«Und da erklärte er mir, dass wir Mates seien», endete ich meine Erzählung. Jessica und Josh hatten bisher stumm und ausdruckslos zugehört, doch jetzt zeigte sich Verwirrung auf ihren Gesichtern.
«Mates, wie die Mates aus dem Märchen?», brach Jessica die Stille. Ich nickte bestätigend.
Ich konnte perfekt sehen, wie sich ihr Blick von Verwirrung zu Entzückung änderte. Sie begann zu strahlen. «Wirklich? Das ist ja perfekt!»
Josh wiederum war gar nicht erfreut. «Ausgerechnet er?»
Ich presste die Lippen zusammen und nickte bedrückt.
«Aber Josh hast du nicht gehört? Kate sagte eben, dass er auch Opfer der Streuner wurde. Und das würde bedeuteten er ist auf unserer Seite», verteidigte Jessica den Alpha.
«Das bedeutet gar nichts. Jeder kann das behaupten. Und überhaupt, unser Rudel will er wahrscheinlich immer noch übernehmen», meinte Josh bissig. «Wieso eigentlich hattest du uns nichts über das Entführungsopfer von ihm erzählt?»
Schuldbewusst zog ich die Schultern ein. «Es passte einfach nicht, da ich am Anfang nicht wusste, ob wir auf der richtigen Spur sind und anschliessend vergass ich es ehrlich gesagt, da zu viel passierte»
«Mir zumindest hättest du es sagen können»
«Wie denn auch? Du verabscheust Ash über alles und dann soll ich dir erklären, dass ich zusammen mit ihm wegen den Streunern ermittle?», versuchte ich mich zu erklären.
Daraufhin erwiderte er nichts mehr und starrte mich einfach nur an. Jessica versuchte die Wogen zu Glätten. «Schau Josh, Kate hätte nichts machen können, ohne dass du wütend geworden wärst. Das sieht man jetzt deutlich. Doch natürlich verstehe ich, dass du als Beta in ihre Angelegenheiten mit einbezogen werden willst. Vergessen wir doch das Ganze und konzentrieren uns auf die wirklichen Probleme»
In solchen Momenten war ich unglaublich dankbar Jessica als meine beste Freundin zu haben. Glücklich drückte ich sie mit einem Arm an mich und deutete Josh an, sich an die andere Seite zu schmiegen. So sassen wir mehrere Minuten umarmt auf der Couch.
«Ich hätte es euch früher erzählen müssten. Tut mir leid», murmelte ich leise.
«Vergessen wir es einfach. Jeder macht Fehler und jetzt weisst du es besser», meinte Josh.
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Später am Nachmittag schlenderten Jessica und ich durch die Strassen von Stanmere, einer Stadt in der Nähe von Greenwood. Ich hatte etwas Abstand zu Greenwood und einem gewissen Alpha gebraucht und da kam eine Shoppingtour mit meiner besten Freundin gerade recht. Mehrere Einkaufstüten hingen um unsere Schultern und gerade eben hatte ich Jessica die Vollversion von meinen Erlebnissen mit Ash erzählt. Als Josh dabei war, liess ich die Gefühle und die Details von letzter Nacht weg. Doch jetzt erzählte ich wirklich alles und konnte offen über meine zwiespaltigen Gefühle sprechen.
«Kate, wieso erfahre ich erst jetzt davon? Ich hätte dich so gerne unterstützt», meinte Jessica anklagend. Ich liess den Kopf hängen und zuckte mit den Schultern. Jetzt viel mir auf, wie sehr ich meine Freunde in den vergangenen Tagen gebraucht hätte.
«Keine Ahnung. Zuerst war es nur so ein Gefühl und ich war mir nicht sicher. Danach konnte ich dem Rudel nichts sagen, da ich mich schuldig fühlte mit dem Feind etwas zu machen und dabei sogar noch Vergnügen zu haben. Es wurde mir erst gestern Nacht bewusst, wie sehr er mir heimlich ans Herz gewachsen war», begann ich mich zu erklären. «Jess, er lag gestern in meinem Bett und ich wollte ihn nicht hinauswerfen! Nein, stattdessen wollte ich mich an meinem Feind kuscheln und sein weiches Fell streicheln. Was ist bloss falsch mit mir?»
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Blaue Augen zum Feind
Hombres LoboZwei Alphas. Eine Seele. Kate und Ash sind wie Feuer und Wasser. So unterschiedlich und doch bestimmt sich gegenseitig zu ergänzen. Kate lebt als Alpha mit ihrem Rudel in Greenwood, einem abgeschiedenen Dorf. Doch eines Tages zieht ein Rudel dazu un...