Kapitel 7

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Taehyungs Sicht:

Warum werde ich im Leben so bestraft? Ich hatte so gehofft, dass ich Jeongguk nie wieder im Leben sehen muss, aber meine Gebete wurden nicht erhört. Wenn ich gewusst hätte, dass er der Neffe von meiner Chefin ist, wäre ich niemals auf die Idee gekommen hier anzufangen. Nach unserem ersten Gespräch heute Morgen habe ich mich erstmal in der Toilette verschanzt und eine Runde geheult, weil ich ganz genau weiß, dass er mich für meine damaligen Taten büßen lässt.

Im Moment bleibe ich von seinen Provokationen verschont, da seine Tante Jeong-Eun hinter der Theke steht und die Törtchen in die Kühlschränke stellt, während Jeongguk und ich die Tische abwischen, bevor das Café geöffnet wird. Seojun backt die köstlichsten Obst- und Schokotörtchen, die ich jemals in meinem ganzen Leben gegessen habe. Die sind auch bei unseren Gästen sehr beliebt und gehen meistens als aller Erstes weg.

"Jeongguk, kannst du dich mal beeilen? Taehyung wischt gerade alle Tische allein ab, weil du so lahmarschig bist", meckert Jeong-Eun ihren Neffen an, der den selben Tisch zum vierten Mal abwischt.

"Wohl angemeckert bin ich freiwillig hier und werde bloß mit Kuchen und Kaffee bezahlt. Also muss ich mir beim Tisch abwischen keine Mühe geben. Dein kleiner Goldschatz kriegt das auch super allein hin", belächelt er sie nur und kommt auf mich zu, da ich den Wassereimer neben mich auf den Boden gestellt habe und schmeißt seinen Lappen hinein, bevor er sich an den Tisch setzt, den ich gerade wische, und tätschelt meinen Rücken.

Automatisch spanne ich mich an, aber versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass Jeongguks Nähe mich ganz kirre macht. Für mich ist es schon ultra unangenehm, wenn sich nur unsere Blicke treffen. Ich muss auch die ganze Zeit daran denken, dass Bogum jeder Zeit auftauchen könnte und wenn Jeongguk ihm irgendetwas über diese Nacht erzählt... Er kann mein komplettes Leben mit wenigen Worten zerstören und davor habe ich Angst.

"Bei deiner Chefin springst du schon los, wenn sie nur einen Laut von sich gibt!", beschwert sich Jeong-Eun und läuft um die Theke.

"Ja, meine liebe Chefin ist auch eine zerbrechliche Dame in ihren Fünfzigern, die mich gut bezahlt. Für sie würde ich sogar die Sterne vom Himmel holen, wenn sie es von mir verlangen würde", meint Jeongguk völlig ernst.

"Du weißt schon, dass Blut dicker als Wasser ist", entgegnet Jeong-Eun angepisst und setzt sich zu ihm.

"Du weißt schon, dass die Familie das Wasser symbolsiert und das Blut steht für das Blut der geschlachteten Tiere, welches man benutzt hat, um Verträge zu unterschreiben. Darum ist mein Arbeitsverhältnis zu meiner Chefin wichtiger, als deine billigen Belohnungen", belehrt er sie und sieht sie selbstgefällig an.

"Scheiß Besserwisser. Hast du heute Morgen schon wieder die Weisheit mit Löffeln gefressen, hm?", gibt sie absolut genervt von sich und tötet ihn mit ihren Blicken.

"Na, fühlst du dich jetzt dumm, Noona?", stichelt er sie noch mehr, wodurch ich die Augenbrauen zusammenziehe.

Ist Jeong-Eun wirklich Jeongguks Tante? Es scheint eher so, als wäre sie seine große Schwester. Als was arbeitet er überhaupt und wieso hilft er in seiner Freizeit im Café aus? Dann müsste ich ihn nicht ständig sehen. An Silvester hat er ebenfalls in der Allrounder Bar ausgeholfen, aber da hat er mir schon erzählt, dass er dort kein Angestellter ist.

"Als was arbeitest du?", frage ich Jeongguk, da ich meine Neugier stillen muss.

Jeong-Eun und er stoppen mit ihren finsteren Blicken und schauen mich mit den gleichen großen Rehaugen an. Okay, die Beiden sind eindeutig miteinander verwandt.

"Warum willst du das wissen?", gibt Jeongguk skeptisch von sich.

"Er ist als Sekretär, Sänger und Entertainer bei einer Hochzeitsplanerin eingestellt. Das heißt, dass er gefühlt jeden Monat auf irgendwelche Hochzeiten geht, aber selbst gar kein Glück in der Liebe hat", antwortet Jeong-Eun für ihn und lacht ihn zum Ende hin erstmal aus.

Ja, das macht Sinn. An Silvester hat er auch die Leute total angeheizt und mehrere Lieder gesungen. Es hat sich echt nicht schlecht angehört.

"Sehr witzig. Du hast bloß Glück, dass du deine erste Liebe geheiratet hast", verdreht Jeongguk die Augen.

"Kommen wir zurück zur Hochzeitsplanerin. Jeongguks Chefin plant wunderschöne Hochzeiten. Falls du und dein Freund mal den Bund der Ehe schließen wollt, dann seid ihr bei ihr und Jeongguk gut aufgehoben. Sie heißt Choi Miga und wie heißt eure Firma nochmal?", meint sie lächelnd und sieht dann Jeongguk erwartungsvoll an.

"Migas Perfect Wedding. Meine Chefin organisiert die schönsten Hochzeiten, die man sich vorstellen kann. Selbst mit einem geringen Budget schafft sie es eine tolle Feier auf die Beine zu stellen. Sie ist wirklich eine gutherzige Person, die einem nur das Beste wünscht. Darum kannst du mich mal, Eun Noona", schwärmt Jeongguk erst von seiner Chefin, bevor er Jeong-Eun abschätzig anschaut.

Jeong-Eun sieht ihn wütend an und möchte etwas darauf erwidern, aber sie wird von ihrem Ehemann gerufen. Sie sieht ihren Neffen giftig an und entschuldigt sich, um danach aufzustehen und in die Küche zu eilen. Ich wende mich ebenfalls von Jeongguk ab und hebe den Eimer vom Boden auf, um die letzten zwei Tische abzuwischen.

"Hey, Taehyung", spricht Jeongguk mich an, wodurch ihn doch wieder anschaue.

Für mehrere Sekunden herrscht Stille zwischen uns, was mich die Augenbrauen etwas zusammenziehen lässt. Was möchte er von mir? In sein hübsches Gesicht zu schauen, macht mich ganz verrückt. Ich kann mich nämlich an alles erinnern, was zwischen uns vorgefallen ist.

"Ich finde dich immer noch sehr hübsch", sagt er aus heiterem Himmel und zwinkert mir grinsend zu.

Sprachlos starre ich ihn an, aber merke wie mir das Blut in die Wangen schießt. Jeongguk fängt bei meiner Reaktion an zu lachen und steht vom Stuhl auf, um auf mich zu zukommen. Ich bleibe standhaft auf einer Stelle stehen, obwohl er mir immer näher kommt, sodass sich unsere Oberkörper beinahe berühren. Sein angenehmer, fruchtiger Duft steigt mir in die Nase, der ein wohliges Gefühl in meinem Bauch auslöst. Er riecht unfassbar gut. In seiner Wohnung hat es genauso gut gerochen.

"Vielleicht gebe ich doch nicht so schnell auf. Das Schicksal weiß ganz genau, wieso es uns wieder zusammengebracht hat", meint er und lächelt mich schief an.

"Was redest du da? Dir ist bewusst, dass ich einen Freund habe?", lache ich etwas, weil er sich ein wenig lächerlich anhört.

"Na und? Ich war schon einmal besser als dein Freund, wenn du weißt, was ich meine", zuckt er mit den Schultern und fängt an los zu gackern, als ich ihm empört gegen die Brust schlage.

"Jeongguk, ich meine es ernst. Ich habe kein Interesse an dir", gebe ich von mir und schaue ihn ernst an.

"Pff, wenn du dich weiter selbst anlügen möchtest nur zu. Ich lasse meine Finger jedenfalls nicht bei mir", erwidert er amüsiert und legt plötzlich seine Hand unter mein Kinn, um mir schnell einen Kuss auf die rechte Wange zu drücken.

Danach nimmt er ruckartig Abstand zu mir und rennt lachend weg, während ich ihn schockiert hinterher schaue und mit meiner Hand über meine Wange wische. Ich weiß jetzt schon, dass die nächsten Tage die reinste Hölle für mich werden.

Chasing You | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt