Kapitel 25

8 0 1
                                    

Wieder dieses Gefühl. Das Gefühl, fliegen zu können, ein wirklich schönes Gefühl. Der Kuss dauerte eine ganze Weile. Minhos Lippen fühlten sich so weich an. Wärme durchflutete Han. Der andere war ganz behutsam mit ihm, die Augen geschlossen. Für einen kurzen Augenblick lang erlaubte er sich das gleiche zu tun. Minho mochte ihn also doch. In dieser Art. Die Lähmung in seinen Gliedern verstärkte sich noch. Er konnte einfach nur dort liegen. Er wusste nicht genau, wie lange sie nun schon so waren, doch egal wie lange, es wäre schöner wenn noch länger. Doch schon bald lösten sie sich voneinander. ,,Doch... In dieser Art. Ich mag dich Jisung", flüsterte Minho. Doch dieser war einfach nur baff. Er wollte etwas sagen, doch es gelang ihm nicht. Es hörte sich nicht an wie: ,,ich mag dich auch", sondern eher wie ,,I mäg di au". Oder noch nicht mal das, er wusste es nicht. Zudem nuschelte er es noch, und seine Stimme war so leise, dass Minho es bestimmt eh nicht gehört hätte. Dieser schien gerade zu begreifen was soeben passiert war. Einen Moment lang stand er unschlüssig im Raum. dann redete er los, in einer immens hohen Geschwindigkeit: ,,Ich... Also, ähm du weißt, das war nicht so gemeint! Vergiss was ich gesagt und getan habe! Bitte vergiss es einfach, ja? Können wir einfach als Freunde weiterleben? Lass uns das einfach tun, okay? Du magst mich ja eh schon nicht so gern! Jetzt sag doch auch mal was, du machst mich ganz verrückt!" Doch er konnte nichts sagen. Und wenn schon, was denn? Nach einigen Momenten fand er jedoch die Sprache wieder: ,,Ich... Also, wir können natürlich Freunde sein aber... ich..." er würde es ihm auch sagen, dazu war er fest entschlossen. ,,Ich, ich mag dich auch. I-In dieser Art." Er schluckte. Endlich war es raus. Sollte er sich nun freuen oder eher entsetzt sein? Peinlich berührt oder verzweifelt? So etwas hatte er noch nie erlebt. ,,Du... du magst mich also." Am Ende von Minhos Satz schwang ein Fragezeichen mit. langsam nickte Jisung. Der andere wirkte erleichtert, aber auch ein wenig überfordert: ,,Wow, also das ist... Krass." Er lachte verlegen. ,,Das hätte ich... wirklich nicht gedacht. Aber..." Es entstand eine kleine Pause. ,,Sind wir jetzt...?" Das Unausgesprochene lag wie ein Elefant im Raum. Ja, waren sie denn nun wirklich ein... ein Paar? Das ging alles ein bisschen zu schnell für ihn. Wollte er es überhaupt? ,,Ich würde gern ein wenig darüber nachdenken. Ist gerade ein bisschen viel auf ein mal, weißt du?" ,,Ja natürlich, alles gut Ich meine du liegst im Krankenhaus und..." sagte Minho und entfernte sich dabei immer weiter vom Bett weg, zur Tür. Er wollte gehen. ,,... du kannst jetzt natürlich erst einmal überlegen. Am besten ich lasse dich ein wenig allein. Dann bis... irgendwann! Tschüss!" Und schon war er durch die Tür und nach draußen verschwunden. Han wollte ihm noch nachrufen, dass er noch bleiben könne, ließ es aber doch bleiben. Bestimmt war ihm das ganze wirklich peinlich. Mittlerweile schien aus dem Fenster über ihm licht ins Zimmer. Wie lange hatten sie hier gesessen? Gedankenversunken starrte er an die Decke. Erst jetzt wurde ihm klar was gerade eigentlich passiert war. Minho hatte ihn geküsst. Mitten auf den Mund. Diesmal ohne Spiel. Und er hatte gesagt, er würde ihn mögen. In dieser Art. Bevor er nun das tat was er tun wollte, überlegte er ob das nicht doch zu komisch wäre, entschied sich aber dafür, es trotzdem zu tun. Es sah ja niemand. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Wäre es anders möglich gewesen, zum Beispiel mit der Hand, hätte er es natürlich so gemacht, aber das ging eben nicht. Dort hatten sie sich zum ersten mal geküsst. Und heute noch ein zweites mal! Lebte er in einem Traum oder was? Er lächelte in sich hinein. Minho mochte ihn. Das waren große Nachrichten. Ob die anderen wohl auch noch kommen würden? Da öffnete sich die Tür plötzlich noch ein zweites Mal. Es war ein Zimmermädchen. Als sie ihn sah, wie er mit offenen Augen zu ihr hinüber sah, lächelte sie. ,,Du bist also aufgewacht. Dann können wir die Geräte ja auch abstellen. Ich habe dein Frühstück dabei", informierte sie ihn. ,,Wer sind Sie?" ,,Ich bin das Zimmermädchen. Kennst du mich nicht mehr", fragte sie. Aber woher sollte er sie denn kennen? Langsam schüttelte er den Kopf. ,,Du weißt es nicht mehr..." Sie schien ein wenig enttäuscht. ,,Aber du weißt doch noch als du im Koma gelegen hast oder?" Nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sie war das Zimmermädchen gewesen, die ihn jeden Tag versorgt hatte! Ab dem Zeitpunkt wo er aus dem Koma erwacht war hatte sie sich um ihn gekümmert! Sie hieß Yuna und hatte zu diesem Zeitpunkt noch ihr Praktikum in dem Krankenhaus gemacht. Seitdem waren sie gute Freunde geworden. ,,Oh mein Gott... Tut mir Leid, ich habe dich nicht direkt erkannt. Wie geht es dir?" Jetzt erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht: ,,Mir geht es blendend. Aber von dir kann man das ja nicht gerade sagen... Wann bist du aufgewacht?" ,,Mitten in der Nacht. Keine Ahnung wann genau, hier gibt es ja keine Uhr", antwortete er. ,,Wer war eigentlich dieser Typ? Er hat darauf bestanden hier zu übernachten!" Augenblicklich musste er lächeln. ,,Das war Minho. Ich gehe jetzt auf ein Internat, und wir teilen uns ein Zimmer." Verschwörerisch sah Yuna ihn an. ,,Du magst ihn, oder?" Seine Wangen nahmen einen rosa Teint an. ,,Ich... ja." Er sah ihr nicht in die Augen, so peinlich war ihm das. Er spürte, dass sie sich auf das Bett setzte. ,,Früher hattest du immer keine Gefühle, so kenne ich dich gar nicht! Aber jetzt hast du auch mal solche Gefühls-Dusseleien. Du hast dich verliebt! Das ist... naja... krass..." Er seufzte leise. Das war ihm auch schon aufgefallen. ,,Es gibt da etwas...", nahm Yuna den faden des Gespräches wieder auf, ,,Ich möchte es dir schon länger sagen, aber es hat sich übers Handy nicht richtig angefühlt. Weißt du ich..." Es schien ihr nur äußerst schwer über die Lippen zu kommen. ,,Ich...", versuchte sie weiterzusprechen, doch es gelang ihr nicht. Irgendetwas ging scheinbar in ihr vor. Doch was? Dann bemerkte er, das sie langsam auf ihn zukam. So wie Minho letzte Nacht. Ihm stockte der Atem. Nein, das konnte nicht sein! Yuna konnte ihn nicht... mögen! Ihre Gesichter kamen sich immer näher. Und irgendwann berührten sich ihre Lippen. Wie vom Donner gerührt lag er da, komplett versteift. ,,Jisung, ich..." . Jemand war unbemerkt ins Zimmer getreten. Yuna schreckte von ihm zurück, und er drehte langsam den Kopf. In der Tür stand Minho. Er hatte es gesehen. 

Academy of Shadows (Minsung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt