Jisung hatte sich gerade auf sein Bett geschmissen als Minho reinkam. Er versuchte zu lächeln, bekam es aber nicht recht hin. ,,Was ist los?" Auf diese Frage hätte er sich besser vorbereiten sollen. ,,Ähm.. nichts, also- ähh, wieso?" ,,Nur so als... Frage...", sagte Minho. ,,Und es ist wirklich nichts? Du siehst ziemlich blass aus, geht es-" ,,Ja es geht mir gut, wieso?" Die Antwort kam etwas zu schnell. Etwas viel zu schnell. Einen Augenblick lang stand Minho unschlüssig im Zimmer herum, ließ sich dann jedoch auf sein Bett fallen. Er kniff die Augen zusammen und murmelte etwas vor sich hin. Die ganze Situation war so peinlich, dass Han sich am liebsten unter seiner Decke vergraben hätte. Aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Stattdessen fragte er: ,,Minho... Kannst du mir... vielleicht mit Mathe helfen? Ich verstehe diese eine Aufgabe nicht, und, naja, du kannst Mathe einfach besser als ich." Ein Ruck wie von einem Stromschlag ging durch Minhos Körper. ,,Ja klar, sag mir einfach welche Seite und welche Aufgabe ich geh's mit dir durch." Eigentlich gab es keine Aufgabe die er nicht verstand, aber jetzt musste er da durch. ,,Uhm", machte er, um sich zeit zu verschaffen. Welche Aufgabe denn nun? Nachdenken, Han! ,,Ich glaube die Aufgabe zwei auf Seite... vierzehn. Ja genau, Aufgabe zwei Seite vierzehn." Bloß noch zu hoffen, dass die Aufgabe nicht so etwas kinderleichtes war, oder etwas was sie nicht einmal durchnahmen. Doch zu seiner Erleichterung war es eine Aufgabe, die zu ihrem Thema passte, und wirklich einfach war sie jetzt auch wieder nicht. ,,Hol dir deinen Stuhl hier rüber zu meinem Tisch, wir können sie besprechen", sagte Minho auf halbem Weg zu seinem Schreibtisch. Er tat wie geheißen und kurz darauf saßen sie zusammen dort und arbeiteten. Die Zeit verging wie im Flug, und bald war es dunkel wenn man aus dem Fenster sah. ,,Ich denke wir sollten Schluss machen für heute", nuschelte Minho und unterdrückte ein Gähnen. ,,Das sollten wir wohl... Ich ziehe mich schonmal um, dann kannst du ins Bad gehen, erwiderte Jisung und sein Zimmergenosse watschelte mit schleppenden Schritten ins Bad. Während dem Umziehen genoss er die Stille um sich herum. Er war nicht müde so wie Minho, nein, er war hellwach. Er konnte einfach nicht schlafen, jetzt nicht, und vermutlich die ganze Woche nicht, nicht nachdem er das gehört hatte. Fertig in seinen Pyjama gehüllt ging er auch ins Bad. Dort sah er Minho auf dem kleinen Hocker der dort herumstand sitzen, und sich die Zähne putzen. Er dachte sich natürlich nichts dabei, doch nach ein paar Minuten, in denen er sich die Zähne putzte und sich die Haare kämmte, bemerkte er, dass Minho immer noch dort auf dem Schemel hockte. Bewegte er seine Hand überhaut noch? Nein! Er putzte sich gar nicht die Zähne! Aber.. wieso? Han kniete sich hin und strich ihm die Haare aus der Stirn. Ein leises Glucksen entfuhr seiner Kehle. Minho war doch tatsächlich eingeschlafen. ,,Er ist süß, das muss man ihm lassen", murmelte er vor sich hin. Sofort blickte er sich um, ob jemand ihn gehört hatte. Doch das war natürlich Unsinn, sie waren ja allein. Für einen kurzen Augenblick erlaubte er es sich, Minho zu mustern. Er lächelte in sich hinein. Putzig. Da bekam er eine Idee. Auf leisen Sohlen schlich er zu seinem Bett und nahm sich sein Handy. Wieder im Bad angekommen kniete Han sich erneut hin und schoss ein Foto. Ein paar Klicks und schon war der neue Hintergrund eingerichtet. ,,Ich hoffe er springt mir dafür nicht an die Kehle", sprach er leise, bevor er Minho die Zahnbürste aus dem Mund nahm. ,,Hey, wach auf", sagte er zärtlich und schüttelte ihn ein wenig. ,,Jisung..? Bist du das?", nuschelte er. ,,Ja, ich bins. Komm, du willst doch wohl nicht im sitzen schlafen oder?" langsam stand Minho auf, und er half ihm dabei. Auf dem Weg zum Bett legte er noch die Zahnbürste auf den Waschbeckenrand, ,,Noch ein paar Schritte... Vorsicht, Bettkante! So." Geschafft. Minho lag auf seinem Bett uns war scheinbar schon fast wieder weggedöst. Jisung konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. Er wusste wie erbärmlich er aussehen musste, am Bettrand seines Freundes zu sitzen und ihn anzustarren, dabei zu lächeln als wäre man ein Irrer. Aber es ging nicht anders. In diesem Moment wollte er ein Irrer sein. Er erlaubte sich noch einen Moment ihn anzusehen, dann gab er ihm einen langen Kuss auf die Stirn. ,,Schlaf gut, mein lieber." Trotz der Müdigkeit konnte er erkennen wie sich ein Lächeln in Minhos Gesicht stahl. Behutsam deckte er ihn zu und wollte sich gerade wieder entfernen, um das Licht im Bad zu löschen und sich auch ins Bett zu legen, als sich ein Arm um seine Taille legte. ,,Geh nicht. Bleib hier." Es war Minho, wer sonst. ,,Aber ich muss doch schlafen! Komm schon, lass mich gehen." ,,Nein", widersprach der andere in trotzigem Ton. ,,Bleib hier. Die ganze Nacht." Es war schon süß wie er sich gerade aufführte. Aber Jisung gab nach. ,,Na gut. Ich bin gleich wieder da. Ich mache nur noch schnell das Licht aus, dann komme ich." Sanft löste er seinen Griff und ein paar Augenblicke später stahl er sich im Dunkeln zurück zum Bett. Da er nicht vorhatte, bis morgen in der Früh am Bettrand zu sitzen, machte er es sich neben Minho auf der Matratze bequem und zog die Decke über sie zwei. Sobald der andere seine Anwesenheit gespürt hatte, spürte er wieder den Arm auf seiner Hüfte, und kuschelte sich an ihn. Er konnte von hinten Minhos Herzschlag spüren, er ging durch seinen Rücken hindurch und verband sich mit seinem eigenen, bis sie in einem Takt schlugen. Für ein paar Minuten waren sie nur zwei Verliebte. Doch dann kehrten Hans Gedanken von vor nahe einer Stunde zurück. Was verheimlichten die anderen ihm? Hatte Minho ihn wirklich oblivirt? Warum durfte er es nicht wissen? Warum hatte Minho ihn womöglich oblivirt? Eigentlich wollte er nicht darüber nachdenken. Eigentlich wollte er nur schlafen. Schlafen, schlafen, schlafen, sonst nichts, denn die Informationen die er heute bekommen hatte, hatten ihn geschwächt. Gleichzeitig hielten sie ihn wacher als jemand, der gerade den Weltrekord im Hammerwerfen gebrochen hatte. Eine Zwickmühle. Er konnte keinen anderen Gedanken fassen, als die Frage: ,,Was verheimlichen sie mir?" Denn er wusste, dass sie ihm etwas verheimlichten. er wusste das er es war, der diese Sache nicht erfahren durfte. Er kannte die lüge die sie ihm auftischen würden wenn er sie danach fragte. Denn er hatte mitgehört. Er kannte jedes einzelne Wort was im Speisesaal gefallen war, von den anderen gesprochen, in der Annahme, er würde nicht zuhören.
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Academy of Shadows (Minsung)
FanfictionWas? Ein Internat? Genau, auf so eines wird der 14-jährige Han Jisung geschickt. Das Internat heißt Academy of Shadows und liegt ca. 50 Kilometer weg von seinem eigentlichen zu Hause. Es ist für Hochbegabte, so wie Jisung einer ist. In der Academy f...