Kapitel 28

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Jeongguks Sicht:

Nach diesem nervenaufreibenden Arbeitstag wollte ich nicht direkt in meine einsame Wohnung, sodass ich im Allrounder an der Bartheke sitze und mir schon mehrere Shots in den Rachen gekippt habe. Zu meinem Glück ist in der Bar nicht viel los, wodurch Namjoon mir beim Trinken Gesellschaft leisten kann. Seine Frau und seine Tochter müssen heute Abend länger auf ihn warten. Ich brauche seine ruhige Aura mehr, weil Jimin und Hoseok sich nicht für mich interessieren, da ihre Arbeit angeblich wichtiger ist. Yoongi hat sogar den Abend frei und sah es nicht ein her zu kommen.

Wieso musste Taehyung an Silvester in dieser fucking Bar sein? Wenn er mit seinem blöden Bogum zusammen ins neue Jahr gestartet hätte, wären wir uns niemals über dem Weg gelaufen.

"Jeongguk, du solltest aufhören zu trinken", sagt Namjoon aus heiterem Himmel und reißt mich aus meinen Gedanken.

Ich werfe Namjoon einen kurzen, missmutigen Blick zu und schlucke den nächsten Shot herunter, bevor ich antworte.

"Warum? Damit ich noch klarer darüber nachdenken kann, wie beschissen alles gerade ist?“, frage ich ihn miesgelaunt.

Namjoon seufzt tief, aber ich sehe den besorgten Ausdruck in seinen Augen. Er weiß genau, worauf ich hinaus will, und das macht es nicht besser. Ich will mich gerade nicht mit meiner Wut, Enttäuschung und dieser gottverdammten Leere auseinandersetzen. Ich will einfach nur vergessen.

"Jeongguk, das hilft dir nicht. Du machst es nur schlimmer, wenn du dich so abschießt“, sagt er ruhig, als wäre seine Stimme der einzige Anker, der mich davon abhält, endgültig abzudriften.

"Was bringt es, klar zu denken, wenn alles nur noch mehr wehtut?“, murmele ich, den Blick auf das leere Glas gerichtet.

"Was ist wirklich los, Jeongguk?“, fragt Namjoon sanft.

Er legt einen Unterarm auf die Theke und sieht mich an, als könnte er genau in mich hineinschauen. Ich starre zurück, unsicher, ob ich überhaupt in der Lage bin, es in Worte zu fassen. Wie soll ich erklären, dass es wehtut, sich in jemanden zu verlieben, der so blind für seine eigenen Bedürfnisse ist? Jemanden, der sich immer wieder selbst opfert, für jemanden, der ihn nicht verdient?

"Taehyung...“, beginne ich, doch das Wort bleibt mir im Hals stecken. Namjoon sagt nichts, aber sein ruhiger Blick ermutigt mich weiterzureden.

"Ich verstehe es nicht. Warum kann er nicht sehen, wie sehr Bogum ihn kaputt macht? Warum glaubt er, dass er so wenig verdient?“, gebe ich verzweifelt von mir und raufe mir durch die Haare.

"Du glaubst, dass er in einer schlechten Beziehung ist?“, seine Stimme ist leise, aber seine Worte treffen wie eine Feststellung.

"Schlechte Beziehung? Das ist noch milde ausgedrückt. Bogum behandelt ihn wie... Ich weiß nicht mal, ob er ihn überhaupt liebt", nicke ich, spüre, wie sich ein bitteres Lachen in meiner Kehle bildet.

Ich starre auf die Theke vor mir und drehe das leere Glas zwischen meinen Fingern. Es zerfrisst mich, dass Taehyung das alles mitmacht. Dass er sich immer wieder kleinmacht, um Bogum zu gefallen, nur um nicht allein zu sein. Obwohl ich ihn jederzeit mit offenen Armen empfangen würde.

"Und du kannst nichts tun, weil er es selbst nicht einsieht?“, ergänzt Namjoon, als würde er meine Gedanken lesen.

„Ja“, antworte ich bitter und lehne mich schwer auf den Tresen. "Ich kann nichts tun. Egal, was ich sage, es kommt nicht an. Er würde mir nicht glauben, selbst wenn ich es ihm direkt ins Gesicht sagen würde. Er verteidigt ihn immer“.

Namjoon bleibt still, als würde er die richtigen Worte suchen.

"Manchmal müssen die Menschen selbst an den Punkt kommen, an dem sie bereit sind, zu sehen, was ihnen schadet", erwidert er und presst die Lippen zusammen.

Chasing You | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt