Kapitel 15

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Taehyungs Sicht:

Zu meinem Pech sind Seojun und Jeong-Eun früher gegangen, sodass Jeongguk und ich die letzte Stunde allein im Café sind. Es sind auch nur noch zwei Gäste da, weil es draußen gewittert und kein Mensch freiwillig einen Fuß raussetzen möchte. Ich bin froh, dass die Playlist von Seojun im Hintergrund läuft, weil diese unangenehme Stille zwischen Jeongguk und mir mich ganz verrückt macht. Er wischt gerade die Theke ab und summt leise vor sich hin. Wir haben kein einziges Wort miteinander gewechselt, was sehr unangenehm für mich ist.

Seufzend streiche ich mir die Haare nach hinten und möchte nur noch nach Hause. Meine Augen wandern ständig zu ihm und der Drang mit ihm zu sprechen wird mit jeder Minute, die vergeht, stärker. Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll.

"Entschuldigung, wir möchten zahlen", teilt uns ein Gast mit und winkt uns zu seinem Tisch rüber.

Jeongguk reagiert schneller als ich und geht mit einem breiten Lächeln zu dem Mann und der Frau rüber, die wahrscheinlich ein Date zusammen hatten.

"War alles zu euer Zufriedenheit?", fragt Jeongguk im freundlichen Ton und holt das Handy aus seiner Hosentasche, auf dem die ganzen Bestellungen eingetippt werden.

"Ja, alles war sehr lecker. Ich wollte auch fragen, ob wir noch den Rest der Schokotörtchen mitnehmen können, die im Kühlschrank stehen", antwortet die Frau freundlich und schaut zu mir rüber.

"Natürlich, liebend gerne. Taehyung, kannst du bitte die Schokotörtchen einpacken und auch ein paar Kekse dazu legen?", erwidert dieser und dreht sich in meine Richtung, um mich lieb anzulächeln.

Bei den Keksen zwinkert er mir zu und hebt seinen Daumen hoch, bevor er sich wieder den Gästen widmet. Mir schießt direkt das Blut in die Wangen, aber ich wende schnell den Blick ab, um mich runterzubeugen und einen Kuchenbehälter aus Pappe aus dem Regel vor mir zu holen. Ich klappe diese auf und gehe zur Kühlvitrine, die in die Theke eingebaut wurde. Schnell lege ich die letzten vier Törtchen und noch zwei Schokokekse in die Packung, die ich anschließend zuklappe und zu den Dreien bringe.

"Hier sind die Schokotörtchen", sage ich lächelnd und reiche der schwarzhaarigen Frau die Törtchen, die sie dankend entgegennimmt.

"Vielen Dank! Die sind richtig lecker und wir kommen auf jeden Fall wieder", meint die Frau fröhlich und zieht ihren beigen Mantel nochmal fest zu, bevor sie sich zu ihrem Freund stellt.

"Das hören wir gerne. Es war schön, dass ihr da wart. Wir wünschen euch noch einen wunderschönen Abend, auch wenn die Wetterlage nicht so großartig ist", gibt Jeongguk schmunzelnd von sich und lacht etwas, als er das Gewitter draußen betrachtet.

"Das macht nichts. Ein paar Regentropfen bringen uns nicht um", lacht der Mann und nimmt seine Freundin an die Hand, während sie mit Jeongguk zur Eingangstür laufen.

"Ja, stimmt. Wir bestehen ja alle nicht aus Zucker. Kommt gut Zuhause an und wir würden uns darüber freuen, wenn ihr wiederkommt", erwidert er freundlich und hält den Beiden die Tür auf.

Danach verabschieden wir uns von ihnen und das Pärchen verlässt das Café. Jeongguk winkt ihnen durch das Fenster zu, während er an mir vorbeigeht und mich wieder wie Luft behandelt. Er beginnt die Teller aufeinander zu stapeln und sein breites Lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden. Ich kann das nicht so stehen lassen. Die nächsten Tage werden die Hölle für mich, wenn diese unangenehme Stimmung zwischen uns herrscht.

"Jeongguk", spreche ich ihn aus heiterem Himmel an und weiß nicht mal, was ich zu ihm sagen möchte.

