Kapitel 19

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Während die Polizei Sofia abführte, drehte Viktor sich zu der Menge um, die sich draußen versammelt hatte. Seine Stimme hallte über den Hof, als er die Menschen dazu aufforderte, zurück in den Saal zu kommen.

"Meine Damen und Herren", begann er mit einer gefassten Stimme, "bitte kehren Sie zurück in den Saal. Es tut mir leid für die Unannehmlichkeiten, aber die Sicherheit aller Gäste ist meine oberste Priorität."

Die Menschenmenge murmelte und folgte schließlich den Anweisungen, wenn auch mit sichtlicher Verwirrung und Unruhe, während die blinkenden Autos vom Anwesen weg fuhr.

Während die Menge sich zurück in den Saal begab und die Lichter wieder an gingen, trat Viktor Valenzo mit einer Frau an seiner Seite aus der Dunkelheit hervor. Die Frau war elegant gekleidet und schien gefasst, obwohl ein leichter Ausdruck der Besorgnis in ihren Augen lag. Viktor legte beschützend einen Arm um sie, während sie Arm in Arm vor die versammelte Menge traten.

"Meine lieben Gäste", begann Viktor erneut, seine Stimme ruhig und beherrscht. "Es tut mir leid für die plötzliche Unterbrechung unserer Veranstaltung. Die Polizei hat Frau Vasquez wegen eines Missverständnisses abgeführt. Aber ich versichere Ihnen, es handelt sich um eine bedauerliche Verwechslung, die wir schnellstmöglich aufklären werden."

Die Menge murmelte skeptisch, doch Viktor fuhr fort, die Frau fest an seiner Seite haltend. "Ich bitte Sie um Ihr Verständnis und Ihre Geduld. Bitte nehmen Sie wieder Platz, und lassen Sie uns den Abend gemeinsam fortsetzen."

Mit diesen Worten geleitete Viktor die Frau zurück in den Saal, wo sie sich unter dem neugierigen Blick der Gäste platzierten und mit ihnen sprachen.

Als der Milliadär mit der Frau an seiner Seite im Saal standen und ihr Gesicht von den Kronleuchtern erleuchtet wurde, ging Isabella ein Licht auf. Sie erkannte sie sofort. Es war die Frau, die sie auf dem Bild gesehen hatte, das auf Viktors Schreibtisch stand. Es war Viktors Ehefrau!

Isabella spürte eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit in sich aufsteigen. Warum war die Frau hier? Wusste sie, dass die Abgeführte die Geliebte ihres Mannes war? Sie hielt ihren Atem an, als sie sah, wie Viktor und seine Frau den Saal verließen, gefolgt von einem kleinen Tross aus Bodyguards. Ihr Entschluss stand fest: Sie musste herausfinden, was hier vor sich ging.

Leise und unauffällig schlich sie hinter ihnen her, versuchte, sich im Schatten der dunklen Gänge zu verbergen, um nicht bemerkt zu werden. Ihr Herz pochte laut in ihrer Brust, während sie sich langsam und bedacht fortbewegte, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden.

Sie folgte ihnen durch die Korridore des Anwesens, ihre Schritte gedämpft und vorsichtig, bis sie schließlich in ein anderes Büro eintraten. Die Bodyguards plazierten sich vor der Tür wie Türsteher und Isabella hatte keine Möglichkeit sie zu belauschen.

Nervös biss sie sich auf die Lippe. Sie wusste, dass sie nicht einfach so hereinspazieren konnte, ohne entdeckt zu werden. Doch ihr Entschluss, herauszufinden, was vor sich ging, war stärker als ihre Angst.

Entschlossen sah sie sich um und entdeckte eine kleine Seitentür, die angelehnt stand. Ohne zu zögern, schlüpfte sie hinein und schloss sie leise hinter sich. Der Raum, den sie betrat, war klein und düster, mit nur einem Schreibtisch und einem Stuhl.

Isabella huschte zu dem Schreibtisch und ließ ihren Blick über die Papiere darauf schweifen. Doch bevor sie etwas entdecken konnte, hörte sie gedämpft Stimmen aus dem Nebenraum. Sie hielt inne und spitzte die Ohren, während sie versuchte, die Worte durch die Wand zu verstehen. Sie presste ihr Ohr dagegen, aber die Stimmen blieben undeutlich, nur ein dumpfes Gemurmel, das ihr keine klaren Informationen lieferte.

Frustriert zog sie sich zurück und versuchte, sich zu beruhigen. Sie musste einen Weg finden, um näher an die Quelle der Stimmen heranzukommen, ohne entdeckt zu werden. Vielleicht gab es einen Spalt in der Wand, durch den sie lauschen konnte, oder einen anderen Weg, um mehr zu erfahren.

Isabella atmete tief durch und konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben, während sie überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. In diesem Moment fiel ihr die Balkontür auf. Ein Lächeln huschte ihr übers Gesicht, der heutige Abend spielte ihr gut in die Hände.

Mit einem leisen Klicken öffnete sie die Balkontür und trat hinaus auf den kleinen Balkon. Der kühle Nachtwind strich über ihr Gesicht als ihre Augen auf das Fenster des Nebenraums fielen, das auf Kipp geöffnet war.

Ein Hauch von Erleichterung durchströmte sie, als sie erkannte, dass sie von hier aus vielleicht die Konversation im Inneren hören konnte. Vorsichtig schlich sie näher an das Fenster heran und lauschte gespannt. Die Stimmen klangen nun klarer, und Isabella konnte jedes Wort verstehen.

"Wie konntest du nur, Viktor? Wie konntest du mich so verraten?", schrie die Frau, ihre Stimme voller Bitterkeit und Enttäuschung. Isabella zuckte zusammen und setzte sich auf den Balkonboden.

Viktor versuchte, ruhig zu bleiben, doch seine Stimme bebte vor Zorn. "Es tut mir leid, dass du das so erfahren musstest. Aber du musst verstehen, es bedeutet nichts."

Die Frau schnaubte verächtlich. "Es bedeutet nichts? Sieh mich nicht an, als wäre ich dumm, Viktor. Ich weiß von alles. Du hast mich die ganze Zeit belogen, betrogen hinter meinem Rücken. Und jetzt kommst du hierher und tust so, als wäre nichts passiert?"

Viktor war einige Sekunden still, antwortete dann aber ruhiger. "Ich habe keine Zeit für diese Spielchen, Elena. Ich habe wichtige Geschäfte zu erledigen, und ich werde nicht zulassen, dass du sie mir vermasselst. Dieser Abend heute ist sehr wichtig für meine Stiftung."

Isabella hörte das Klacken von Elenas Absätzen. "Oh, ich werde sicherstellen, dass du dafür bezahlst, Viktor. Damit kommst du nicht so einfach davon." In einem Anflug von Wut schrie Viktor seine Frau an: "Es ist nicht dein Recht, die Polizei zu rufen und Sofia abführen zu lassen! Du hast keine Ahnung, was du damit anrichtest. Dieser Abend ist für mich von größter Bedeutung, und du bist kurz davor, alles zu ruinieren!"

Elena ließ sich jedoch nicht einschüchtern. "Was ist mit dem, was du angerichtet hast, Viktor? Was ist mit unserer Familie, unserem Ansehen? Du hast mich betrogen, belogen, und jetzt erzählst du mir, dass ich nichts tun soll? Wieso sollte die Welt nicht von dem erfahren? Von dem, was hier wirklich passiert."

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