Tamo

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"Sie war die Letzte", meinte ich und legte die Frau auf eine der niedrigen Liegen, die im Bus verteilt waren.

Alles hier drinnen war vom Feinsten. Ich kannte mich ja im medizinischen Bereich nicht so aus, aber das Innere des Vans war kostspielig, absolut effektiv und modern eingerichtet.Egal, wo die drei Mädels mit drin steckten... sie machten eine Menge Cash damit. Ohne Geld, oder Gönner konnte man sich so was hier nicht leisten. Wer waren die drei verdammt nochmal?!

Sofort schloss meine Prinzessin die Bustür und die kleine Verrückte mit einer Vorliebe für Messer gab Gas. Die Frau, die uns zu Beginn so angeschaut hätte, als hätte sie uns lieber zu Chili con Carne verarbeitet, saß vor einem Rechner und dirigierte die Messerlady aus der Seitenstraße, weiter Richtung ... tja, Richtung Freiheit nehme ich mal an. Freiheit und Sicherheit. Sie wird per Funk und Autokameras wahrscheinlich beobachten, ob der Bus in irgendeiner Art und Weise verfolgt wird oder in einer Sackgasse enden könnte...

Währenddessen geht die Prinzessin herum und untersucht alle der Mädchen. Einigen gibt sie eine Infusion. Als ob sie spüren würde, dass ich sie beobachte, dreht sie sich zu mir um.

"Das ist Kochsalzlösung. Einige der Frauen sind vollkommen dehydriert", meint sie leise. Ihre Stimme ist melodisch und ruhig. Sie ist so gefasst und ihr Gesicht wieder absolut ausdruckslos.

Ich hatte das noch nie, aber ich wollte unbedingt wissen, was in ihrem Kopf vorging. Bisher war es mir immer ziemlich egal, was die Weiber in meiner Gegenwart dachten. Ich war kein Schwein, dass sie schlecht behandelte. Im Gegenteil. Aber ich war auch nicht ihr Seelenklempner. Ihre Gefühle und Gedanken zu hören hatte mich bisher genervt. Das sollten sie bei jemanden anderen abladen. Ich wollte sie einfach nur vögeln. Das klang scheiße und rücksichtslos?! Ja, so war ich eben.

Doch bei ihr war es anders. Ich wollte zu ihr. Und ich wollte wissen, was hinter diesem Gesicht versteckt war, das nie ein Gefühl zeigte.

"Kann ich dir helfen?", fragte ich etwas unbeholfen. Überrascht schaute sie mich an. Tja, nicht nur sie war überrascht. Auch Marco schaute, als ob ich mich gerade geoutet hätte. So ein Arschloch. Was ist der so erstaunt?! Als ob ich sonst nur ein Dreckschwein wäre und immer nur an mich dachte...

"Ja, du kannst tatsächlich etwas für mich tun", meinte sie und ich glaubte, ein Lächeln über ihre Lippen huschen zu sehen. Fuck. Diese Lippen... So voll und verführerisch geschwungen und absolut der Killer, wenn sie lächelten. Ich wollte sie küssen. Verdammt, ehrlich gesagt gab es im Moment nichts, was ich mehr wollte. Ich wollte sie in meine Arme ziehen und von ihren Lippen kosten. Sie schmecken. Mit meiner Zunge in ihren Mund eindringen. Ihr leises Keuchen hören, wenn sie mir Einlass gewährte. Ich spürte, wie sich mein Schwanz regte und komplett hart wurde. 

Fuck. Ich musste dringend wieder eine vögeln. Ich war wegen einer Frau im angezogenen Zustand nicht mehr hart geworden seit ... keine Ahnung ... fünfzehn Jahren? Und das nur, weil ich mir wildes Rumknutschen vorgestellt hatte. Als ob ich wieder 14 wäre...

"Ich benötige noch einen Infusionsständer. Kannst du die Lösung solange halten?" Sie gab mir einen Plastebeutel in die Hand und kramte in einem Fach neben ihr. Dabei beugte sie sich etwas und mein Hemd, das sie immer noch trug rutschte etwas nach oben. Dadurch hatte ich die optimale Sicht auf ihr spärlich bekleidetes Hinterteil.

Ich schluckte hart und musste mich zwingen auf den Boden zu sehen.

"Halt, was machst du denn?", rief sie in dem Moment panisch und nahm mir den Infusionsbeutel aus der Hand, den ich aus Versehen in meiner Faust zusammen gepresst hatte. Dadurch war wohl etwas mehr Flüssigkeit durch den Schlauch gelaufen. Mist, ich hatte nur diese eine Aufgabe gehabt.

"Tut mir leid", entschuldigte ich mich. "Ich habe einen ziemlich festen Griff." Und eine Stimme, rau, wie Sandpapier und eine Beule in meiner Hose, die fast den Stoff zerriss, fügte ich in Gedanken hinzu.

Und circa eine Million Fragen, aber da ich davon ausging, dass mich die drei Frauen hier eher massakrieren würden, als mir zu antworten, hielt ich lieber meinen Mund. Zumindest vorerst.

"Solche Sachen solltest du nur mich machen lassen. Unsere Prinzessin hier hat es nicht so mit den Sachen fürs Feine", mischte sich da Marco von hinten ein.

"Was willst du denn jetzt?", brummte ich wütend. "Du solltest lieber um dein Toupe trauern, dass du verloren hast. Du hast mit ihm um Längen besser ausgesehen."

"Sagt ausgerechnet der, der ausschaut, wie bei einem satanischen Ritual geschoren und skalpiert", murmelte Marco leise, aber dennoch laut genug, dass es alle im Bus hören konnten.

Seine kleine Messerfreundin lachte hell. Die Cyber Lady verzog nur ein wenig angesäuert die Lippen und meine Prinzessin konnte sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen.

"Ihr seid gute Freunde", sagte sie mehr zu Marco, als zu mir.

"Nein, ich hasse diesen Kerl", meinte ich angepisst. Wieso redete sie mit ihm?! Ich stand schließlich direkt vor ihr. Und das so nah, dass ich ihren Lilienduft wahrnehmen konnte. Und ich hielt dieses Infusionsdings. Dass sie Marco anlächelte fuckte mich aus irgendeinem Grund  tierisch ab, obwohl es kompletter Bullshit war.

Marco dagegen schien das Ganze ungemein zu belustigen.

"Ja, wir sind hermanos", sagte er, meinen Einwurf ignorierend.

Ich sah in ihren Augen, dass sie verstand, was Marco und mich miteinander verband. Es war das Gleiche, was sie mit den anderen beiden Frauen verband.

"Ihr habt Fragen", sagte sie. Es war eine Feststellung.

"Die ein oder andere", räumte ich ironisch ein und schnaubte belustigt.

"Nein, sie müssen verschwinden. Und zwar besser jetzt, als später", hielt Cyberlady dagegen und klappte energisch den Laptop zu und drehte sich in unsere Richtung.

"Ich habe aber mit dem einem heute Abend ein Date", mokierte sich die Messerlady hinter dem Steuer.

"Du hast heute Abend überhaupt kein Date", erwiderte die Cyberlady, die robyn genannt wurde, in scharfem Ton. Einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

"Wieso darf ich keine Dates haben? Er sieht doch normal aus. Du hast den letzen schon vergrault. Und der war nur Buchhalter", motzte die kleine Schwarzhaarige. Man, war sie schlecht drauf. Doch Hackergirl zeigte sich unbeeidruckt.

"Er war der Buchhalter der Kartelle. Das wird jetzt nicht nochmal diskutiert. Konzentrier dich auf's Steuer", kommandierte Cyberlady und blickte dann auffordernd zu meinem Rapunzel. Diese seufzte leise. Ergeben. Auch sie würde sich der Naturgewalt von Kevin Mitnick nicht entgegen setzen.

Egal, wie das gleich enden würde, aber eins war mir klar:

Das hier war das verrückteste, durchgeknallteste und toughste Frauen-Trio, dass mir je begegnet war.

Sie hatten wahrscheinlich alle mehr oder weniger einen mitlaufen, aber ich hatte einen ziemlichen Respekt vor ihnen.

Und eine Sache wurde mir in diesem Moment bewusst:

Ich würde mein Rapunzel ganz bestimmt nicht einfach wieder gehen lassen.

Wenn sie mich loswerden wollte, musste sie mich  schon erschießen.



wild swallow #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt