Kapitel 18

63 8 0
                                    

Isabella beobachtete Viktor, wie er sich im Gespräch mit Sofia befand. Ihre Blicke schienen sich zu treffen, und für einen flüchtigen Moment spürte Isabella eine angenehme Wärme in ihrem Beckenbereich, bevor sie sich wieder zusammenriss.

Sie lenkte ihre Gedanken auf ihr eigentliches Ziel. Bis jetzt hatte sie herausgefunden, dass Marco Valenzo tatsächlich vor vielen Jahren hier im Manicomio war. Aber, wer war dieser Mann wirklich, der auf dem alten Foto abgebildet war und eine verblüffende Ähnlichkeit mit Viktor aufwies? Sie hatte schon so manche Vermutungen, aber waren diese tatsächlich berechtigt?

Ein Schauer lief Isabella über den Rücken, als sie über die Möglichkeit nachdachte, dass die Dinge, die sie entdeckt und vermutet hatte, tatsächlich auf den Milliardär zutreffen könnten. Sie atmete tief durch. Nein, sie war nicht hier um jemanden zu verführen oder verführt zu werden, sondern um die Wahrheit herauszufinden. Sie durfte das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Während sich der Sturm sowohl in ihrem Inneren, als auch der außerhalb des Manicomio langsam legte, formten sich in Isabellas Kopf Pläne für das, was als nächstes zu tun war. Sie wusste, dass sie weiterhin vorsichtig vorgehen musste, vorsichtiger als zuvor, um nicht in Viktors oder Sofias Nähe zu geraten.

Vielleicht sollte sie noch einmal in die Bibliothek zurückkehren und nach weiteren Hinweisen suchen. Oder vielleicht könnte sie versuchen, mit Angestellten des Milliadärs zu sprechen, um mehr über Viktor Valenzo herauszufinden.

Als sie ihre Möglichkeiten abwog, spürte Isabella, wie sie zu zweifeln begann. War diese Mission doch großer und gefährlicher, als sie es zu Beginn vermutet hatte? Sie hatte sich alles gut vorbereitet und ausgedacht, doch kaum war etwas so gelaufen, wie sie es wollte. Und jetzt? Jetzt hatte sie sich von der Geliebten des Gastgebers verführen lassen und es sogar genossen. Sie presste die Lippen aufeinander, nein, so war das ganz sicher nicht geplant.

Mit einem unentschlossenen Kopfschütteln erhob sie sich und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Dabei bemerkte Isabella, dass Viktor und Sofia noch immer im Gespräch vertieft waren. Ihre Blicke trafen sich kurz, und Isabella spürte, wie sich ein nervöses Kribbeln in ihrem Magen ausbreitete. Sie wandte hastig den Blick ab, bevor sie sich daran erinnerte, dass sie im Büro von Viktor einen Computer gesehen hatte.

Vielleicht war das der Schlüssel zu allem. Vielleicht konnte sie über das Internet auf ihre Daten zugreifen und noch einmal alles recherchierte durchlesen. Isabella wusste, dass es riskant war, aber sie hatte keine andere Wahl, wenn sie die Wahrheit herausfinden wollte.

Mit neuen Entschlossenheit huschte sie aus dem Saal und machte sich auf den Weg zurück zum Büro des Viktor Valenzo. Sie eilte durch die leeren Korridore des Anwesens, ihr Herz klopfte schnell vor Aufregung und Nervosität. Mittlerweile kannte sie den Weg vom Saal zum Büro auswendig. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihrem Ziel ein Stück näher kommen würde, wenn sie nur Zugang zu diesem Computer im Büro von Viktor Valenzo bekäme.