"Ja?", sagt er und sieht mich direkt an.

"I-Ich... Ich mag die Stimmung zwischen uns nicht. Können wir nicht so tun, als wäre das an Neujahr nie passiert?", murmle ich zögerlich und spiele mit meiner Schürze.

Für mehrere Sekunden starrt er mich bloß schweigend an und legt langsam die Teller in seinen Händen auf den Tisch, bevor er die Stirn runzelt und etwas verwirrt wirkt. Ich schlucke hart und merke, wie heiß mir am ganzen Körper wird. Ich weiß nicht, wieso, aber seine Augen strahlen etwas aus, was mich ganz kirre macht.

"Also wirklich... Ich verstehe nicht, was in deinem hübschen Kopf vorgeht. Ich sollte dich doch in Ruhe lassen, oder habe ich das falsch verstanden?", schnauft er belustigt.

"Nein, ich möchte bloß, dass wir ganz normal miteinander umgehen", erwidere ich und sehe ihn ernst an, jedoch werden meine Wangen ganz warm.

"Meinst du das ernst?", fragt er nochmal nach und sein Lächeln wird auf einmal breiter, aber nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, freut er sich nicht über meine Aussage.

"J-Ja", piepse ich und nicke dabei entschlossen.

"Wow, Taehyung. Du bist echt gut darin, meine Gefühle zu verletzen und mein Ego zu zerstören", meint Jeongguk und fängt an zu lachen, was sich merkwürdiger Weise wie ein Schlag in die Magengrube anfühlt.

"Was ist denn so schlimm daran, dass ich ein normales Verhältnis mit dir haben möchte?", möchte ich verwirrt wissen und ziehe die Augenbrauen zusammen.

"Natürlich verstehst du das nicht. Dir fällt es total leicht mich wie alle anderen zu behandeln, weil ich nur irgendein Kerl für dich bin. Mir fällt das nicht so leicht wie dir. Ich hatte nämlich vom ersten Moment, als ich dich gesehen habe, nur Augen für dich. Also verzeih mir, wenn ich erst darüber hinweg kommen muss", erklärt er mir und grinst mich schief an, bevor er sich die Teller wieder schnappt und auf mich zu kommt.

Meine Wangen glühen durch seine Worte wie eine Rotlichtlampe und fühlen sich auch so heiß an. Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand so offen seine Gedanken ausspricht. Bogum macht mir kaum Komplimente über mein Aussehen, darum bin ich etwas überfordert, dass es Jeongguk tut. Mein Herz klopft so stark in meiner Brust und ich halte kurz den Atem an, als er sich genau vor mich stellt.

"D-Das stimmt nicht! Für mich ist es auch nicht einfach das zu vergessen", widerspreche ich ihm und kann ihm kaum in die Augen schauen, weil es mich nervös macht.

"Ach, tatsächlich? Ich frage mich wirklich, an was du dich noch erinnern kannst, wenn du es nicht vergessen kannst", schmunzelt er und drückt mir die Teller in die Hände.

Unsere Finger berühren sich dabei und ich spüre ein kleines Kribbeln in meinem Bauch. Ich reiße die Augen auf und mir schießen tausend Erinnerungen in den Kopf von dieser Nacht, die ich versucht habe zu verdrängen. Das Gefühl von seinen Lippen und seine Berührungen auf meinem Körper haben sich in mein Gedächtnis gebrannt. Er macht das doch extra. Erst ignoriert er mich komplett und dann bringt er mich in Verlegenheit!

"Warum interessiert dich das überhaupt? Du kannst dich an gar nichts erinnern und ich werde es dir ganz sicher nicht erzählen!", keife ich ihn an und wende mich ab, um die Teller in die Küche zu bringen.

"Ruhig, Hübscher! Ich habe nicht gesagt, dass ich das wissen möchte... Aber nach deiner Reaktion zu urteilen, hat es sich gut angefühlt!", ruft er mir hinterher und kichert vor sich hin.

Ich hätte ihn einfach nicht ansprechen sollen. Ich bin so ein Vollidiot. Wieso bringe ich mich ständig in solche Situationen?

Chasing You | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt