Tamo

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Ich konnte nicht anders, als meinen Weg zu ihr zu bahnen. Ich musste ihr näher sein, als jetzt. Marco hinter mir keuchte entsetzt, als ich mich in Bewegung setzte, um dem kleinen Rapunzel näher zu sein.

Ich suchte ihren Blick und furchtlos erwiderte sie ihn. Ihre Augen waren von einem dermaßen klaren Blau, das ich noch nie so gesehen hatte. Doch vor allem der Ausdruck in ihren Augen bescherte mir eine Gänsehaut. Und einen harten Schwanz.

Niemals würde ich zulassen, dass sie nochmal jemand berührte. Warum in meinem Inneren ein blutrünstiges Biest erwachte, bei dem Gedanken daran, ein anderer als ich sie hier raus bringt, wusste ich nicht. Dieses Gefühl war neu und mir nicht vertraut, aber alles in mir schrie danach, sie in Sicherheit zu bringen. Und sie nicht wieder herzugeben.

Nun stand ich vor ihr, um sie wenigstens ein bisschen vor den Gaffern hinter uns zu beschützen und verhandelte mit diesem Wichser von Wärter. Ich könnte mich selbst verfluchen. Das war der beschissenste Plan überhaupt. Marco hatte recht. Im Grunde konnte ich niemanden hier freikaufen. Diese Checks waren nicht gedeckt und das würden die Jungs gleich checken, wenn sie sie in der Hand halten würden. Das hatte Garcia seinen Leuten ganz genau beigebracht.

Ich sah kurz zu Summer. Ihr Blick war dankbar auf mich gerichtet. Offenbar glaubte sie, dass jetzt alles gut werden würde. Scheiße verdammte. Ich glaubte eher, dass wir heute alle hier draufgehen werden. Trotzdem warf ich ihr einen beruhigenden Blick zu.

Dann wanderten meine Augen wieder zu meiner Principessa. Momento... Meiner ...? Egal, beschloss ich, darüber dachte ich später nach. Doch diesmal waren ihre Augen nicht mir zugewandt, sondern blickten entschlossen zu einer der Deckenkameras.

Danach brach das absolute Chaos aus.

Die automatischen Türen, die nach draußen führten, schlossen sich mit einem leisen Summen. Garcia lebte zwar in einer alten Festung, in der raue Sandsteinblöcke verbaut waren, riesige Kaminfeuer brannten und wahnsinnig teure alte Ledersessel und Hirschfelle drappiert wurden, doch darunter versteckte sich ein komplett neues High-Tech-Equipment, wie nun eindrucksvoll demonstriert wurde. Die tausend Kameras lasse ich mal unerwähnt. Schon beim Reingehen hatte ich 14 gezählt, aber es waren sicherlich noch dutzende mehr...

Alles wurde hier wahrscheinlich von einem Kontrollraum aus beobachtet.

Gerade, als ich mich den Türen zuwenden wollte, um die Ursache für das Schließen herauszufinden, hörte ich Rapunzels Stimme:

"Geh in die Nische! Dorthin, wo dich der Sprinkler nicht erreicht. Nimm deinen Freund mit. Jetzt!"

Ihre Stimme war leise und gepresst. Und es handelte sich nicht um eine Bitte. Die kleine principessa hatte mir einen Befehl erteilt.

Bevor ich etwas erwidern konnte, ging unter lautem Getöse die Sprinkleranlage an und verteilte feine Sprühwassertropfen.

Als alle nach oben schauten, haftete mein Blick weiter auf der kleinen Amazone, die den Tumult nutzte und sich von ihren Fesseln befreite. 

Was zum ....?!

Innerhalb einer Sekunde waren ihre Arme frei und sie hatte sich zu dem Wärter links von ihr gedreht, um ihm seine Waffe zu entwenden. Sie zog sie aus dem Holster und bevor er reagieren konnte, schoss sie ihm in die Stirn. Da es sich hier um eine Glock 19 mit Schalldämpfer handelte, bekamen die meisten durch den Krach der Sprinkler den toten Wärter nicht sofort mit.

Was zur Hölle passierte hier gerade?! Hatte die kleine Prinzessin gerade ohne zu Zögern einen der Wärter ausgeknipst?

Mit einem letzten energischen Nicken bedeutete sie mir, in der Nische zu verschwinden.

Dann brach die Hölle los. Ich rannte zu Marco und zerrte ihn zu der Wandlücke.

Hinter mir hörte ich weitere gedämpfte Schüsse und Schreie wurden laut.

Angstschreie. Panik brach aus.

Die anderen hatten das Tun der principessa bemerkt.

"Ach du scheiße, was zum Geier...", begann Marco, doch weiter kam er nicht.

"Besorg dir ne Waffe und schalte so viele Wachleute, wie möglich aus", unterbrach ich ihn.

Ich verpasste auf dem Weg einem panisch aussehenden Wörter einen harten linken Haken und nahm mir seine Glock. Marco tat es mir gleich und als wir beide in der geschützten Nische angekommen waren, sah ich, was die kleine Prinzessin bereits getan hatte.

Sieben Wachleute lagen tot am Boden. Der Rest versuchte, auf Rapunzel zu schießen, doch der Großteil von ihnen sah überhaupt nicht gut aus. Scheiße, die meisten lagen kotzend auf dem Boden. Was zur Hölle war mit denen? Es sah aus, als ob die ihre eigene Lunge rauswürgen würden.

 Da die Käufer alle ihre Waffen abgeben mussten, bevor sie das Gebäude betreten haben, waren sie praktisch schutzlos und versuchten die Türen aufzubrechen, um dem Chaos hier zu entkommen.

Übrig blieben aber immer noch 6 Wachen, die auf die Principessa feuerten. Doch ihre Reaktionen waren verlangsamt. Sie konnten kaum noch ihre Waffe halten und ich hatte das Gefühl, dass sie gleich nach vorne über kippen würden.

Auch die Meute an den Türen war ruhiger geworden. Leiser. Einige hielten sich aneinander fest, um nicht umzukippen.

Da ist was in dem Wasser der Sprinkleranlage, schoss es mir.  Deswegen sollte ich mit Marco hier Schutz suchen.

Mein ältester Freund war von dem Treiben vor ihm vollkommen gefangen. Und scheiße man, ich konnte es ihm nicht verübeln. So etwas wie das hier, hatten wir beide in usnerem ganzen Leben noch nicht gesehen.

Ich hielt meine Waffe im Anschlag, um ihr zu helfen, doch meine Hilfe war das Letzte, was sie benötigte...

Die Wachen schossen immer noch auf Rapunzel, die sich geschickt von den Mädchen wegbewegt hatte und ihrerseits Schüsse abfeuerte. Und jeder einzelne saß. Sie hatte gerade das Magazin gewechselt und traf jeden der torkelnden Wachleute mitten in die Stirn. Die Schüsse, die neben ihr einschlugen schienen sie in keiner Weise zu beunruhigen.

Mich dagegen schon. Noch nie hatte ich so viel Angst um jemanden gehabt. Bevor ich aber schießen konnte, war jeder von diesen Wichsern bereits tot.

Einer nach dem anderen sank zu Boden, bis keiner mehr übrig blieb.

Scheiße ey, ich hatte mich noch nie in meinm Leben so nutzlos gefühlt.

Die Sprinkleranlage stoppte und es war gespentisch ruhig in dem Raum. Nur mein Herzschlag hämmerte so laut, dass ich meinte, sie müsste es hören und das Blut rauschte mir in den Ohren.

Die Mädchen hingen müde an den Stangen, kaum noch im Stande zu stehen und die feigen Säcke, die sich an den Türen festgehalten hatten, schienen vollkommen weggetreten zu sein....

Doch Rapunzel selbst stand in dem Raum, ungebeugt und ohne Skrupel blickte sie auf ihr Werk. Ihr Haar umrahmte ihr Gesicht wild und nass und die Wasserperlen rannen ihren Körper hinab.

Sie stand zwischen den Leichen, die sie mit einem perfekten Kopfschuss niedergestreckt hatte.

Wie eine Königin.

Eine Königin mit einer Glock 19, die jetzt langsam auf die Meute am Haupttor zuging, in der sich auch Garcia befand.

Fuck.

Auch, wenn ich hier in der Nische stand, wie eine kleine Pussy, wusste ich in diesem Augenblick ganz genau:

Diese Frau würde eines Tages mir gehören. 

Nur mir und um meinen Schwanz betteln.

Diese Frau werde ich heiraten.

wild swallow #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt