Kapitel 7

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Wir sahen die Wölfe schon von weitem, da sie sich auf einer kleinen Lichtung befanden. Die zwei Grenzwächter und Ramiro standen um einen verdreckten, lumpig aussehenden Wolf herum. Das war deutlich erkennbar ein Streuner.

Ein Werwolf konnte zu einem Streuner werden, indem er aus dem Rudel verstossen wurde oder sich selber vom Rudel löste.

Da wir Werwölfe aber Rudeltiere waren, überlebten diese Streuner jedoch nie lange, denn kein Rudel wollte Streuner in seinem Revier haben und so wurden diese immer vertrieben. Das bedeutet sie wurden entweder bei einem Kampf getötet, verhungerten oder wurden von einem menschlichen Jäger erwischt.

Ich hatte in meiner Zeit als Alpha erst mit wenigen Streunern zu tun, da mein Vater berüchtigt dafür gewesen war, kein Erbarmen mit den Streunern zu haben. So hatten sich glücklicherweise noch nicht viele Streuner in mein Territorium gewagt.

'Hat er gesagt aus welchem Rudel er stammt? ', fragte ich Telepathisch. Sie verneinten und erklärten mir, dass es nicht den Anschein machte, als ob er überhaupt sprechen könnte. Das konnte ja toll werden.

So ging ich langsam auf den Streuner zu, um ihm nicht eine Chance zu geben weglaufen zu können. Zwischen dem Dreck glaubte ich ein helles Fell zu sehen. Die anderen schritten ebenfalls auf ihn zu und kreisten ihn ein. Er stand auf einer Seite eines umgefallenen Baumes und hatte so nur auf eine Seite freie Bahn, nur waren Ramiro und ich da im Weg.

Er hatte keine Change zu entkommen.

Jedoch hatten wir nicht mit seinem Komplizen gerechnet, der aus dem Gebüsch stürmte und geradewegs auf Ramiro sprang. Die Krallen bohrten sich in Ramiros Rücken und dieser brach unter dem Gewicht des zweiten Streuners zusammen.

Sofort eilte ich auf die beiden zu und knurrte warnend. Gerade als ich den Komplizen von Ramiros Rücken stossen wollte, wurde ich ebenfalls angesprungen.

Ich begann meinen Oberkörper zu schütteln und versuchte mich umzudrehen, um den Streuner unter mich zu kriegen. Dieser jedoch klammerte sich noch fester an mich und bohrte seine Krallen tiefer in meine Haut.

Doch den Schmerz spürte ich kaum, dafür war zu viel Adrenalin in meinem Blut.

Da die Grenzwächter und Josh noch immer nicht Ramiro und mir geholfen hatten, zwang ich meinen niedergedrückten Kopf in die Höhe und erstarrte beinahe.

Vier weitere Streuner waren aus dem Nichts aufgetaucht und kämpften nun gegen die anderen.

Woher kamen diese vielen Streuner? Obwohl konnte man sich noch Streuner nennen, wenn sie jetzt schon zu sechst zusammen kämpften? Das hier war eher ein kleines Rudel.

Jetzt gerade jedoch war nicht der richtige Zeitpunkt, um über solche Sachen nachzudenken. Zuerst musste ich diese Klette auf meinem Rücken loswerden.

Dieser versuchte nämlich gerade meine Beine umzuknicken, um mich so zum Fall zu bringen. Doch nicht mit mir!

Ich täuschte eine Bewegung nach links vor und schleuderte mich dann mit aller Kraft nach rechts. Der Streuner hatte anscheinend nicht damit gerechnet und sein Griff lockerte sich etwas.

Blitzschnell drehte ich mich mit Schwung um und drückte ihn so mit dem Rücken gegen unten in den Waldboden. Bevor er die Change hatte, nach meinem Nacken zu schnappen, warf ich den Kopf mit aller Kraft zurück und traf ihn mitten auf die Schnauze.

Er jaulte auf und versuchte erneut nach mir zu schnappen. Also schwang ich meine Beine zu einer Seite und warf mich mit Hilfe des Schwungs zur Seite.

So schnell ich konnte, stand ich auf und knurrte ihn warnend an.

Blaue Augen zum FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt