Kapitel 28

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Wir zuckten auseinander und drehten uns rasch um. Vor uns auf der Lichtung standen Marek, Sven und weitere Streuner. Natürlich war uns die Ruhe nicht lange gewährt geblieben.

«Tja, so sieht man sich wieder. Obwohl ihr beim letzten Mal deutlich jugendfreier wart», spottete Marek. Wie ich diesen Kerl verabscheute!

Ash regte sich neben mir und legte mir seinen Arm und die Schultern. Beschützend drückte er mich an sich «Wie konntet ihr uns so rasch finden?»

Marek und Sven sahen sich an und tauschten einen verschwörerischen Blick. «Wollen wir das wirklich verraten, Sven?»

Sven sah uns gespielt nachdenklich an und verkündete: «Ich denke nicht. Wozu alle Tricks verraten, nicht wahr?» Beide lachten laut auf. Keine Ahnung war daran sonderlich lustig war.

Während die Meute Streuner sich schlapplachte, suchte ich nach einem Fluchtweg. Irgendein Ausweg aus dieser Situation musste es ja geben. Jedoch sah ich mit Bestürzung, dass die Streuner sich verteilt hatten und einen dichten Halbkreis um Ash und mich bildeten. In unserem Rücken befand sich der Abgrund. Doch ein Fall aus dieser Höhe würden wir selbst mit unseren Werwolfskräften nicht überleben.

Ash schien das Gelächter der Streuner ebenfalls zu nerven, denn er unterbrach sie. «Was ist denn euer grandioser Plan?», er fuchtelte mit seinem freien Arm herum. «Wollt ihr uns etwa den Wasserfall hinabwerfen?»

Kaum hatte er es ausgesprochen, wusste ich, dass es ein Fehler gewesen war. Marek Lachen war erstorben und er sah uns nachdenklich an. Dann begann er auf einmal zu klatschen und verzog sein Mund zu einem breiten Grinsen.

«Danke für die grandiose Idee. Ich dachte zuerst eher daran, euch ausbluten zu lassen, doch der Wasserfall ist weitaus dramatischer und effizienter.» Er schlenderte gemächlich auf uns zu. Die Streuner nahmen eine Kampfhaltung ein.

«Da ihr selbst entschieden habt, was ich mit euch mache...,» vergnügt funkelten seine Augen, «Wer will zuerst?»

~~~

Nachträglich gesehen war es eine dumme Idee gewesen. Doch als Marek völlig entschlossen vor uns stand, wussten wir, dass er uns keine andere Wahl liess.

Ash spannte seine Muskeln an und ich wusste instinktiv, was er vorhatte. Und da stürzte er sich auch schon auf Marek. Dieser hatte nicht damit gerechnet, denn ich sah die Überraschung in seinem Gesicht. Trotzdem wehrte er gekonnt Ashs Fausthieb ab und schlug zurück.

Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch von etwas am Rande meines Sichtfeldes abgelenkt. Die Streuner hatten sich ebenfalls in Bewegung gesetzt. Darunter waren welche in Wolf- sowie Menschenform. Doch was sie nicht beachteten, war Sven, welcher abseits stand.

Ich würde mir dieses Bürschchen vornehmen, so dass er den Tag bitter bereuen würde, an dem er mein Rudel hintergangen war.

Ich stürmte los, wich einem Streuner aus und schlug einen anderen zur Seite. Mein einziges Ziel vor meinen Augen war Sven. Und da stand ich auch schon vor ihm. Er hatte eine verteidigende Haltung eingenommen und sah mich zurückhaltend an. Wahrscheinlich konnte er die pure Entschlossenheit in meinen Augen lesen. Denn als ich erkannte, dass seine Seite ungeschützt war, trat ich blitzschnell mit aller Kraft zu. Er jaulte schmerzerfüllt auf und sank zu Boden. Dort krümmte er sich und drückte seine Arme an seine Seite.

Hatte ich wirklich einen so lausigen Krieger in meinem Rudel gehabt?

Dummerweise war ich durch Sven so sehr abgelenkt worden, dass ich nicht bemerkt hatte wie Streuner zur mir getreten waren. Als ich ihren Geruch wahrnahm, war es bereits zu spät.

Grob krallten sich Hände in meine Schultern und drückten mich zu Boden. Überrumpelt liess ich es zu. Das Grass drückte unangenehm gegen mein Gesicht und meine Wangenknochen schmerzten vom Druck. Meine Beine hielten sie nicht fest und so trat ich aus. Doch da ich nichts sah, hatten sie es leicht auch diese festzuhalten.

Blaue Augen zum FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt