigen Zutritt.

Als die beiden an die Tür herantraten, wurden sie von einem Lichtstrahl erfasst – ein Scanner. Anstelle ihrer Daten spuckte er jedoch fremde Informationen aus. Da der Scanner keinen Alarm auslöste, war anzunehmen, dass Moros wie geplant erfolgreich ihre Daten geändert hatte, während sie sich in dem Fahrstuhl befunden hatten. Sie trugen nicht länger die Identitäten der Wohnungsmieter, sondern von Utopias Mitarbeitenden.

Zutritt außerhalb Ihrer regulären Arbeitszeiten, sprach eine elektronische Stimme.

„Da musst du dich vertan haben", sprach Moros amüsiert durch Nyx's Headset. Keine Sekunde später konnte Ivan sehen, wie die digitale Anzeige der Uhr von 19:00Uhr auf 13:00Uhr umsprang.

Haben Sie einen ruhigen Dienst, korrigierte die Maschine ihre Aussage.

„Danke", erwiderte Nyx.

Zusammen traten sie durch die gläserne Tür und hinein in den langen Gang, von welchem unzählige Türen abzweigten.

Moros und die anderen würden versuchen, zu verhindern, dass die Kameras sie erfassten, aber Ivan und Nyx mussten sich beeilen, wenn sie nicht auffliegen wollten.

Auf seiner Uhr hatte Nyx den Lageplan des Labors geöffnet, sodass er sie gezielt zu der Zentrale navigieren konnte, während Ivan einen Blick auf die Kameras hielt.

Zu ihren Seiten gingen Türen ab. Durch Fenster, die in die Türen eingelassen waren, konnte Ivan unterschiedliche Büroräume erkennen. Die Computer waren ausgeschaltet und die Räume waren allesamt dunkel.

Sie erreichten schnell die Tür zur Zentrale. Diese war ebenfalls gesichert, doch Oizys hatte sich bereits vor einer Weile daran gemacht, diese zu hacken.

UTOPIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt