Ich hatte Candra gesagt, dass es toll wäre, wenn sie einen Teller Kartoffelbrei für meine Schwester zu meinem Zimmer bringen würde und ich ihr alles noch erklären würde.
Jetzt saßen ich und meine Schwester auf meinem Bett und ich sagte zu ihr. „Was ist da passiert? Und lüg mich bloß nicht an!"
Sie ließ die langen Haare in ihr Gesicht fallen, sodass diese ihr blaues Auge verdeckten. Sie sah zu Boden und schwieg beharrlich.
Ich knirschte mit den Zähnen. Warum musste sie nur so stur sein? „Sag etwas, Blame."
Sie hob langsam den Kopf und strich sich die Haare wieder aus dem Gesicht. „Du sagst es nicht, Mom und Dad?"
Ich hob eine Augenbraue. „Wegen so etwas ..." Ich deutete auf ihr Auge. „Werde ich ganz sicher nicht einfach schweigen."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Gut, dann sag' ich auch kein Wort."
Ich hätte sie am liebsten geschüttelt und gepackt und sie angeschrien. Doch es hätte nichts gebracht. Manchmal war meine Schwester unverbesserlich stur und ließ sich von und um nichts umstimmen. „Na gut. Ich werde es ihnen nicht erzählen. Aber wenn es ernst ist, und ich bezweifle, dass es das nicht ist, dann wirst du es ihnen sagen."
Sie presste die Lippen aufeinander, nickte dann aber schließlich doch. „Abgemacht. Elodie James. Und mehr sage ich nicht." Trotzig fügte sie hinzu. „Du kannst sie ja fragen."
„Elodie James." Wiederholte ich. „Wer ist das?"
Sie sah mir fest in die Augen. „Sei froh, dass ich dir überhaupt etwas gesagt habe. Und wann kommt jetzt eigentlich mein Essen? Ich dachte, du würdest dich darum kümmern."
Ich seuftze und wusste im selben Moment, dass herum gerede nichts bringen würde. Ich könnte sie jetzt drängen und sagen, was ich wollte; das Ergebnis würde das Gleiche bleiben. Sie würde nicht mehr verraten. Und ein Name war ja schon etwas. Elodie hatte ihr das blaue Auge also verpasst? Vermutlich würde sie auch diese Frage nicht beantworten. Sture Teenager! Oder es lag einfach an meiner Schwester selbst.
Candra klopfte.
„Herein", rief ich und sie trat ins Zimmer. Dann schloss sie die Tür hinter sich und hatte auch den bestellten Teller mit Essen im Gepäck. Sie reichte den Kartoffelbrei meiner Schwester und sagte zu mir. „Kannst du mir vielleicht mal erklären, was hier eigentlich los ist?"
„Kann ich dich hier erst mal alleine lassen?" Wandte ich mich zögerlich an Blame.
Diese verdrehte genervt die Augen. „Sehe ich aus wie ein Kleinkind?" Nein, aber du verhältst dich so, wollte ich fast schon antworten.
Stattdessen schwieg ich und ging mit Candra hinaus, während Blame in meinem Zimmer aß.„Also?" Candra sah mich auffordernd an.
Ich seufzte tief und antwortete ihr schließlich. „Blame wurde von einem Mädchen namens Elodie James geschlagen. Mehr habe ich nicht aus ihr heraus bekommen. Sie sagte, wenn ich mehr wissen will, soll ich Elodie selbst fragen. Ich denke..."
Von einer Stimme hinter mir wurde ich unterbrochen. „Dass ich ihnen dabei helfen kann."
Ich drehte mich um. Und dort stand sie. Frau Rough. Sie ließ den Blick von mir und dann zu Candra schweifen. „Ich habe gehört, dass Ihre Schwester offenbar mit einer anderen Schülerin Probleme hat. Ich kann mit dieser Elodie James sprechen. Schließlich ist es meine Pflicht als Lehrerin, für Recht und Ordnung zu sorgen." Bei dem letzten Satz zuckten ihre Mundwinkel spöttisch und wir wussten beide genau, wie viel sie auf Recht und Ordnung gab.
