Martin Sicht:
Ich ging am nächsten Morgen wieder ins Krankenhaus und betrat Ottos und mein Zimmer. Als ich hereinkam, sah ich Otto und Anni, die noch schliefen. Ich lenkte meinen Blick weg und entdeckte plötzlich Karin. Ich ignorierte das und begab mich zu meinem Bett. Plötzlich drehte ich mich um. "Warte, was macht Karin hier?", rief ich verwirrt aus.
Ich weckte Otto auf, und er schaute mich leicht erschrocken an. "Was macht Karin hier?", fragte ich mit ernster Stimme. "Anni kann nicht ohne ihr Kind Martin... Sie hat Karin weggenommen, bevor die Gestapo sie mitnehmen wollte. Sie wollte Karin auf dem Dachboden verstecken, aber das war zu gefährlich", erklärte Otto. Ich atmete tief durch. "Wenn die Gestapo davon erfährt, sind wir erledigt." Otto stand auf und ging zu Karin. "Ich weiß, aber ich kann meine Schwester nicht im Stich lassen. Ich verstehe, wenn du uns verraten willst", sagte er. Ich würde die beiden niemals verraten, dafür mag ich Otto zu sehr. "Nun gut, aber wir müssen das Kind besser verstecken, falls Dr. Sauerbruch oder jemand anderes hereinkommt", meinte ich besorgt. Otto dachte einen Moment nach. "Ich weiß, uns fällt bestimmt noch etwas anderes ein."
Eine Woche später
Otto's sicht:
Eine Woche war vergangen. Ich verbrachte viel Zeit mit Martin, arbeitete mit ihm zusammen, lernte abends mit ihm und unterhielt mich viel mit ihm. Ich spürte, wie sich meine Gefühle für ihn immer mehr entwickelten. Es wurde immer schlimmer und schmerzhafter.
Eigentlich wollte ich etwas mit Ella unternehmen, um genau das zu verhindern, dass sich meine Gefühle für Martin vertieften. Aber Ella musste die ganze Zeit arbeiten, und das tat mir leid.
Es war Nachmittag. Ich half Dr. Sauerbruch bei einer Operation, aber meine Gedanken waren die ganze Zeit bei Martin. "Marquardt? Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie scheinen abwesend zu sein", fragte Dr. Sauerbruch und winkte vor meinem Gesicht. Erschrocken schaute ich auf. "Oh, entschuldigen Sie, Dr. Sauerbruch, ich war in Gedanken versunken. Das wird nicht mehr vorkommen", versicherte ich ihm schnell. Dr. Sauerbruch nickte. "Schon gut. An wen dachten Sie? An eine Frau? "Er meinte wohl an ein Mann... Ich sagte nichts dazu und half Dr. Sauerbruch weiter.
Nach der Operation kam Dr. Sauerbruch noch einmal auf mich zu. "Ich hoffe, bei der nächsten Operation sind Sie wieder ganz bei der Sache. Ich schließe jetzt mal ein Auge zu, aber das darf während einer Operation nie wieder passieren." Ich schaute ihn entschuldigend an. "Es tut mir wirklich leid. Das wird nicht wieder vorkommen." "Gut. Ach ja, wenn Sie nicht an eine Frau gedacht haben, haben Sie dann an einen Mann gedacht?", fragte er mich. Wow, er ging wirklich weit in meine Privatsphäre, aber mich wunderte eher, dass er das fragte. "Nein, so etwas ist verboten. Ich werde mich nicht in einen Mann verlieben oder eine Beziehung eingehen", antwortete ich. Dr. Sauerbruch schaute mich an. "Der Mensch hat sich noch nie wirklich an Regeln gehalten. Außerdem ist so etwas eigentlich normal, aber es gibt immer noch zu viele Menschen, die das anders sehen. Ich lasse Sie jetzt in Ruhe." Er lächelte leicht und ging.
Was war das für ein Gespräch mit ihm? Aber ich glaube, er hat mich durchschaut. Ich kann nur hoffen, dass er mich nicht verrät. Ich ging weiter meiner Arbeit nach, aber mit der Angst im Hinterkopf, dass die Gestapo etwas davon mitbekommen könnte.
Martins Perspektive:
Heute hatte ich frei. Ich nutzte die Zeit zum Schlafen, Lesen und um auf Karin aufzupassen, da Anni wieder arbeiten musste. Ich war etwas überfordert mit Karin und hoffte, dass sie nicht weinte. Als ich zu ihr hinüberschaute, sah sie wirklich süß aus. Meine Gedanken kreisten jedoch auch um Otto, und ich überlegte die ganze Zeit, ob ich ihm meine Gefühle gestehen sollte. Wir hatten die ganze Woche viel Zeit miteinander verbracht, und ich genoss diese Zeit sehr. Ich war auch froh, dass seit einer Woche kein Anschlag auf Berlin verübt worden war. Ich genoss die Ruhe sehr. Ich kümmerte mich weiter um Karin, bis Anni zurückkam und übernahm.
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Charité
AléatoireIn dieser Geschichte geht es um die Charité in Berlin von 1943 bis 1945. Otto Marquardt war in der Armee, bevor er endlich sein Studium an der Charité fortsetzen durfte. Auch seine große Schwester arbeitet dort und beendet gerade ihr Studium. Otto h...