Academy of Shadows (Minsung)

Kapitel 13

Jisung starrte ihn an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Seine Gehirnzellen und seine Wahrnehmung hatte sich soeben in einen erbitterten Kampf gestürzt. Die Gehirnzellen meinten, er lügt, die Wahrnehmung aber, wusste, das er das nicht tat. Er saß bis vor einer Sekunde noch ziemlich versteift da, doch nun hatten Minhos Worte ihn wie großer Stein zu Boden gedrückt. Zusammengesunken hielt er sich n der Bettkante fest. Er sah von seinen Fingern auf zu Minho, doch auch der saß schweigend und mit gesenktem Kopf da. Han suchte ihn nach Anzeichen ab, dass dies ein Spaß gewesen sein sollte, doch er fand keine. War es wirklich die Wahrheit, wenn er sagte, er könne Leute bestimmte Dinge vergessen lassen? Das wäre ja... Unheimlich. Unheimlich, aber cool. Verdammt cool, so fand er. ,,Kannst du das wirklich?", fragte er nach einigen Momenten des Schweigens. Minho nickte und blickte wieder zu ihm auf. ,,Dann", fing er an, ,,beweis es mir!" Okay... Das war eigentlich unmöglich. Denn wenn er etwas vergaß, würde er Minho nachher nicht glauben, wenn er sagte, dass das eben geschehen war. Auch Minho hatte das gemerkt. ,,Und wie soll das gehen? Du würdest mir nicht glauben würde ich es im nachhinein erzählen. Das hat noch niemand getan." Da schien es, als bekäme er plötzlich eine Idee, einen Plan. ,,Komm mit!", sagte er, und zog Han vom Bett hoch. Von seinem war er bereits aufgestanden. Er war wie elektrisiert. Zusammen verließen sie das Zimmer, und Minho führte ihn zu der nächsten Tür neben ihnen, auf der linken Seite. Er klopfte an, und wartete bis man aufmachte. Chan machte die Tür auf, und auf einem Bett lag Felix mit seinem Handy und schaute ein K-Drama. Als sie er sie hörte, blickte er zu ihnen auf, widmete sich dann aber wieder seiner Serie. ,,Was gibt es denn?", fragte Chan. ,,Was ist gestern eigentlich passiert, wir haben dich schreien gehört Jisung." ,,Ach, das war nichts wichtiges, vergiss es einfach." Mist, er hatte es also auch mitbekommen. Minho meldete sich auch wieder zu Wort: ,,Könntest du vielleicht Mal kurz mitkommen Chan? Wir müssen etwas mit dir besprechen." Einen kurzen Moment lang schaute er verdutzt, dann folgte er ihnen aus der Tür und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen. ,,Was ist denn so wichtig?" Ja, das wüsste Jisung auch gern. ,,Okay... Mensch, das hab ich lange schon nicht mehr gemacht", seufzte Minho, und ließ Chans Frage im Raum stehen. Plötzlich geschah etwas seltsames. Minhos Blick intensivierte sich, und seine Augen... Wechselten die Farbe! Sie waren nicht mehr kakaubraun, sie waren nun cyan-blau, es glänzte sogar ein bisschen! Auch Chan hatte sich unterdessen verändert. Er schien geradezu hypnotisiert von Minhos Blick, und seine Augen waren geisterhaft leer, ohne Emotion. Dann fing Minho an zu sprechen. Seine Stimme war alles was man im gesamten Flur hören konnte, kein Dielenknarzen, kein Geklacker von Essbesteck unten in der Küche, nichts. ,,Du vergisst, dass du gestern bei Wahrheit oder Pflicht einmal im Kreis um die Terasse laufen musstest und du vergisst, was ich gerade gesagt habe." Seine Stimme klang wie ein Grollen aus der Tiefe, sie war so laut, das Han sich die Ohren zuhalten musste. Die aus den anderen Zimmern schien das aber nicht zu stören, denn keiner war bisher in den Flur gekommen. Kurz nachdem er das gesagt hatte, blinzelte er angestrengt, und die blaue Farbe verschwand aus seinen Augen. Chan kam auch wieder zur Besinnung. Auch der blinzelte ein oder zweimal, aber seine Augenfarbe hatte sich nicht verändert. ,,Also was wolltest du wissen", fuhr er fort, als sei nichts gewesen. ,,Ich wollte nur wissen", antwortete ihm Minho, ,,ob du gestern eigentlich den Ball wiedergefunden hast, der uns bei Wahrheit oder Pflicht weggeflogen ist. Er ist ja hinter die Veranda gefallen, und du hast ihn geholt. Hast du ihn, oder nicht, ich wollte mit Jisung nämlich draußen ein bisschen Volleyball spielen." Chan machte ein ratloses Gesicht, genauso wie er selbst. Was hatte das denn nun zu bedeuten? ,,Ich... bin gestern nicht hinter die Veranda gelaufen... Da war ich noch nie, da ist doch nur Gestrüpp! Das war doch... du hast den doch wiedergeholt Han, oder nicht?" Chan schien so ratlos wie wenn man einem Kleinkind sagt, es solle doch bitte mal die Wurzel einer Dezimalzahl ausrechnen, und diese durch 3 teilen. Den Ball hatte er aber nicht zurückgeholt, das wusste Han, es war wirklich Chan gewesen. Warum tat er auf einmal so verwirrt? Er hatte sich ja gestern sogar die Hand ein wenig aufgeschrammt deswegen. Doch als er Minhos Blick bemerkte, nickte er trotzdem. Das war anscheinend das, was Minho haben wollte. ,,Was ist denn los Minho? Das war doch ich", setzte er sogar noch einen drauf. Hoffentlich war das überzeugend genug! Und das war es. Chan arf Minho noch einen verwirrten Blick zu, dann ging er wieder in sein und Felix Zimmer. Sobald die Tür geschlossen war, fing Han an zu reden: ,,Wie hast du das gemacht? Deine Augen waren plötzlich ganz blau! Und Chan war wie hypnotisiert! Warum hat er...", weiter kam er nicht, denn Minho zog ihn wieder zurück in ihr gemeinsames Zimmer. Sie ließen sich wieder auf die Betten sinken, und Minho startete damit, seine Fragen zu beantworten: ,,Also erstens: ich habe keine Ahnung wie genau das funktioniert, ist eine längere Geschichte. Zweitens: Ich weiß, meine Augen verändern beim obliviren." Sofort tauchten noch mehr Fragen in seinem Kopf auf: ,,Was ist obliviren? Ist das nicht Latein oder so? Warum kann Chan sich nicht mehr an das gestern erinnern?" So ging es immer weiter. Es sprudelte beinahe so aus ihm heraus, und Minho konnte sein Geplapper nur stoppen, indem er ihm die Hand auf den Mund legte. ,,Zu deiner ersten Frage: Obliviren ist das Wort was ich für meine... Gabe benutze. Wenn ich jemanden etwas vergessen lasse, dann nenne ich das so. Und ganz richtig, das ist Latein. Warum Chan sich nicht mehr erinnern kann, ist was anderes, das solltest du eigentlich schon wissen. Weil ich das so wollte. Deshalb weiß er es nicht mehr. Einen Namen gibt es für mich auch, also so etwas wie ein Fachwort. Ich bin ein Oblivion." Ein Oblivion. Super cooler Name! Was er wohl sonst noch so konnte. Fragen über Fragen häuften sich in Jisungs, und er hatte vor, noch heute eine Antwort darauf zu bekommen.

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,,Du hast was?!" Sie befanden sich unten im Speisesaal beim Abendessen, und Jisung war bereits in ihrem Zimmer verschwunden. ,,Du hast ihm von deiner Gabe erzählt? Du weißt doch, das wir das nicht dürfen, das lässt unser Versprechen nicht zu! Was wenn er es jetzt seinen Eltern sagt oder so?" Hannah würde wohl nie aufhören die Situation zu überdenken. Minho hatte ihm von seiner Gabe berichtet, sie ihm sogar gezeigt, aber er wusste, er würde es niemandem verraten. Denn er hatte ein Versprechen dazu abgelegt. ,,Ich habe ihm von meiner Gabe erzählt, ja. Aber er wird es niemandem sagen, das hat es mir versprochen. Und wenn er jemandem schreiben sollte, dann würde er es eh nicht glauben. Außerdem kann ich ihn ja jederzeit obliviren." Das entsprach der Wahrheit, und doch wappnete er sich innerlich gegen die Argumente, die ihm Hannah sogleich an den Kopf werfen würde. Doch diese kamen nicht. Es kam bloß die Frage: ,,Von uns hast du aber nichts erzählt oder? Von uns weiß er nichts?" von Chan. Minho bestätigte ihm: ,,Ja, natürlich weiß er nichts von euch. So dumm bin ich jetzt auch schon wieder nicht. Er weiß nur von mir, und wird es niemandem sagen, weil er denkt, ihr anderen wisst es nicht." Ein erleichtertes aufstöhnen entfuhr den anderen. ,,Das ist... gut. Das ist gut. Zum Glück weiß er nichts von uns, sonst wäre er noch in Ohnmacht gefallen. Überhaupt ist es unglaublich, dass er dir geglaubt hat. Wie hast du das bloß hingekriegt?" Darauf gab er keine Antwort. Sie durften nicht auch noch erfahren, dass er Chan oblivirt hatte. ,,Ich gehe rauf auf mein Zimmer. Guten Abend noch!" Schnell verabschiedtete er sich und lief nach oben. Auf dem Weg merkte er , wie stolz er auf sich selbst war. Er hatte sich bei Han entschuldigt, und sie waren nun sogar besser befreundet. Ein überaus erfolgreicher Tag. Wäre da nicht das mit dem Versprechens,- und Vertrauensbruch gegenüber der anderen gewesen.