„Das wäre jetzt nicht nötig gewesen, ihre Unterstützung wird aber sicher hilfreich sein." Meinte Candra mit einem höflichen Lächeln.
Frau Roughs Augen blitzten auf und sie lächelte ebenfalls. Candra sah darin vielleicht ein vertrauenswürdiges Lächeln, aber ich erkannte, was eigentlich dahintersteckte: Gefahr. „Natürlich. Kommen Sie beide doch mit, ich kann im Sekretariat nachfragen, wer diese Elodie James ist."
Candra nickte erfreut, während ich still blieb und kaum merklich die Lippen aufeinander presste. „Ich muss dann meiner Schwester noch sagen, dass wir... kurz weggehen."
„Tun Sie das." Sagte Frau Rough tückisch lächelnd.
Ich ging zu meiner Zimmertür und öffnete sie. Meine Schwester saß noch auf dem Bett und aß gerade den letzten Löffel. Sie betrachtete die leeren Wände, als frage sie sich, wie unkreativ ich doch war. „Wir werden diese Elodie James aufsuchen."
Ihr Kopf fuhr zu mir hoch und sie starrte mich an. „Wie... wie glaubst du, dass du sie finden kannst?" Sie lachte hysterisch.
„Eine Lehrerin hat sich angeboten, dabei zu helfen. Ansonsten kann ich mir auch noch deine Klassenliste ansehen."
„Sie ist nicht in meiner Klasse." Bemerkte sie mürrisch und stellte den Teller weg.
„Hm... okay. Und du möchtest wirklich nicht mehr dazu sagen?" Ich sah ihr eindringlich in die Augen.
Sie schüttelte nur stumm den Kopf und biss sich auf die Unterlippe.
Ich nickte und verließ mein Zimmer. Dann ging ich wieder zu Candra und Frau Rough. Letztere war zwar so etwas wie meine persönliche Folterknechtin aber trotzdem glaubte ich ihr, dass sie mir in diesem Fall helfen würde.
Meine Atmung ging bei dem Gedanken schneller, was bei unserer letzten Begegnung geschehen war. Und... meine Nippel verhärteten sich. Ich konnte von Glück sagen, dass ich einen BH anhatte und man somit nichts sah.
Auf unserem Weg warf ich ihr immer wieder unauffällige Blicke zu. Sie sah etwas durcheinander aus. Was ich noch nie an ihr gesehen hatte. Andererseits kannte ich sie auch noch nicht lange.
Als ich wieder einmal zu ihr herüberblickte, trafen sich unsere Blicke. Sie lächelte kurz und hart, katzengleich und hinterhältig.
Candra bekam nichts von unserem Blickaustausch mit, weil sie mit entschlossenem Schritt voranging, weil sie es offenbar als ihre Aufgabe ansah, Gerechtigkeit zu bringen. Wenn sie von mir und Frau Rough wüsste... nun, zum Glück wusste sie nichts in dieser Richtung.
Als wir beim Sekretariat angekommen waren, bedeutete Frau Rough uns, vor der Tür zu warten. Als sie drinnen war, fragte Candra mich. „Wie hießt die eigentlich? Ich bin ihr hier noch nie begegnet."
Nun, ich konnte es wohl nicht ewig verheimlichen, was? „Das ist... Frau Rough. Die Lehrerin von der Fehrra erzählt."
Candra klappte die Kinnlade herunter. Einen Moment stand sie da stumm vor mir und ich hätte in einer andere Situation vielleicht gelacht, aber nicht dieses Mal.
Candra brachte schließlich ungläubig aus. „Das, ist diese Lehrerin, die dir gleich am ersten Tag fünf Nachstizstunden aufgebrummt hat?"
Ich wand mich unter ihrem ungläubigen Blick. „Na ja... schon. Aber sie ist eigentlich gar nicht so schlimm." Wiegelte ich ab, weil ich mir sicher war, dass Candra sonst fliehen würde.
Sie sah nicht ganz überzeugt aus, nickte dann aber und sagte. „In Ordnung. Dann warten wir auf diese Frau Rough und suchen dann diese Elodie James. Solchen Leuten würde ich echt gerne eine verpassen." Ihre Stimme war in ein wütendes Knurren übergegangen und schon war die Sache mit Frau Rough vergessen. Nun, für's erste.
So kannte ich Candra gar nicht. Sie hatte etwas von einer Löwenmutter, die alles tat, um ihre Kleinen zu schützen und jeden, der ihnen etwas tat, zu Brei zerschlagen wollte.
„Wieder da." Sagte Frau Rough lässig und hielt an, las vom Zettel. „Die gute Elodie James ist offenbar in der 12. Klasse, hat nicht sonderlich gute Noten und scheint des Öfteren in brenzligen Situationen verwickelt zu sein."
Wir gingen zu den Wohnheimen, in denen die zehnten bis dreizehnten Klassen untergebracht waren. Der Trakt, indem gerade die zwölften Klassen untergebracht waren. Manchmal blieben die Trakte der unterschiedlichen Klassen, manchmal änderten sie sich, wenn man in die nächste Klasse kam. Ich blickte auch nicht wirklich hinter dieses unlogische System.Wir hatten die Nummer der Tür, wo Elodie hauste, herausgefunden. Doch bevor wir ankamen, wurden wir beinahe von zwei schnatternden Mädchen umgerannt. Sie schauten erst gar nicht auf.
„Wisst ihr, wo wir Elodie James Zimmer finden?" Fragte Candra die beiden.
Sie verstummten und sahen uns nun doch an. Die eine, etwas kleiner und mit langen blonden Haaren, antwortete schließlich. „Ja schon, seid ihr sicher das ihr da hinwollt? Aber gut... den Gang geradeaus weiter und dann am Ende links, die vorletzte Tür von links."
„Danke. Und... wisst ihr vielleicht, ob Elodie James und Blame Dorges sich kennen?" Natürlich kannten sie sich, aber Candra wollte wahrscheinlich herausfinden, ob die Mädchen noch etwas anderes wussten.
Jetzt sprach das andere, sie war ein bisschen größer und hatte schulterlanges, schwarzes Haar. „Ja klar, die beiden hängen doch in letzter Zeit dauernd herum. Aber ich sag' euch was: Blame hat nichts gemacht, falls ihr deshalb nach ihnen sucht. Sie ist eher so der stille Typ. Ich frage mich eh, warum die beiden abhängen, sie sind wie Tag und Nacht. Aber gut... wir müssen dann auch los, ne'?" Sie grinste und hackte sich dann wieder bei ihrer Freundin ein. Gemeinsam verschwanden sie um die Ecke.
„Jetzt verstehe ich gar nichts mehr." Candra runzelte die Stirn. „Wenn die beiden sich kennen und es die letzte Zeit gemeinsam gut ausgehalten haben, warum hat Elodie Blame dann geschlagen."
„Gehen wir erst einmal zu Elodie." Entschied Frau Rough ernst und es ärgerte mich ungemein, dass ich ihren Vornamen immer noch nicht kannte.
Wir folgten der Beschreibung der beiden Mädchen und kamen schließlich vor der richtigen Tür an. Ich fühlte mich als Blames Schwester dazu berufen zu klopfen.
„Wer ist da?" Erklang eine genervt klingende, weibliche Stimme.
Jetzt war es Frau Rough, ganz die Lehrerin, was sie eigentlich gar nicht einmal war, aber genau das jetzt heraushängen ließ, die sagte: „Öffnen Sie die Tür, Frau James, hier ist Frau Rough, Lehrerin."
Ein genervtes Stöhnen folgte, dann wurde die Tür widerwillig geöffnet. Ein Mädchen von oben bis unten in schwarze Klamotten gehüllt, kam zum Vorschein und fragte. „Was soll das? Was hab ich denn jetzt schon wieder getan?"
Frau Rough schob sich ohne Nachfrage an Elodie vorbei und so wollten es auch ich und Candra tun. Doch Frau Rough sagte, ohne sich umzudrehen. „Candra, könnten Sie vielleicht draußen warten? Ich glaube, das ist eine Sache zwischen Frau James und Frau Dorges.
Candra presste zwar die Lippen unzufrieden aufeinander, doch der Ton von Frau Rough schien sie dazu zu bewegen, zu tun, was sie sagte. Sie blieb also stehen und ich sah sie noch entschuldigend an, bevor ich ebenfalls in den Raum ging.
Elodie schien davon nicht sehr begeistert, schloss aber die Tür hinter uns. „Also? Antwortet ihr mir jetzt oder was?"
Ich meldete mich zu Wort. „Ich bin Drew Dorges und du hast meine Schwester geschlagen." Kam ich gleich auf den Punkt.
Ungerührt hockte sie sich im Schneidersitz hin und trank einen Schluck Wasser, dann wandte sie sich mir mit einem ironischen Lächeln zu. „Ach, ist das so? Hat sie sich bei ihrer großen Schwester über die böse Elodie James ausgeheult?"
„Nein, das hat sie eigentlich nicht. Sie hat in dem Zusammenhang mit ihrem blauen Auge einfach nur deinen Namen gesagt. Mehr wollte sie nicht sagen. Also: Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"
Elodie lachte leise und strich sich eine ihrer langen, braunen Haare aus dem Gesicht. „Wo bin ich hier? Vor Gericht? Warum sollte ich auch nur ein Wort sagen?"
Jetzt meldete Frau Rough sich lässig zu Wort. „Weil ich dir dein Leben dann zur Hölle mache."
Wieder lachte sie spöttisch. „Mein Leben ist schon Hölle, Klugscheißerin. Also drohen Sie mir nicht."
Frau Rough Blick wurde kalt und sie sagte sehr langsam und sehr bedrohlich. „Du glaubst, dein Leben ist die Hölle? Dann bist du offenbar wirklich noch ein Kind. Ich weiß alles über dich. Die Drogenprobleme deiner Mutter und der reiche Vater, der dich hier abgeschoben hat. Und natürlich deinen älteren Bruder, der im Knast wegen Vergewaltigung hockt. Deine Familie ist bereits zusammengebrochen. Aber du kannst noch deutlich tiefer sinken. Du weißt gar nicht, wie dankbar man über die kleinen Dinge wie Essen und ein warmes Zimmer ist, wenn man es nicht mehr hat, wenn die ganze Zeit eine unmittelbare Gefahr droht. Wie das einen psychisch und physisch auffressen kann. Bis man gebrochen und nur noch eine leere Hülle seiner selbst ist. Dann ist man in der Hölle. Erzähl also weniger von deinem ja so schrecklichen Leben und beantworte lieber unsere Fragen; du willst nicht wissen, welche Kontakte ich habe und wo sie dich hinbringen können."
Elodie starrte Frau Rough überrascht an. Dann presste sie die Lippen aufeinander und sagte schließlich. „Also gut. Was wollt ihr wissen?"
„Wir haben gehört das du und meine Schwester gemeinsam abgehangen habt. Wie ist es also dazu und dann zu der Ohrfeige gekommen?"
Sie seufzte und lehnte sich zurück. Dann erzählte sie, was geschehen war._________________________
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𝗦𝗪𝗘𝗘𝗧𝗜𝗘 - kleine, devote Sklavin (2) (girlxgirl)
Romancegxg: Band 2 der »Sweetie-Reihe« **Wenn dominante Lehrerin ihre Schülerin auf bittersüße Weise Quält...** Jeanne M. Rough Das Leben ist kein Ponyhof, denn ich sitze direkt an der Beweisstelle dafür. Menschen für andere quälen, damit sie kooperieren...