Kapitel 30

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Als ich das Café betrete, umfängt mich sofort der vertraute Duft von frisch gemahlenem Kaffee, begleitet von einem leichten Zimtgeruch, der von den warmen Zimtschnecken herüberweht, die Seojun heute morgen wohl gebacken hat. Jeder Schritt fühlt sich unfassbar schwer an und meine Augen wandern durch den ganzen Raum. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und das schlechte Gewissen steigt in mir. Sona und ihr entspannte Aura fehlen mir augenblicklich. Jeong-Eun und Seojun sind scheinbar schon weg, da ich keine Spur von den Beiden sehe.

Taehyung steht hinter dem Tresen, beschäftigt mit den Bestellungen. Ich beobachte, wie er konzentriert arbeitet, seine Stirn leicht gerunzelt, während er Milch aufschäumt. Sein Profil ist ruhig, makellos. Aber das Wissen um letzte Nacht, die Erinnerungen, die sich in meinem Kopf wie ein Film abspielen, lassen meinen Puls rasen.

Sein Blick hebt sich, und für einen kurzen Moment treffen sich unsere Augen. Mein Atem stockt. Ein winziger Moment, nicht länger als ein Wimpernschlag, doch es fühlt sich an, als hätte er in meine Seele gesehen.

"Morgen“, sagt er, seine Stimme ruhig, bevor er sich wieder der Kaffeemaschine zuwendet.

"Morgen“, antworte ich, als wäre nichts.

Meine Stimme ist fest, vielleicht sogar etwas zu fest. Ich zwinge mich, nicht wegzusehen. Einfach ruhig bleiben. Ganz normal.

Ich laufe am Tresen vorbei und verschwinde im Mitarbeiterraum, um meine Jacke auszuziehen und mir eine Schürze umzubinden. Mein Herz schlägt so laut, dass ich befürchte, jemand könnte es hören. Mein Kragen fühlt sich plötzlich zu hoch an, aber ich kann ihn nicht tiefer ziehen. Ich möchte nicht, dass er die Spuren von letzter Nacht entdeckt. Gezwungenermaßen kehre ich zurück in den Gästebereich und stelle mich zu Taehyung hinter die Theke.

"Jeongguk, kannst du den Cappuccino für Tisch drei machen?“, reißt mich Taehyungs Stimme aus meinen Gedanken.

"Ja, klar“, antworte ich, so gelassen, wie es mir möglich ist.

Ich gehe zur Maschine und fange an zu arbeiten. Das Zischen des Dampfes, das leise Klappern der Tassen. Eigentlich würden mich diese Geräusche beruhigen. Aber heute nicht. Nicht, wenn ich Taehyung neben mir spüren kann, so nah, dass seine Gegenwart mich fast erdrückt.

Äußerlich bin ich die Ruhe selbst, doch innerlich tobt in mir ein Sturm. Jedes Mal, wenn ich mich bewege, spüre ich sein kurzes Aufblitzen in meinem Blickfeld. Ist das alles nur in meinem Kopf? Weiß er etwas? Oder bilde ich mir alles ein?

"Alles gut bei dir?“, Taehyungs Stimme dringt erneut zu mir durch, dieses Mal leiser, beinahe fragend.

"Ja, alles okay. Einfach ein langer Abend gestern", sage ich sofort und drehe mich dabei halb zu ihm.

Ein kleines, fast beiläufiges Lächeln begleitet meine Worte. Ich hoffe, es sieht überzeugend aus. Mein Gesicht zeigt keine Anzeichen von Nervosität, nichts von dem Chaos, das sich in mir abspielt. Ich fühle mich absolut beschissen in sein Gesicht zu sehen und ich verstehe nicht, wieso. Wir stehen in keiner romantischen Beziehung zueinander und er hat seinen dummen Freund an seiner Seite, mit dem er bestimmt ebenfalls ins Bett steigt. Wenn ich nicht anwesend bin, existiere ich nicht in seiner Welt. Warum zerbreche ich mir dann den Kopf darüber?

Taehyung schaut mich einen Moment lang an, als würde er nach etwas suchen, dann nickt er langsam und wendet sich wieder seiner Arbeit zu. Seine Hände ergattern meine Aufmerksamkeit, da er an seiner linken Hand, an der er sich gestern verletzte, einen weißen Handschuh trägt.

"Wie geht es deiner Hand?", frage ich ihn und bringe ihn dazu mich wieder anzusehen.

"Es schmerzt ein wenig, aber ich kann alles damit machen, wenn ich einen Handschuh über den Verband trage. Danke der Nachfrage", antwortet er und lächelt mich minimal an.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 11 hours ago ⏰

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