Staub kitzelte in meiner Nase und ich verfluchte den Dachboden des Wood-Foods. Hier sah es aus, als hätte man ihn seit Jahren nicht mehr betreten. Doch Brad hatte mich gebeten sein altes Kochbuch zu suchen, welches er in einer Kiste hier oben verstaut hatte. Jedoch stellte es sich schwieriger als gedacht heraus. Überall stapelten sich mehrere Kisten und keine davon war angeschrieben.
Deshalb begann ich in einer Ecke und arbeitete mich durch die Kisten hindurch. Ich fand alte Bücher, Stoffpuppen, Kleider, Kinderspielzeuge und noch viele weitere Dinge. Nur nicht Brads Kochbuch.
Gerade durchstöberte ich eine besonders verstaubte Kiste, da hielt ich inne. In meinen Händen hielt ich ein vergilbtes Notizbuch, welches mit «Tagebuch» angeschrieben war. Meine Hände machten sich selbstständig und ich schlug es vorsichtig auf. Die Handschrift war elegant und kam mir bekannt vor. Und als ich dann den Namen meiner Mutter las, dämmerte mir, wer der Verfasser dieses Tagebuches war. Mein Vater.
Von der Neugierde gepackt, blätterte ich weiter. Er beschrieb wir er den neuen Welpen das Jagen beibrachte oder er erzählte von seinen abendlichen Spaziergängen im Wald. In einem kurzen Abschnitt beschrieb er sogar, wie er mit mir Omeletten zubereitete und ich dauernd den Teig essen wollte. Ich verlor mich richtig im Buch und blätterte Seite um Seite. Es fühlte sich fast so an, als ob mein Vater neben mir sitzen würde und Geschichten von früher erzählte. Sehnsucht breitete sich in meiner Brust aus.
Als ich zu den ersten Seiten des Tagebuches blätterte, zeigte mir das Datum, dass es lange vor meiner Geburt geschrieben worden war. Um etwa diese Zeit waren mein Vater und meine Mutter zusammengekommen.
Ich weiss ich sollte nicht so misstrauisch sein. Ich habe keinen Grund Luisa nicht zu vertrauen. Und doch kann ich das ungute Gefühl nicht abschütteln. Es zerfrisst mich fast.
Drei Monate sind eine lange Zeit. Und ich merke, wie ich mich jeden Tag mehr in sie verliebe. Doch da ist stets dieses ungute Gefühl, welches unter meiner Haut lauert. So als ob jede Sekunde jemand kommen könnte und sie mir wegnehmen würde. Vielleicht liegt das an meiner Paranoia oder ihre leichte Distanzierung seit den letzten Wochen.
Vielleicht ist auch einfach die Anspannung wegen dem morgigem Alphatreffen zu gross. Seit Wochen stresst es mich. Ich glaube es ist das Beste, wenn ich uns morgen als Paar offiziell mache. Dann wird das Gefühl sicher von selbst verschwinden.
Morgen wird sich vieles ändern. Realistisch ist, dass wir zwei neue Allianzen machen können, vielleicht sogar drei.Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. In meinem Kopf waren mein Vater und meine Mutter immer das perfekte Paar gewesen. Für sie gab es keine Auseinandersetzungen und keine Probleme in der Beziehung. Sie waren wie füreinander geschaffen.
Als ich klein war, dachte ich, sie seien Mates. Bis mir mein Vater dann erklärte, dass diese nur im Märchen existierten. Jetzt jedoch bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich blätterte nervös zur nächsten Seite.
Mein Gefühl hatte sich bestätigt. Das Alphatreffen war eine einzige Katastrophe gewesen. Zwei Allianzen hatte ich mir gesichert, bevor dieser Mistkerl aufgetaucht war und behauptet hatte Luisa für sich zu beanspruchen. So als wäre sie nicht längst meine Luna.
Seine schmierigen Augen hatten ihren Körper gemustert und ich konnte mich kaum zurückhalten. Er forderte mich zum Kampf heraus. Bei seiner schlaksigen Figur stimmte ich dem sofort zu. Ich besiegte ihn mit Leichtigkeit und er lag hechelnd unter mir, wie ein kleiner Feigling. Doch Luisas darauffolgende Worten zerstörten mich beinahe. Sie flüsterte traurig seinen Namen. Sie kannte ihn bereits!
Und wie der Mistkerl mit vergnügt mitteilte, hatte sie ihn in letzter Zeit auch häufiger im Wald getroffen. Mein Herz zerbrach bei ihrem schuldbewussten Gesichtsausdruck.
Ich habe keine Ahnung was jetzt aus uns wird. Doch eines weiss ich. Gerade kann ich ihr nicht mehr in die Augen schauen, ohne sie und diesen Mistkerl zusammen zu sehen. Wenigstens hat er eine ziemliche Schramme von unserem Kampf abgekriegt.Entsetzt starrte ich auf die vergilbten Seiten. Mein Blick verschwamm und warme Tränen rannen mir über die Wangen. Das Traumpaar schlechthin, war nicht so perfekt, wie ich gedacht hatte. Meine Mutter hatte meinen Vater betrogen! Wie sollte ich ihr das verzeihen können? Der einzige Lichtblick in seinem Leben war meine Mutter Luisa und sie sprang zu einem anderen Alpha. Wie konnte sie das nur tun?
Meine Augen brannten. Ausgerechnet die braunen Augen hatte ich von meiner Mutter geerbt. Das bedeutete, dass ab jetzt jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schauen würde, würde ich meine Mutter sehen und mich daran erinnern, dass sie meinen Vater hintergangen war.
Fest drückte ich das Tagebuch an meine Brust und fragte mich, wie es kam, dass es mich gab. Das würde bedeuten, dass mein Vater meiner Mutter verziehen hatte. In meiner Brust baute sich ein Druck auf. Meine Mutter war nicht der Engel, für den ich sie gehalten hatte.
Mit zitternden Beinen stand ich auf und ging zum kleinen Fenster. Lange starrte ich hinaus, ohne wirklich meine Gedanken fassen zu können. Was war vorgefallen? Wie glücklich waren sie wirklich? War alles eine Lüge?
Die Fragen wirbelten nur so in meinem Kopf und dabei stach eine besonders heraus. Wollte ich das gleiche Miro antun? Denn, wenn ich ihm nicht von Ash erzählte, kam es dem Betrügen sehr nahe. Falls ich mich überraschenderweise für Ash entscheiden sollte, so sollte Miro vorgewarnt sein. Es wäre sonst nicht fair ihm gegenüber.
Die Entschlossenheit packte mich und ich stand auf. Brads Kochbuch konnte ich auch später suchen gehen, Miro war gerade wichtiger. Den Staub klopfte ich mir von der Hose und ich stieg die Treppe hinunter.
Ich fand Brad in der Küche, als er gerade Salate zubereitete. Noch war keine Mittagszeit und wir hatten kaum Gäste. Doch sobald es draussen 12 Uhr schlug, strömte immer ganz Greenwood hinein. Brad blickte auf als ich Küche betrat. «Hast du es gefunden?»
«Nein, nur ein altes Tagebuch meines Vaters.» Ich hielt das schwarze Buch hoch. Sein Blick glitt zum Buch in meinen Händen und Erkenntnis zeichnete sich in seinen Augen ab. «Hast du darin gelesen?»
Ertappt blickte ich nach unten auf die Fliesen. «Es war mein Vater», murmelte ich zur Verteidigung und blickte beschämt auf.
Verständnis zeichnete sich in seinem Blick ab. «Ich weiss, ich hätte dasselbe gemacht. Von mir aus kannst du es nach Hause nehmen und in aller Ruhe weiterlesen»
Dankbar nickte ich und schaute mich dann suchend um. Als ich Ramiro nicht in der Küche entdecken konnte, wandte ich mich an Brad: «Hast du Ramiro gesehen?»
«Nein, er hat erst morgen Abend wieder Schicht, wieso meinst du?», fragend schaute er mich an. Da meine Freundschaft mit Brad nicht so weit ging, mein Liebesleben mit ihm zu besprechen, wischte ich die Bemerkung mit einer Handbewegung weg. «Egal, in dem Fall bis morgen»
Ich drehte mich um und ging zur Türe hinaus und machte mich auf den zu Ramiros Wohnung.
Ungeduldig trat ich von einem Fuss auf den anderen. Ich klingelte erneut. Doch es rührte sich nichts in Ramiros Wohnung. Mein Nacken begann plötzlich zu prickeln und ich drehte mich um. Hinter mir lag eine weitere Wohnung des Wohnblockes und mit einem Klicken öffnete sich die Türe. Eine ältere Frau kam zum Vorschein. «Suchst du Herr Alvarez?», fragte sie mit heiserer Stimme.
Wahrscheinlich hatte diese Frau nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag aus ihrem Türspion zu starren und die Leute zu beobachten. Auf ihre Frage hin, nickte ich bestätigend.
«Tut mir leid, er ist bereits vor etwa einer Stunde gegangen, wahrscheinlich kommt er erst morgen wieder»
Wieder nickte ich. «Okay vielen Dank, dann versuche ich es morgen wieder.»
Eigentlich wäre es mir lieber gewesen, heute mit Ramiro sprechen zu können. Aber jetzt hatte ich wenigstens eine ganze Nacht Zeit, die richtigen Worte zu finden um meine momentane Situation angemessen zu schildern. Ich war nicht sicher, ob eine Nacht reichen würde.
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Zum ersten Mal erfährt man etwas über ihre Vergangenheit. Was haltet ihr bisher von ihren Eltern?
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Blaue Augen zum Feind
WerewolfZwei Alphas. Eine Seele. Kate und Ash sind wie Feuer und Wasser. So unterschiedlich und doch bestimmt sich gegenseitig zu ergänzen. Kate lebt als Alpha mit ihrem Rudel in Greenwood, einem abgeschiedenen Dorf. Doch eines Tages zieht ein Rudel dazu un...