Als sie das Büro erreichte, atmete sie tief durch und betrat entschlossen den Raum. Der Computer stand da, beleuchtet von einem schwachen Licht, das durch die Fenster hereinfiel. Isabella setzte sich an den Schreibtisch und startete ihn, während sie darauf wartete, dass das Betriebssystem hochfuhr. Währenddessen lief sie schnell zur Tür und schloss sie zu. Dann erinnerte sie sich, dass es in dem Anwesen Personen gab, die einen Schlüssel hatten und sah sich im Raum um, was sie verwenden konnte. Ihr fiel ein Stuhl ins Auge, welchen sie vor die Tür stellte, direkt unter die Klinke. Dann holte sie einige Ordner, die fein säuberlich in einem der Regale eingeordnet waren und stapelte sie so lange auf dem Stuhl, bis sie direkt unter der Klinke endeten. Nun konnte sie niemand mehr herunterdrücken.

Stolz betrachtete sie für einige Sekungen ihr Werk, bevor sie wieder zum Tisch lief und sich auf den Chefsessel setzte. Ihre Hände zitterten leicht vor Aufregung, als der Desktop erschien. Kein Passwort? Isabella hielt kurz inne, hinterfragte es aber nicht und klickte sich durch, bis sie über das Internet auf ihre Datenbank in der Bibliothek zugreifen konnte. Sie grinste von einem Ohr zum anderen, knackste kurz die Knöchel und machte sich an die Arbeit alles noch einmal zu durchsuchen. Dabei fiel ihr Blick auf das Bild von Viktor Valenzo und seinem vermeintlichen Vorfahren, das sie gefunden hatte.

Isabella schüttelte den Kopf, zwang sich, konzentriert zu bleiben, und begann, jede Information, die sie hatte, noch einmal sorgfältig zu überprüfen. Dabei stieß sie auf eine eingescannte Datei, ein vergilbtes Bild eines Stammbaums.

Sie runzelte die Stirn, als sie das Foto sah. Es war alt und vergilbt, aber dennoch deutlich lesbar. Mit ein paar Mausklicks vergrößerte sie das Bild und studierte jede einzelne Linie, jeden Namen, der dort verzeichnet war. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie eine Verbindung zwischen den Namen entdeckte. Isabella spürte eine Gänsehaut auf ihren Armen, als sie sich vorstellte, welche was für einen Effekt es haben würde, wenn die Welt davon erfahren würde.

Sie biss sich auf die Lippe, als sie überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte.

In diesem Moment wurde ihre Überlegung unterbrochen, als draußen vor den Türen des Manicomio ein lautes Chaos ausbrach. Isabella erstarrte, während sie versuchte, den Grund zu identifizieren. Schritte hallten durch den Flur, begleitet von aufgeregten Stimmen.

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Isabellas Magen aus. Schnell schaltete sie den Computer aus und sprang auf, um zur Tür zu eilen. Bevor sie die Klinke von den Ordnern befreite, wartete sie einige Minuten ab, bis es wieder ruhig wurde.

Als sie aus dem Büro trat, bot sich ihr ein ungewöhnliches Bild. Die Gänge des Manicomio waren dunkel und verlassen. Kein Zeichen von den Menschenmassen, die vorher durch die Flure geströmt waren. Isabella zögerte einen Moment, bevor sie sich entschied, die Tür hinter sich zu schließen. Sie musste herausfinden, was hier vor sich ging.

Sich wie ein Detektiv fühlend eilte sie mit schnellen Schritten zum großen Saal, in dem die Veranstaltung stattfand. Der Raum war ebenfalls dunkel, aber durch die geöffneten Türen konnte sie draußen gedämpfte Stimmen hören und blinkende Lichter sehen.

Isabella schlich sich behutsam näher und versteckte sich hinter einem der großen Vorhänge, von dem aus sie alles beobachten konnte. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung, als sie sah, was draußen vor sich ging.

Inmitten eines Trupps von Polizisten und Sicherheitskräften thronte Viktor Valenzo, seine Hände verschränkt, während Sofia, mit ihren Hände hinter dem Rücken gefesselt, vor ihm stand und ihn anschrie. Am Rande des Geschehens stand mit dem Rücken zum Anwesen eine Frau und beobachtete, was vor sich ging. Um Viktor herum herrschte geschäftiges Treiben, während die Polizisten Sofia umringten und abführten.

Isabella hielt den Atem an, als sie die Szene beobachtete. Was war hier passiert? Warum wurde Sofia verhaftet?

Manicomio ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt