"Sei vorsichtig mit ihrem Kopf", mahnte ich den Begleiter des dunklen Prinzen. Eine ziemlich lange Anrede, wenn ich si darüber nachdachte.... Das musste ich mal ändern.
"Wie heißt du eigentlich?", fragte ich ihn, während wir zu unserem umfunktionierten Bus schritten.
"Ich weiß nicht recht, ob ich dir meinen richtigen Namen verraten kann. Oder ob ich dann in zwei Wochen auch ins Gras beiße, wie die Jungs da drin", brummte er leise, doch ich hörte an seiner Stimme, dass er es als Scherz meinte. Diese beiden Männer waren auf ihre Art und Weise tough. Das musste ich ihnen lassen. Sie hatten bisher noch keine einzige Frage gestellt. Aber das kommt noch, flüsterte eine Stimme in mir ahnungsvoll.
Der dunkle Prinz, der hinter uns lief, hatte Summer über der Schulter und trug sie sanft. Es störte mich überhaupt nicht, dass er eine fremde Frau hielt. Ganz und gar nicht. Ich kannte ihn schließlich nicht. Warum sollte mich also so etwas interessieren...
Aber hielten seine Hände sie nicht ein bisschen zu fest? Waren sie nicht etwas zu weit oben? Er hatte wirklich unglaublich große und männliche Hände. Die Tattoos, die sich auf seinen Handgelenken und seinen Fingern verteilten, verstärkten den Eindruck noch. Gott, was war nur los mit mir, schallt ich mich selbst. Ich war ja schlimmer, als ein Teenager.
Gerade als ich wegschauen wollte, fing er meinen Blick auf und ginste mich rebellisch an.
"Stellst du dir gerade vor, wie es ist, von mir getragen zu werden, principessa? Glaub mir, alles andere mit mir ist genauso atemberaubend."
Ich strich mir nachdenklich eine Strähne aus der Stirn und sah ihn ungerührt an. Lieber beiße ich mir den eigenen Arm ab, als dass ich ihm meine Gedanken verraten würde.
"Eigentlich habe ich mich eher gefragt, ob sich Summer eventuell gleich übergeben muss. Das Sedativa war nicht stark, aber eine Nebenwirkung könnte plötzliches Erbrechen sein", ich sah auf meine Uhr. "Besser du beeilst dich etwas." Ich hörte seinen Freund neben mir leise lachen, was er jedoch mit einem schnellen Husten kaschierte und ich verbuchte diesen Wortwechsel mal an mich. Und damit schritt ich, wie ich hoffte, stolzen Schrittes in Richtung unseres riesigen Vans.
Vor dessen Tür sich schon Julina augebaut hatte und uns streng musterte, oder besser mich.
Mist, das bedeuete Ärger. Ich hatte es kommen sehen, aber ich konnte ihr nur bestmöglich alles erklären. Sie war diejenige von uns, die uns am meisten vor anderen beschützen wollte. Und sie war auch diejenige von uns, die jedem Mann zwischen 14 und 84 am feindseligsten begegnete, obwohl sie so ein ruhiges Gemüt hatte. Doch sie war diejenige gewesen, die am längsten unter ihm leiden musste.
"Was hat das zu bedeuten? Wer sind die beiden, swallow?", fragte sie und blockierte den Eingang. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ihr Blick war umwölkt. Alles an ihr drückte Ablehnung aus.
"Ich kann es dir erklären, robyn", meinte ich beschwichtigend und kam schnell auf sie zu.
Doch sie hob die Hand, um mich zu unterbrechen.
"Ich habe es über die Kameras gesehen, Schwalbe. Sie waren mit dort drin. Sie haben Gebote abgeben wollen. Sie sind genauso, wie alle anderen. Wieso sind sie jetzt hier? Und nicht dort drin. Ohne Puls." Ihre Stimme wurde immer leiser. Das war kein gutes Zeichen. Das hieß, sie war stinksauer, weil wir uns nicht an den Plan gehalten hatten.
"Wir haben Regeln. Sie müssen verschwinden. Sofort!", ihr Ton war hart.
"Werte Lady", versuchte gerade der Freund des dunklen Prinzen sich aus der Miseré zu retten, doch er wurde jäh von Jules unterbrochen.
"Mit dir redet hier keiner, verstanden?" und dabei funkelte sie ihn wütend an, woraufhin er beschwichtigend eine Hand hob und sich nach Malu umblickte.
Fasziniert beobachtete ich, wie er mit seinen Lippen die Frage formte: "Steht unser Date da heute Abend noch?" und Malu's Augen schalkhaft funkelten.
Auch Jules hatte das mitbekommen und daraus wahrscheinlich den Schlus gezogen, dass sie hier keiner richtig ernst nahm. Dem war ganz bestimmt nicht so. Niemand verstand besser als Malu und ich, was sie gerade fühlte. Bevor sie vollkommen aus der Haut fahren konnte, trat ich schnell zu ihr heran und nahm ihre Hand in meine. Dabei warf ich Malu einen auffordernden Blick zu, die beiden Männer im Auge zu behalten.
"Sie haben uns geholfen", erklärte ich leise. "Sie haben sich eingeschleust, um ein Mädchen zu retten und haben uns dann geholfen. Sie werden die Mädchen mit nach draußen tragen. Mit ihnen sind wir viel schneller und dann werde ich mich um die beiden kümmern. Aber jetzt brauchen wir sie noch", eindringlich sah in Jules dunkelbraune Augen. Ich sah den Kampf, der in ihnen stattfand. Sah sie mit ihren inneren Dämonen ringen. Und verlieren.
"Sie sollen sich beeilen und niemanden fallen lassen", murrte sie leise und machte den Weg zum Inneren des Busses frei.
"Ja, mam", meinte der dunkle Prinz artig und trat ein.
"Ich danke dir", meinte ich und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange bevor ich den anderen half, die Mädchen zu bergen. Das Letzte, was ich hörte, bevor ich im Inneren des Busses verschwand, war Jules tiefes Seufzen.
Ich verstand sie. Ich verstand sie nur zu gut. Aber ein Teil von mir war über die Hilfe der beiden wirklich dankbar, denn das Herausbringen der Frauen, war der einzige Punkt unseres Planes gewesen, der uns noch Bauchschmerzen bereitet hatte. In all unseren virtuellen Probeläufen haben wir zu viel Zeit gebraucht und wären dann der Polizei - der geschmierten oder der echten, anderen Gangs oder weiteren von Garcia's Leuten, in die Hände gelaufen. Das würde heute nicht der Fall sein.
Und der andere Teil von mir
- und ich wusste nicht, wie groß dieser Teil war -
wollte den Prinzen nicht einfach wieder fort schicken.
Ich steckte wirklich in großen Schwierigkeiten.
DU LIEST GERADE
wild swallow #1
Romance"Was glaubst du, was du hier tust?", fuhr ich ihn an. "Ich rette uns das Leben. Du kannst dich später bedanken, principessa", erwiderte er jovial. Er legte seine große Hand auf meinen Rücken und drückte mich Richtung Ausgang. "Du läufst davon", zisc...