Kapitel 8

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"Hast du mir zugehört?" Harry guckte mich böse an.
"Hm? Was?"
"Ich wollte wissen, ob du dich eingekriegt hast. Aber da du mir nicht mal zuhörst, ist die Situation ja klar."
Ich verdrehte die Augen. "Harry, ist dir klar, dass es nicht immer nur um dich geht?"
"Was soll das denn heißen?"
Ich seufzte. "Ach, weißt du ..."
"Vergiss es, Hermine. Wenn du deine Komplexe hast, okay. Komm wieder, sobald du damit durch bist."
"Bitte was?", sagte ich ungläubig. "Steck dir dein 'Komm wieder' sonstwo hin! Ich glaube, ich gehe mal zu Ruby und Dean."
"Zu wem?" Verwirrt kam Ron hinzu.
"Ruby und Dean", gab ich hochnäsig zurück. "Stellt euch vor, ich kenne noch andere Leute als euch."
"Natürlich." Aus Harrys Stimme hörte man heraus, dass er mir nicht glaubte.
"Aber geh nicht wieder heulend auf das Mädchenklo, wo dich ein Troll  angreift. Diesmal werden wir dich auch keine Fall retten."
"Als wollte ich von euch gerettet werden." Schnippisch sah ich sie an. "Ich geh dann mal."
"Tschüss!", brüllte mir Ron hinterher.

Den ganzen Tag wartete ich auf den Abend, doch der wollte einfach nicht kommen. Nachmittags wurde ich hibbelig.
Ein wenig scherzte ich noch mit Ruby herum, dann entschuldigte ich mich.
"Mir ist ein wenig schlecht ... ich gehe raus."
"Oh .. gute Besserung! Soll ich dich auf die Krankenstation bringen? Mme Pomfrey kann bestimmt ..."
"Nein, danke", beeilte ich mich zu sagen, "es ist nur ziemlich warm und stickig."
"Oh, ja." Sie umarmte mich kurz, warf mir einen prüfenden Blick zu und schob mich sanft in Richtung Tür. "Raus jetzt", meinte sie lächelnd.
Dunkle Wolken zogen sich zusammen, die das ohnehin schon schwüle Wetter noch feuchter machte.
Nur wenig später fielen die ersten dicken Tropfen und alle Schüler, die bis jetzt draußen gewesen waren, packten ihre Sachen und beeilten sich, in das Gebäude zu kommen.
Ich jedoch blieb stehen und breitete die Arme aus. Sehnsüchtig empfing ich den lang erwarteten Regen, der die Luft endlich reinigte.
Plötzlich schien Zeit keine Bedeutung mehr zu haben. Unglaublich, dass ich früher vor dem Regen geflüchtet bin - es war so angenehm, die schweren Tropfen an meiner Haut zu spüren. So befreiend.
Also stand ich da, spürte die Tropfen, den Regen, ließ alles von mir abspülen.
Ich wusste nicht, wann, aber irgendwann öffnete die Augen und kam in die Wirklichkeit zurück. Wie spät musste es sein? Der Himmel hatte sich verdunkelt. Ich war klitschnass und hatte eine Gänsehaut.
Ich schlang die Arme um mich, plötzlich weinerlich. Wieso passierte das alles? Wieso veränderte sich alles? Wie konnte ich es aufhalten?
Schnelle Schritte kamen auf mich zu. Ich drehte mich nicht um - egal, wer es war, er konnte warten.
"Hermine!" Oh Gott. Es war Draco! Ihn hatte ich am wenigsten erwartet.
Nun machte ich doch eine Wendung. "Was machst du denn hier?", fragte ich schärfer als beabsichtigt.
Sofort blieb er stehen. "Oh.", sagte er irgendwie niedergeschlagen. "Ich wollte nur ..."
"Ich hatte jemand anderen erwartet.", versuchte ich zu erklären, "Jemand nicht so erfreulichen." Hatte ich das wirklich gesagt? Oh shit.
Sein Gesicht hellte sich auf. "Ich habe mir Sorgen gemacht."
"Wieso?" Ich runzelte die Stirn.
Er wurde rot. "Du warst nicht im Gemeinschaftsraum und auch sonst nirgendwo! Harry und Ron wussten auch nicht, wo du ..." Als er mein Gesicht sah, brach er ab.
Wieso hatte er mit den Jungs gesprochen? Sollten Sie sich doch vergraben gehen.
"Egal. Es ist schon spät. Und da kam mir der Gedanke, dass du vielleicht draußen sein könntest."
Ich nickte. "Tja, hier bin ich."
"Du bist nass."
Ich lachte. "Wirklich?"
Er betrachtete mich und ich wurde unruhig. "Du bist ..." Er unterbrach sich.
Mein Herz schlug auf wundersame Weise höher. "Ich bin was?"
Draco murmelte etwas Unverständliches. Einen Moment später wiederholte er: "... wunderschön"
Diesmal wurde ich rot. "Quatsch." Ich guckte an mir runter. Das blaue Top klebte an mir, die Shorts war klamm und mein Haar musste völlig verfilzt sein. Unwillkürlich strich ich mir durch meine Mähne. Sie waren durch die feuchte Schwere glatt, ganz anders als sonst.
Er schüttelte den Kopf. "Das ist mein Ernst."

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