Nyx fuhr schon recht früh am Morgen zu Mila – er benutzte die Schwebebahn, da die Frau im Zentrum vom 30-ten Bezirk Keplers wohnte.Nyx nahm Mafed mit sich, die Katze war ausgestattet mit Kamera und Mikrofon, sodass Ivan von seinem Computer aus alles bestens beobachten konnte. In der Kameraperspektive der Katze durch die Stadt zu reisen, war ein seltsames Gefühl, aber Ivan gewöhnte sich schnell daran.
„Hallo, Nyx", grüßte Mila den Mann an ihrer Eingangstür.
Es war ein ganz gewöhnliches Hochhaus mit einem Dutzend Wohnungen im Inneren. Nyx war mit dem Fahrstuhl bereits in den zehnten Stock gefahren.
„Schön, dich zu sehen", fuhr die Frau fröhlich fort. Ihr Gesicht war besprenkelt mit Sommersprossen und sie hatte lange, wellige Haare, die satt rot waren. Ivan war sich sicher, dass sie gefärbt waren – er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand solch rote Haare von Natur aus besitzen konnte.
„Die Freude ist ganz meinerseits", grüßte Nyx fröhlich zurück und begrüßte Mila sogleich mit einer Umarmung.
Ivan saß vor seinem Schreibtisch und nahm nervös einen Stift in seine Hand – ein altmodischer Bleistift, kein Tablet-Stift. Er wusste nicht einmal, warum er das Teil noch hatte, wenn er kaum noch Blätter im Büro besaß.
„Oh, du hast deine Katze dabei", kommentierte Mila und blickte Mafed direkt in die stechend grünen Augen, hinter denen direkt die Kamera lag, sodass Ivan das Gefühl hatte, sie würde ihm bis in seine Seele starren.
„Mafed ist mein treuer Begleiter. Ich hoffe, das ist okay", kommentierte Nyx leichtweg.
„Klar", entgegnete Mila lächelnd und scherzte daraufhin: Er ist ja stubenrein."
Nyx lachte. Es war sein aufgesetztes Lachen.
„Komm rein", winkte die Rothaarige ihn schließlich in seine Wohnung.
Nyx folgte ihr gelassen. Mafed tapste ihm auf Schritt und Tritt hinterher.
Ivan konnte durch den Bildschirm hindurch erkennen, dass Mila in einer sehr aufgeräumten, modernen Wohnung lebte, mit weißen Möbeln, die scheinbar kein einziges Staubkorn aufwiesen.
„Hast du heute frei?", fragte Nyx neugierig, welcher ebenfalls einen Blick in die Wohnung warf.
„Ich muss heute Abend noch zur Arbeit", antwortete Mila. Sie trug ein Kleid mit Blumenmuster und Spitze.
„Schade", murmelte Nyx, wobei er der Frau ins Wohnzimmer folgte, welches genauso weiß und strahlend erschien, wie der Flur zuvor. „Ist es denn anstrengend dort?", fragte Nyx weiter.
„Manchmal schon. Wir haben viel zu tun, zurzeit", seufzte Mila, die zwei Gläser aus ihrem Schrank kramte und Nyx ein Getränk anbot – dieses Mal eines, welches nicht in seltsamen Farben strahlte und suspekt erschien. „Utopia hat hohe Ansprüche."
„Dann sollten wir es uns jetzt vielleicht lieber gemütlich machen, damit du dich ausruhen kannst", schlug Nyx lächelnd vor.
Ivan fing nervös an, mit dem Stift auf seinen Schreibtisch zu trommeln, während Mafed ihn unauffällig durch die Wohnung führte. Die Roboterkatze fing an, in der Küche herum zu schnüffeln – Ivan war sich sehr sicher, dass sie dort nicht fündig werden würden.
„Gerne", konnte Ivan noch immer Milas Stimme hören.
Nyx und Mila setzten sich daraufhin auf ihr makelloses Sofa, während Mafed weiter umherstreunte. Irgendwann begab die Katze sich zurück in den Flur, sodass es für Ivan schwer wurde zu hören, worüber Nyx und die Biologin sprachen. Dafür konnte die Katze jedoch in ein angrenzendes Zimmer schlüpfen – ein Arbeitszimmer.
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UTOPIA
Ciencia FicciónIm Jahr 2245 hat sich der Mensch bereits auf sechs bewohnbaren Planeten ausgebreitet. Doch seine Gier ist dadurch nicht gestillt. Als Polizist wird Ivan Tasca einem wichtigen Fall zugeteilt. Er soll die Terroristengruppe „Utopia" stoppen. Um dieser...