Kapitel 14

115 14 5
                                    

Taehyungs Sicht:

Nach unserem Gespräch im Personalraum ignoriert mich Jeongguk und schaut nicht mal mehr in meine Richtung. Eigentlich wollte ich das von Anfang an, aber irgendwie fühle ich mich so beschissen. Meine Schuldgefühle machen mich einfach fertig, weil er auch noch so nett zu mir war und mich nicht schlecht behandelt hat. Jedoch übernimmt das dieser blonde Chihuahua, der mich an Jeongguks Stelle für meine Taten büßen lässt. Er bestellt ein Getränk nach dem anderen und ruft mich ständig zu sich rüber, um dann ewig lange über seine nächste Bestellung nachzudenken und mich mit seinen Blicken zu erdolchen.

"Hm, was soll ich bloß nehmen? Einen Muffin? Ah, nein. Das wäre ja viel zu simpel", grübelt er und schaut auf die sehr übersichtliche Karte, die nur zwei Seiten besitzt.

Er sitzt vollkommen entspannt auf seinem Stuhl und hat die Beine übereinander geschlagen. Mein Augenlid beginnt vor Aggressionen zu zucken, aber ich behalte mein freundliches Gesicht auf. Wann geht dieser Idiot endlich? Jeongguk hat nicht mal Zeit für ihn, weil er die ganze Zeit schon in der Küche steht.

"Ach, weißt du was? Ich würde lieber wissen, was so ein Kerl wie du nehmen würde. Bestimmt nimmst du dir gleich zwei Getränke, weil du dich nicht für eine Geschmacksrichtung entscheiden kannst", lächelt er mich bösartig an und schaut mir tief in die Augen.

Mein ganzer Körper spannt sich vor Wut an und ich würde ihm am liebsten hier und jetzt volle Kanne eine klatschen. Ich presse die Lippen zusammen und balle meine Hände zu Fäusten, aber ich atme tief durch, bevor ich mich versuche zu entspannen.

"Ich trinke am liebsten grünen Tee. Ich mag keinen Kaffee", antworte ich vollkommen ruhig, obwohl ich ihn am liebsten angeschrien hätte.

"Meine Fresse... Warum bist du so langweilig? Was hat er sich bloß bei dir gedacht? Okay, du bist schön anzuschauen, aber mehr nicht. Bestimmt hattest du noch nie so eine wilde Nacht, bevor du Jeongguk getroffen hast. Na? Lagst du wie ein Seestern da und hast ihn die ganze Arbeit machen lassen?", flüstert er mir zu und lacht mich ernsthaft aus.

Mir schießt die Röte ins Gesicht und mein Herz schlägt mir wirklich bis zum Hals, weil er mich extrem provoziert. Wie vulgär kann man eigentlich sein? Wieso versucht er auch ständig irgendetwas über diese Nacht herauszubekommen? Ich will nie wieder darüber sprechen und erinnern möchte ich mich ganz bestimmt nicht daran.

"Okay, hör mir mal zu. Nur weil ich im betrunkenen Zustand einen dummen Fehler gemacht habe und deinen Kumpel nicht möchte, musst du mir das Leben nicht zur Hölle machen. Es geht dich einen feuchten Dreck an, was zwischen ihm und mir in dieser Nacht passiert ist. Du verhältst dich wie ein trotziges Kind, obwohl du rein gar nichts damit zu tun hast", zische ich ihn leise an, während ich mich zu ihm runterbeuge, damit es niemand hört.

"Genau, für eine Nacht war er gut genug, aber danach nicht mehr. Was ein Schwachsinn... Na ja, er ist ein Opfer, weil er sich gefühlt auf den ersten Blick verliebt, wenn er jemanden hübsch findet. Aber du kennst Jeongguk nicht. Er sieht vielleicht wie der größte Playboy der Stadt aus, aber er ist keiner. Er ist schlichtweg viel zu nett dafür, auch wenn er es versucht. Deswegen übernehme ich die Verantwortung für ihn ein Arschloch zu sein, weil ich das am besten kann. Ich finde es einfach nicht in Ordnung, dass du ganz fein aus der Sache herauskommst", keift er zurück und starrt mir feindselig in die Augen.

"Das ist so ein Kindergarten. Lass mich-", möchte ich ihn anfauchen, aber verstumme, als Jeongguk sich plötzlich neben mich stellt und seinen besten Freund anlächelt.

"Warum bist du immer noch hier? Wolltest du nicht vor einer halben Stunde gehen?", fragt er ihn und legt seine Hand auf den Haarschopf des Blonden, um über diesen zu streicheln.

Das finstere Gesicht dieses Chihuahuas beginnt zu strahlen und er fängt breit an zu lächeln. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, weil er mich mit seinen Blicken beinahe umgebracht hat und jetzt spielt er den Engel auf Erden.

"Ich wollte mich noch von dir verabschieden, aber du warst die ganze Zeit in der Küche", meint Jimin und wenn ich mich nicht täusche, dann kann ich seinen Hundeschwanz wedeln sehen.

"Das glaube ich dir nicht, mein Süßer. Eigentlich kommst du immer in die Küche gestürmt, wenn du gehst. Lass Taehyung endlich in Ruhe und geh nach Hause", erwidert Jeongguk grinsend und zieht Jimin auf die Beine.

"Na gut. Du hast mich erwischt... Diesmal kommst du mir davon, Taehyung. Viel Spaß beim Weiterarbeiten", lächelt der Blonde mich hinterhältig an und winkt mir zu, um mich zu verscheuchen.

Genervt verdrehe ich die Augen und bin echt dankbar, dass der Kerl endlich geht. Ich drehe mich um, aber schaue kurz zu Jeongguk, der mich kein einziges Mal angesehen hat. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meinem Magen aus, jedoch schüttle ich den Kopf und gehe zurück zur Kuchentheke. Jeong-Eun schenkt mir ein kleines Lächeln, aber beobachtet anschließend ihren Neffen weiter, der seinen besten Freund fest zum Abschied umarmt. Mir ist schon aufgefallen, dass Jeongguk seine Mitmenschen immer mit einer Umarmung verabschiedet. Bei den anderen hat es mich kaum interessiert, aber bei diesem Blondchen stört es mich extrem.

"Jimin ist ein echt süßer Kerl, oder? Jeongguks Freunde sind alle total goldig. Du wirst sie bestimmt bald kennenlernen. Sie kommen immer her, wenn er mal im Café aushilft", kommt es plötzlich von Jeong-Eun, die mich aus meinen komischen Gedanken reißt.

Oh, bitte nicht. Wahrscheinlich sind sie alle so drauf wie Jimin und werden mich in den Wahnsinn treiben. Ich werde sehr froh sein, wenn diese zwei Wochen vorbei sind und ich Jeongguk und seine Freunde nicht mehr sehen muss.

"Ja, man merkt, dass er Jeongguk sehr gerne hat", erwidere ich auf ihre Worte und muss es mir verkneifen, nicht allzu genervt zu klingen.

"Deine Freunde können auch gerne herkommen. Ich habe rein gar nichts dagegen", sagt sie und klopft mir leicht auf den Rücken.

Ich werde Seojoon und Hyungsik ganz sicher nicht dazu auffordern, vorbeizukommen. Wenn sie wüssten, dass Jeongguk der Neffe von meiner Chefin ist, dann würden sie behaupten, dass das ein Zeichen ist und ich Bogum in den Wind schießen soll. Das tue ich mir nicht an.

"Eun Noona, ich gehe mit Jimin draußen eine rauchen! Ich bin gleich wieder da!", ruft Jeongguk zu uns rüber und rennt schnell mit Jimin aus dem Café, während Jeong-Eun die Kinnlade runterklappt.

"Will er mich gerade verarschen? Er hat seit Neujahr nicht mehr geraucht! Wieso hat er wieder angefangen? Ich fasse es nicht... Dieses dumme Kind! Seojun! Ich muss dir etwas erzählen!", regt sich meine Chefin auf und läuft eilig in die Küche zu ihrem Mann.

Es ist komisch, dass Seojoon und mein Chef beinahe den gleichen Namen haben. Als er das erste Mal herkam, waren beide erst völlig verwirrt und wurden dann die besten Freunde. Sie nannten sich die Namensvetter und sind ständig Arm in Arm durch die Gegend gelaufen. Es war schrecklich für Jeong-Eun und mich. Na ja, kommen wir zurück zum eigentlichen Thema. Ich habe ebenfalls aufgehört zu rauchen, aber seit gestern würde ich am liebsten eine ganze Packung rauchen, weil es mich so sehr stresst, dass Jeongguk mit mir zusammenarbeitet.

Chasing You | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt