KAPITEL 5 | Ivan Tasca

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Tatsächlich ließ der Polizist ihn am nächsten Tag ziehen. Natürlich wurde er überwacht. Mafed nahm jeden Ton auf, den er von sich gab und er trug einen Sender in sich, der seine Position ortete.

Die Vorstellung war absurd.

Die Polizei heutzutage konnte sich ziemlich viel erlauben, wenn es darum ging, das Wohl einer großen Gruppe zu schützen. Nyx hatte bereits genug Korruption von Seiten der Polizei mitbekommen, doch solche Fälle wurden stets unter den Tisch gekehrt. Dafür hasste er das Rechtssystem. Ihm war bewusst, dass auch er durch sein Handeln anderen Menschen unrecht tat, allerdings hatte er sich nie eine Uniform angezogen und öffentlich das Gegenteil behauptet – damit war er immer noch besser als all diese Polizisten.

Wie dem auch sei, Nyx hatte nicht vor davonzurennen. Die Utopia Gruppe war eine große Konkurrenz und obendrein hatten sie auf ihn geschossen. Nyx ließ niemanden ungeschoren davonkommen, der auf ihn schoss.

Er würde sich nun also mit der Polizei abgeben und wenn sie ihr Ziel gemeinsam erreicht hatten, dann würde er fliehen. Irgendwie würde er entkommen. Er hatte seine Einheit auf seiner Seite und hatte sich bislang immer aus jeder Situation herausmanövrieren können. Dieses Mal würde nicht anders werden.

Aber vorerst hatte er einen Auftrag zu erfüllen.

Er begab sich auf dem direktesten Weg zum nächsten Bezirks-Schiffshafen von Kepler. Dort stieg er in das Raumschiff, welches ihm nach Trappist befördern würde und noch während des Flugs hackte er sich in die Kameras des Hafens von dem Ozeanplaneten.

Es war seltsam, dass die Utopia-Einheit sich gerade den Planeten Trappist als ihr Quartier herausgesucht hatte. Sie terrorisierten die anderen Planeten regelmäßig, während Trappist eher weniger betroffen war. Dies sprach dafür, dass die Terroristen ein besonderes Interesse an Trappist hatten – warum auch immer. Die Oberfläche von Trappist war zu hundert Prozent mit Wasser bedeckt. Die Fortbewegung dort fand hauptsächlich auf Booten oder mit Schwebebahnen statt und der Planet besaß beinahe so viele Brücken und Überführungen wie Einwohner.

Es war in der Tat ein schöner Planet, aber kein erstrebenswerter. Soweit Nyx wusste, waren die Ressourcen dort knapp. Planet Ross schien auf den ersten Blick ein wesentlich erstrebenswerteres Ziel zu sein. Demnach war die Frage, was die Terroristen mit diesem Ort anstellen wollten?

Aber bevor Nyx sich dieser Herausforderung stellte, musste er erst einmal Kontakt zu der Einheit aufnehmen und das Videomaterial des Hafens der letzten Tage lieferte ihm genug Information.

Ein Mitarbeiter, der die Ein- und Ausreisenden beobachtete und mit seinem Micro-Scanner scheinbar ihre Identitäten überprüfte, kam ihm verdächtig vor.

Er kontrollierte ständig seine Uhr und unterhielt sich über ein Headset mit jemand anderem. Er verließ auch nicht seinen Posten, wenn alle anderen Bediensteten zu ihrer Pause aufbrachen und als seine Schicht zu Ende war, wurde sein Posten augenblicklich von einer neuen Person besetzt.

Sie überlassen nichts dem Zufall, schoss es Nyx durch den Kopf.

Nyx teilte seine neuen Informationen nicht mit Officer Tasca, er befürchtete, dass das Raumschiff bereits überwacht wurde und man seine Nachrichten zurückverfolgen könnte, oder man ihn auditiv überwachte.

In Trappist stieg Nyx demnach schweigend aus. Am Landeplatz stand genauso starr wie in den Videoaufnahmen ein Wachposten. Es war der gleiche Arbeiter wie auf den alten Überwachungsvideos.

Nyx zögerte keinen Herzschlag. Er marschierte geradewegs auf den Mitarbeiter zu, blieb vor ihm stehen und sprach direkt zu ihm: „Ich möchte Ihren Boss sprechen."

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