Er war einfach an mir vorbei gegangen. Ohne auch nur einen Blick zu wagen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann mir so etwas das letzte mal bei einem Jungen passiert war. Jeder riskierte zumindest mal einen Blick. Einige stießen bewundernde Pfiffe aus. Andere brachten genug Mut auf, mich anzusprechen. Und dann gab es noch die, die mich nur offen anstarrten.
Und das hatte mir immer gefallen. Was gab es schließlich wichtigeres als Jungs? Sie waren der Maßstab für Beliebtheit und Schönheit. Außerdem können sie ganz nützlich sein. Manchmal waren sie richtiggehend aufregend. Aber das fauerte meistens nicht lange. Und manchmal waren sie von Anfang an Trottel.
Die meisten Jungs sind wie kleine Hunde, überlegte ich. Ganz niedlich, aber im Grunde entbehrlich. Nur sehr wenige konnten zu richtigen Freunden werden. Wie Matt.
Oh, Matt. Letztes jahr habe ich gehofft, endlich gefunden zu haben, wonach ich suchte. Einen Jungen, bei dem ich mehr empfinden konnte. Mehr als nur ein Triumph, ihn erobert zu haben, oder den stolz, ihrer Trophäe den anderen Mädchen vorzuführen. Und ich habe Matt wirklich lieb gewonnen. Aber als ich den Sommer über zeit hatte nachzudenken, ist mir aufgefallen, das es diese art von Liebe war, die man für einen Bruder oder einer Schwester empfindet.
Ms. Redmond teilte die Geometrie Bücher aus. Ich nahm meins maschanich entgegen und schrieb meinen Namen hinein. Ich war noch immer in Gedanken vertieft. Ich mag Matt lieber als jeden anderen Jungen, den ich kannte. Deshalb muss ich ihm sagen das es vorbei ist.
In einem Brief war es mir nicht gelungen. Ich habe auch jetzt noch keine Ahnung, wie ich es ihm beibringen soll. Es liegt nicht daran, das ich angst habe, er könnte ausrasten. Er würde es nicht verstehen. Wie auch? Ich verstehe es selbst nicht.
Es war, als ob ich nach etwas....anderen greifen will. Immer wenn ich dachte, es gefunden zu haben, war es nicht da. So ist es mit Matt und so war es bei all den anderen Jungs. Und dann muss ich immer wieder aufs Neue mit der Suche beginnen. Zum Glück gibt es genug Auswahl.
Kein Junge kann mir auf Dauer Wieder stehen und keiner hat mich je übersehen. Bis jetzt. Bis heute. Als ich wieder an den Schicksalhaften Moment im Flur dachte, krampften sich meine Finger um meinen Kugelschreiber. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass dieser Typ einfach so an mir vorbei gegangen ist.
Es läutete und alle drängten ins Klassenzimmer. Doch ich blieb in der Tür stehen. Ich biss mir auf die Lippe und musterte die Schüler auf dem Flur. Mein blick fiel auf eins der Mädchen, das sich auf dem Parkplatz an meine Clique gehängt hat.
>>Frances komm mal her!<<
Frances eilte eifrig herbei. Ihr unscheinbares Gesicht strahlte.
>>Hör mal, Frances. Erinnerst di dich an den Jungen heute früh?<<
>>Der mit dem Porsche? Und der tollen Lederjacke? Wie könnte ich den vergessen?<<
>>Ich brauche seinen Stundenplan. Besorge ihn mir aus dem Büro oder kopiere sein eigenes Exemplar, wenn's sein muss. Egal wie, mach's einfach.<<Frances schien einen Moment sehr überrascht, dann lächelte sie und nickte.
>>Okay, Mandy. Ich werd's versuchen. Wenn's klappt, treffen wir uns in der pause.<<