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Hier, tief im Wald, wo niemand mich sehen kann, bin ich gekommen, um Nahrung zu finden. Jetzt leckte ich mir vorsichtig die Lippen, um sicherzugehen, dass ich kein Blut mehr drauf habe. Ich wollte kein Risiko eingehen. Die Maskerade ist auch so schon schwer genug durchzuhalten.

Einen Moment überlegte ich, ob ich nicht doch alles rückgängig machen soll. Vielleicht wäre es besser, nach Deutschland zurück zu kehren in mein versteck. Was hatte mich dazu getrieben, ernsthaft zu glauben, ich könnte einfach so in die Welt des tageslichts zurückzukehren?

Aber, ich hatte es satt im Schattenreich zu leben. Ich hasste die Dunkelheit und all jene Wesen, die sich in ihrer verbargen. Und vor allem wollte ich nicht mehr allein sein. Ich war mir nicht sicher, warum ich Fell's Church in Virginia gewählt habe. Für meine Verhältnisse war es eine relativ junge Stadt. Die ältesten Gebäude waren ersg vor einanhalb Jahunderten errichtet worden. Aber die Stadt pflegte noch die Erinnerungen an die Geister und legenden den des Bürgerkriegs.

Sie gehörten zum täglichen Leben sowie die Supermärkte und Hamburgerbuden. Mir gefällt dieser Respekt vor der Vergangenheit. Ich glaube, dass ich die Leute von Fell's Church mögen werde. Und wer weiß, vielleicht kann ich sogar ein Platz unter ihnen finden.

Natürlich würde ich nie voll akzeptiert werden. Ein bitteres lächeln spielte auf meinen Lippen. Nein, das wusste ich besser. Es würde nie einen Ort geben, an dem ich ganz und gar gehörte. Einen Ort, an dem ich wirklich einfach ich selbst sein kann.

Es sei denn, ich wähle wieder die Dunkelheit. Ich schüttelte heftig den Kopf und Vertrieb diesen Gedanken. Ich habe mich von den Schatten losgesagt und sie hinter mich gelassen. All diese Jahre habe ich Menschen und tiere ausgelöscht, doch ich werde neu beginnen. Heute.

Mir fiel auf, dass ich immer noch das Kaninchen in den Händen hielt. Sanft legte ich das Kaninchen auf ein Bett aus braunen EichenBlätter. In weiter ferne, für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar, hörte ich einen Fuchs. Komm, Jagdgefährte, dachte ich. Dein Frühstück wartet.

Als ich die Jacke über meine Schulter warf, merkte ich die Krähe, die vorhin gestört hat. Sie saß immer noch in der eiche und schien mich zu beobachten. Irgendetwas stimmt da nicht. Ich habe versucht, meine Gedanken auszusenden, um die Krähe zu testen. Doch im letzten Moment hielt ich mich zurück.

Denk an deinen Vorsatz, ermahnte ich mich. Ich werde meine außergewöhnliche Gabe erst nutzen, wenn es unbedingt nötig ist und ich keine anderen Wahl mehr habe.

Lautlos bewegte ich mich über Laub und trockene zweige, die den Boden bedeckten, zum Waldrand hin. Dort habe ich mein Auto geparkt. Ich warf einen Blick zurück und sah, das die Krähe den Baum verlassen hatte und sich auf das Kaninchen stürzte.

Etwas düsteres lag in der Art, wie der Vogel seine Flügel über den leblosen weißen Körper spreizte. Etwas düsteres und gleichzeitig Triumphierendes. Meine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Fast wäre ich zurück gegangen um den Vogel zuvertreiben. Doch die Krähe hat das gleiche recht, auf Nahrung wie der Fuchs, sagte ich mir.

Im Zwielicht (Marco Reus & Mario Götze Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt