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-Mario's sicht-

Das erste Licht der Morgendämmerung färbte den Nachthimmel rosa und hellgrün. Ich beobachtete das FarbenSpiel von meinem Zimmer aus in der kleinen Pension. Ich habe dieses Zimmer ganz bewusst wegen der Falltür in der Decke gemietet, die zu einem kleinen Rundgang auf dem Dach führte. Im Moment ist die Falltür geöffnet und ein kühler, feuchter Wind bläst die herabgelassene Tür hinunter. Ich bin schon vollständig angezogen, aber nicht, weil ich schon früh aufgestanden bin. Ich habe überhaupt nicht geschlafen.

Ich bin gerade von einem Ausflug in den Wäldern zurück gekehrt. An meinen Stiefeln kleben noch feuchte Blätter. Sorgfältig wischte ich sie ab. Die Bemerkungen der Schüler gestern sind mir nicht entgangen. Ich weiß, das sie mich wegen meiner Kleidung angestarrt haben. Ich bevorzuge immer das beste. Nicht aus Eitelkeit, sondern weil es sich einfach so gehört.

Mein Lehrer hat oft zu mir gesagt: >>Ein adliger sollte sich seiner Stellung gemäß kleiden. Wenn er das nicht tut, zeigt er damit seine Missachtung den Mitmenschen gegenüber.<<

Jeder hat seinen Platz in der Welt. Und meiner war im Kreis des Adels gewesen. Vor langer Zeit....

Warum verweilte ich bei diesen Dingen? Natürlich ist mir klar, dass mir meine eigenen Schultage ins Gedächtniszurück kommen werden, wenn ich die Rolle eines Schülers spiele. Doch jetzt prasselten die Erinnerungen so schnell und heftig in mir ein, als würde ich in einem Tagebuch blättern und meine eigenen Eintragungen lesen. Ein Bild wurde ganz besonders lebendig. Das Gesicht meines Vaters, als Marco ankündigte, er wird die Universität verlassen. Ich habe meinen Vater noch nie so wütend erlebt...

~FLASHBACK~

>>Was soll das heißen, du gehst nicht mehr zurück?<<. Matthew ist normalerweise ein gerechter Mann. Doch er neigte zu Wutausbrüchen. Und ein solcher war jetzt durch seinen ältesten Sohn entfacht worden.
Dieser tupfte sich gerade die Lippen mit einem safranfarbenen Seidentuch ab. >>Ich habe gedacht, dass du einen so einfachen Satz verstehst, Vater. Soll ich ihn für dich auf Latein wiederholen?<<.
>>Marco...<<, begann ich tadelnd, schockiert von so viel respektlosigkeit. Aber mein Vater unterbrach mich.
>>Willst du mir etwa schonend beibringen, das ich, Matthew, Graf von Toerring, einen sohn habe, der ein >scioparto< ist? Ein Taugenichts? Ein Faulpelz, der keinen nützlichen Beitrag zum Gemeinwohl unserer schönen Heimatstadt Dortmund leisten will? Wie soll ich meinen Freunden je wieder gegenübertreten?<<

Die Bediensteten zogen sich etwas zurück, als sich mein vater immer mehr in Rage redete. Marco zuckte nicht einmal mit der Wimper. >>Wenn du diese Schmarotzer Freunde nennen willst, die dir nur schmeicheln in der Hoffnung, dass du ihnen Geld borgst, ist das deine Sache.<<
>>Du elender Tagedieb<<, schrie mein Vater und sprang von seinem Stuhl auf. >>Ist es nicht schon schlimm genug, dass du während des Studiums deine Zeit und mein Geld verschwendest? Oh ja, ich weiß alles über deine Spielsucht, die Duelle und die Weibergeschichten. Und ich weiß auch, dass du es nur deinem Sekretär und deinen Privatlehrern zu verdanken hast, dass du nicht in jedem Kurs versagst. Aber warum willst du mich jetzt ganz und gar entehren? Warum? Sag mir, warum?<< Dad's kräftige Hand packte Marco am Kinn. >>Warum willst du nicht wenigstens zum Schein zurückkehren an die Universität, um dein Lotter-leben weiterzuführen?<<.

Ich musste erkennen, dass Marco völlig ruhig blieb. Da stand er, stolz, jeder Zentimeter ein Aristokrat, von der eleganten, schlichten Kappe auf seinem blonden Haar über das nerzbesetzte Cape bis hin zu den weichen Lederschuhen. Ein arrogantes lächeln umspielte seine Lippen.

Diesmal bist du zu weit gegangen, dachte ich, während ich die beiden beobachtete, die sich Auge in Auge einander gegenüberstanden. Diesmal wird Marcos charme ihm nicht weiterhelfen können.

Genau in diesem moment waren leichte Schritte vom Eingang des Studierzimmers zu hören. Ich drehte mich um und war sofort wieder verzaubert von den dunklgrünen Augen, die von langen schwarzen wimpern umrahmt wurden. Es war Mikayla. Ihr Vater, der Baron von Schwartzschild, hat sie aus Italien nach Deutschland gebracht, damit sie sich von einer langen Krankheit erholte. Seit dem Tag ihrer Ankunft hat sich alles für mich verändert.

>>Entschuldigung. Ich wollte nicht stören<<. Ihre Stimme war sanft und klar. Sie wandte sich mit einer zögernden Bewegung zum Gehen.
>>Nein, bleib hier<<, sagte ich schnell. Ich wollte noch etwas hinzufügen, nach ihrer Hand greifen, aber ich wagte es nicht. Nicht vor meinem Vater. Alles, was ich tun kann, ist, in den wunderschönen Grünen Augen zu schauen, die mich anblickten.

>>Ja, bleib ruhig<<, ertönte Matthews Stimme. Ich sah, das sich seine düstere Miene erhellt hatte. Er ließ Marco los, trat einen Schritt vor und glättete die schweren Falten seines langen, pelzgeschmückten Gewandes. >>Dein vater wird bald von Geschäften in der Stadt zurück erwartet. Er wird sich freuen, dich zu sehen. Aber deine Wangen sind bleich, kleine Mikayla. Du wirst doch nicht wieder krank werden?<<
>>Das hast du auch nicht nötig<<, entfuhr es mir, bevor ich es verhindern konnte. Mikayla lächelte mich an. Sie war so schön. Ein dumpfer schmerz breitete sich in meiner Brust aus.
Mein Vater fuhr fort: >>Und ich sehe am Tag viel zu wenig von dir. Vor der Abenddämmerung bereitest du uns nur zu selten die Freude deiner Gesellschaft.<<

>>Ich habe meine Studien und andere Verpflichtungen, die mich in meinen eigenen Räumen halten, Matthew<<, erwiderte Mikayla leise und senkte den Blick. Ich wusste, dass das nicht stimmte. Doch ich schwieg. Niemals würde Ich Mikaylas Geheimnis verraten. Sie sah meinen Vater wieder an. >>Aber jetzt bin ich hier, Matthew.<<
>>Ja, ja, richtig. Ich werde veranlassen, dass wir zur Feier der Rückkehr deines Vaters heute Abend ein Festmahl veranstalten. Marco...wir sprechen uns später.<<

Während Matt einen Diener herbei winkte und hinausging, drehte ich mich voller Freude zu Mikayla um. Es war selten, das sie sich ohne die Anwesenheit meines Vaters oder ihrer italienischen Dienerin Francesca unterhalten konnten. Aber was ich sah, traf mich wie ein Schlag in den Magen. Mikayla lächelte - dieses kleine, geheime lächeln, das sie oft untereinander geteilt hatten. Doch jetzt galt es nicht mir, sondern Marco.

In diesem moment, hasse ich meinen Bruder. Ich hasse Marcos dunklen Charme, seine Geschmeidigkeit und die Sinnlichkeit, die Frauen anzog wie Motten das Licht. Ich hatte große Lust, ihn zu schlagen, seine Schönheit für immer zu zerstören. Stattdessen muss ich verharren und zusehen, wie Mikayla sich langsam, Schritt für Schritt, meinem Bruder näherte. Ihr goldenes Brokatkleid huschte mit einem leisen Flüstern über den gekachelten Boden.

Vor meinen Augen streckte Marco die Hand nach Mikayla aus. Sein lächeln war triumphierend und gvrausam zugleich...

-Flashback Ende-

Sorry das solange kein Kapitel kam...Aber ich hoffe es gefällt euch

Im Zwielicht (Marco Reus & Mario Götze Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt