11. Im Neuen liegt das Glück des Unbekannten verborgen.

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Marie

Niemals hätte ich gedacht, dass ich so schnell den Job wechseln würde, aber ich musste weg. Ich konnte das alles nicht länger ertragen. Ich konnte einfach nicht glauben, wie sehr meine Menschenkenntnis, mein Radar, der immer so gut funktionierte, versagt hatte. Ich war schon immer jemand, der mit der Konfrontation von Problemen nicht umgehen konnte. Ich rannte lieber, ich rannte immer so schnell, wie mich meine Beine tragen konnten. Diesmal hatte ich eine Stelle in Boston angenommen und war Mega aufgeregt. Noch nie hatte ich in der USA gearbeitet. Eine Freundin, die mit mir die Ausbildung absolviert hatte, arbeitete schon eine ganze Weile in dem Unternehmen, das mich so kurzfristig eingestellt hatte. Sie wollte mich schon öfter überreden, ihr zu folgen und mit ihr das Leben in Boston zu genießen. Ständig fand ich neue Ausreden, vor allem, weil ich einen Job hatte, der mir richtig gut gefiel. Inzwischen gingen mir die Gründe aus, denn meinen Job hatte ich verloren und es kam mir sogar gelegen, dass sie mich genau im richtigen Moment mal wieder zu überreden versuchte. Wer nichts wagt der nichts gewinnt, sagte ich ihr am Telefon. Ich wurde in Boston dank meiner Freundin Susi als Eventplanerin eingestellt. Endlich in den Staaten arbeiten, diese Vorstellung gefiel mir. Der jetzige Zeitpunkt war vor allem deshalb so perfekt, weil meine Schwester zurück nach Deutschland wollte und sich so die suche nach einer neuen WG sparen konnte. Wer wäre besser zum Hüten meiner Sachen geeignet, als meine Schwester. Ich erzählte meinen Mädels erst mal nicht, wohin ich mich verziehen würde. Ich wollte keine Meinungen hören, ich wollte einfach nur meine Ruhe und vor allem wollte ich nicht, dass Christina oder Lynn sich gezwungen fühlen, Amor spielen zu müssen. Ich kannte die beiden, wenn sie wüssten wo ich war, würden sie es Nate am Ende irgendwann auch noch verklickern. Mein Flieger ging schon heute Abend, so liefen die Dinge bei mir öfter mal, ich bewarb mich und zwei Tage später ging es los, da hatte ich keine Zeit, es mir anders zu überlegen oder es mir ausreden zu lassen. Die letzten Stunden verbrachte ich mit meiner Mama, die mich später mit Lynn und meiner Schwester zum Flughafen fuhr. Sie hatten mir Abschiedsplakate gebastelt und sie hochgehalten, bevor ich durch die Absperrung lief. Es war fast wie im Film. Ich war nicht traurig über den Abschied, dafür liebte ich es zu sehr, neue Kulturen kennenzulernen, aber wehmütig war ich dennoch ein bisschen. Meine Zeit im Flieger war schrecklich, ich hasste es zu fliegen und war froh, als es endlich rum war und dieser blöde Vogel zu Landung ansetzte. Am Flughafen wartete Susi auf mich, ich hatte sie seit meiner Ausbildung nicht mehr gesehen und freute mich total, sie endlich wieder um mich zu haben. Schon damals in der Schule waren wir beide ein Arsch und ein Kopf. Ich zog in Boston zu ihr und zu zwei anderen Mädels in die WG, die von der neuen Firma, in der ich ab nächster Woche anfing, bereitgestellt wurde. Ich freute mich darauf, sie konnten mir alle dabei helfen, mich beruflich und auch privat schneller einzufinden, was meine Aufregung dahingehend auf jeden Fall in Zaum hielt.

>> Hey Kleines! <<

Schrie Susi, als sie sah, dass ich auf sie zulief. Fest umschlungen hatte sie mich und freute sich mindestens genauso, wie ich mich freute, sie wieder zu sehen.

>> Hallo Susi. <<

>> Ab ans Auto mit uns und dann erzählst du mir erst mal, vor wem du fliehst. <<

Ich lachte und schüttelte den Kopf.

>> Nein, ich muss dir da nichts erzählen. <<

Sie zuckte mit den Schultern, schnappte sich einen meiner Koffer und lief los.

>> Mh, du wirst es mir schon sagen, wenn du bereit dazu bist. <<

Ich lachte wieder.

>> Ja, das stimmt wohl. Kann man hier was erleben? <<

>> Klar, wir werden schon durch unseren Job so einiges erleben. Am coolsten ist es, wenn wir nach LA oder New York müssen, da macht es echt spaß, glaub mir. <<

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