Kapitel 23

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Die Atmosphäre im Café ist ruhig, fast schon bedrückend, als der Regen draußen immer noch gegen die Fensterscheiben prasselt. Es ist mittlerweile dunkel geworden, und die wenigen Gäste haben das Café verlassen. Nur das leise Summen der Kühlvitrine und das gelegentliche Tropfen des Regens durchbrechen die Stille. Ich sehe zu Taehyung hinüber, der an der Theke steht und die letzten Gläser in das Regal stellt.

Die letzten Stunden zwischen uns waren angespannt, aber gleichzeitig voller unausgesprochener Worte. In meinem Kopf dreht sich alles nur noch um ihn und sein Freund. Es macht mich einfach sauer, dass dieser Bogum ihn dafür fertig macht, dass Taehyung von uns nach Hause gebracht wurde. Er hätte ihn auch einfach abholen können. Auch, wenn Taehyung ihm gesagt hat, dass er es nicht tun soll. Wieso verteidigt dieser Vollidiot seinen Freund eigentlich so sehr? Liebt er ihn wirklich so sehr? Ich bezweifle es stark, sonst hätte er nicht damals mit mir geschlafen.

Ich lehne mich an die Theke und beobachte ihn still. Irgendetwas zieht mich zu ihm hin, als könnte ich nicht anders, als in seiner Nähe zu sein und ihm mitzuteilen, dass ich ihn jeder Zeit mit offenen Armen empfange. Mir fällt es deutlich schwerer meinen Abstand zu halten, wenn ich weiß, dass er nicht die Zuneigung bekommt, die er eigentlich verdient hätte. Durch diese Erkenntnis  ist meine Wut auf Taehyung komplett verflogen, sondern auf seinen Freund übertragen worden. Taehyung ist kein Arschloch. Er versucht nur es allen Recht zu machen und keine weiteren Fehler zu begehen. In meinen Augen ist sein größter Fehler immer noch mit Bogum zusammen zu sein, auch wenn er seine Gefühle nicht verletzen möchte.

"Wir schließen jetzt den Laden", teile ich Taehyung mit, da es keinen Sinn macht uns irgendwelche Aufgaben zu suchen, wenn alles schon erledigt ist.

Taehyung blickt zu mir auf, überrascht von meiner plötzlichen Entscheidung. Sein Blick verrät, dass er nach einem Grund sucht, aber er sagt nichts. Er wischt sich mit der Hand eine Strähne aus dem Gesicht und zieht skeptisch die Augenbrauen zusammen.

"Wieso? Deine Tante wird doch ausflippen, wenn wir einfach früher gehen", bringt er über die Lippen und spannt sich etwas an, als ich mich von der Theke abstoße und mich ihm nähere.

"Auf die zehn Minuten kommt es ganz sicher nicht an. Lass das mal mein Problem sein", meine ich lächelnd und kneife ihm leicht in die Wange.

Taehyung weicht meinem Blick aus, als ich ihn leicht in die Wange kneife, aber ich merke, wie seine Schultern sich etwas entspannen. Er lässt ein schwaches Lächeln zu, das nicht ganz seine Augen erreicht, doch es ist ein kleiner Sieg. Den Drang ihm noch näher zu kommen, wird deutlich stärker. Ich hätte es mehr genießen müssen, als ich ihn vorhin umarmen durfte.

"Okay, dann gehe ich mich umziehen", sagt er schließlich und läuft an mir vorbei.

Augenblicklich nehme ich seinen blumigen Duft wahr und könnte ihm wie ein Hund hinterherlaufen, um mehr davon zu erschnüffeln.
Ich beobachte, wie Taehyung in den hinteren Bereich des Cafés verschwindet, um sich umzuziehen. Es ist schwer zu erklären, aber es fühlt sich an, als ob etwas erdrückendes in der Luft hängt.

Mit einem Seufzen mache ich mich daran, die letzten Lichter im Café auszuschalten und die Stühle auf die Tische zu stellen. Der Laden ist so gut wie fertig für die Nacht. Als ich ebenfalls den Mitarbeiterraum betrete, steht Taehyung schon bereit da. Die Schürze ist er losgeworden und trägt nur eine dicke Jacke, in die er sich einmurmelt. Er steckt seine Hände in die Jackentasche und sieht mich mit müden Augen an, was ihn für einen Moment noch zerbrechlicher erscheinen lässt, als er ohnehin schon wirkt.

"Fertig?“, frage ich ihn, während ich die Schürze ebenfalls abnehme und sie an einen Haken an der Wand neben der Tür hänge.

Taehyung nickt, seine Augen gleiten kurz zu mir und dann schnell wieder weg, als ob er sich nicht sicher ist, ob er mich ansehen sollte. Ich presse die Lippen aufeinander und spüre, wie es sich in meiner Brust zusammenzieht. Ich hasse es, ihn so zu sehen. Ich hole meine Jacke aus meinem Schließfach und ziehe sie schnell an, damit wir endlich gehen können.

Chasing You | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt