Kapitel 9.

14 5 4
                                    

Saphira pov

Am Abend hatte die kleine Gruppe ihr Lager aufgeschlagen und ein kleines Feuer entfacht. Alle außer Jons Onkel Benjen Stark saßen um das Feuer und wärmten sich daran auf. Im Norden war es deutlich kälter, als Saphira gedacht hatte und sie waren noch lange nicht an der Mauer. Tyrion war in ein Buch vertieft, als ein weiterer Bruder der Nachtwache mit zwei Gefangen im Schlepptau zu ihnen stieß.

,,Ah, Vergewaltiger", bemerkte Tyrion.

Saphira schaute Jon überrascht an, doch dieser schien selbst nicht mit der Gesellschaft gerechnet zu haben. Ihm missfiel sichtlich, dass die beiden Jungen Männer anwesend waren. Saphira warf ihnen nur hasserfüllte Blicke zu und rutschte weiter zu Jon rüber, um mehr Abstand zwischen sich und diese Kerle zu bekommen.

,,Sie hatten bestimmt die Wahl zwischen Kastration oder der Mauer. Die meisten Wählen das Messer. Von deinen neuen Brüdern nicht beeindruckt?", fragte Tyrion Jon, der alles andere als glücklich war.

Saphira sah Tyrion geschockt an. Sie hatte schon damit gerechnet, dass sie es an der Mauer mit Verbrechern zu tun bekommen würde, dich mit Vergewaltigern hatte sie nicht gerechnet.

,,Das schöne an der Wache, du wirfst deine alte Familie weg und bekommst eine ganz neue", ergänzte Tyrion.

Jon antwortete nicht, sondern schaute nur kurz zu den Kerlen rüber und dann zu seinen Onkel, der vor einem Baum saß. Saphira aber ließ die Kerle nicht aus den Augen. Wenn sie eine Sache in den dunklen Gassen von New York gelernt hatte, dass man Fremden niemals den Rücken zudrehen durfte, denn wenn man Pech hatte, könnten die einen sonst umbringen.

,,Warum lest ihr so viel?", fragte Jon schließlich.

,,Schau mich an und sag was du siehst", entgegnete Tyrion.

,,Ist das ein Trick?", fragte Jon.

,,Was du siehst ist ein Zwerg.
Wenn ich als Bauer geboren worden wäre, hätten sie mich vielleicht im Wald zum Sterben zurückgelassen. Leider wurde ich als Lennister von Casterlystein geboren, von mir werden zauberhafte Dinge erwartet. Mein Vater war 20 Jahre die Hand des Königs..."

,,Bis dein Bruder diesen König tötete", unterbrach Jon ihn.

,,Ja, bis mein Bruder ihn tötete. Das Leben ist voll von diesen kleinen Ironien. Meine Schwester hat den neuen König geheiratet und mein abstoßender Neffe wird König nach ihm. Ich muss meinen Teil zur Ehre meines Hauses beitragen, stimmst du mir zu? Aber wie? Mein Bruder hat sein Schwert und ich habe meinen Verstand und ein Verstand braucht Bücher, wie ein Schwert einen Wetzstein braucht. Deshalb lese ich so viel Jon Schnee. Und du, was ist deine Geschichte, Bastard?", fragte Tyrion.

Saphira warf ihm aufgrund seines Tonfalls einen wütenden Blick zu. Dennoch war sie gespannt, was Jon zu erzählen hatte, bisher wusste sie nicht ganz so viel von ihm.

,,Frag mich nett und vielleicht reden ich dann mit dir, Zwerg", konterte Jon.

Tyrion konnte sich genauso wie Saphira ein Grinsen nicht verkneifen. Doch im Gegensatz zu Tyrion, fand Saphira es äußerst amüsant, wie Jon dem Zwerg die Stirn bat.

,,Ein Bastardjungen, der nichts zu Erben hat und sich gemeinsam mit seinen tapferen Waffenbrüdern dem alten Orden der Nachtwache anschließen soll", entgegnete Tyrion Lennister.

,,Ihr habt mich vergessen, Zwerg", mischte sich Saphira ein.

,,Entschuldigung, das liegt wahrscheinlich daran, dass Frauen an der schwarzen Festung verboten sind"

,,Ganz dünnes Eis Lennister", drohte Saphira und warf ihr braunen Haare zurück.

Tyrion schmunzelte nur und kassierte einen bösen Blick von Jon.

,,Pass gut auf sie auf, wir wollen ja nicht, dass sie Kerlen wie denen da in die Hände fällt. Das wäre Schade, ich mag sie irgendwie", meinte der kleine Lennister.

,,Ich kann euch hören, dass wisst ihr schon oder? Außerdem kann ich sehr gut auf mich aufpassen, das habe ich schon mein ganzes Leben. Ich habe nie jemanden gehabt, der auf mich aufgepasst hat und ich habe auch nie jemanden gebraucht. Und jetzt lässt Jon in Ruhe, sonst bekommt ihr es mit mir zu tun", drohte Saphira und Jon sah sie erstaunt an.

,,Nur zu, ich bin mir sicher, du würdest gewinnen. Kämpfen ist nicht gerade meine Stärke, wie du dir vielleicht denken kannst", antwortete Tyrion.

,,Die Nachtwache beschützt die Reiche...", wechselte Jon das Thema, doch er wurde von Tyrion unterbrochen.

,,Ah, ja ja, gegen Riesen und weiße Wanderer und all die anderen gefährlichen Kreaturen, die hinter der Mauer leben. Aber du bist ein kluger Junge, du glaubst diesen Unsinn nicht. Hier, mit etwas Wein im Bauch ist alles besser", Tyrion warf Jon eine ledernde Flasche mit Wein zu.

Jon fing diese gekonnt auf und trank einen Schluck.

,,Möchtest du auch etwas?", fragte er Saphira.

,,Nein danke, ich möchte gerade keinen Wein", antwortete Saphira.

Sie nicht das Bedürfnis aus dieser komischen Flasche zu trinken, aus der schon Jon Tyrion und wer weiß wie viele schon getrunken haben. Stattdessen stand Saphira auf und entfernte sich etwas von dem Feuer.

,,Ich gehe schlafen, wir müssen Morgen weiter"

Als Saphira weit genug entfernt war, nahm Tyrion das Gespräch wieder auf.

,,Interessantes Mädchen. Sie scheint dich zu mögen"

,,Das glaube ich nicht, wegen mir musste sie sich überhaupt erst der Nachtwache anschließen und ihre beste Freundin auf Winterfell zurücklassen. Und das alles nur, weil ich ihnen aus dem Gefängnis geholfen habe", antworte Jon.

,,Du hast sie befreit, warum?", fragte Tyrion verwundert.

,,Wegen mir sind sie überhaupt erst im Gefängnis gelandet. Ich habe dann nur dafür gesorgt, dass mein Vater sie und ihre Freundin wieder frei lässt. Ich lege mich jetzt schlafen und das solltet ihr auch, wir haben noch einen langen Ritt vor uns", erklärte Jon und ließ den Lennister allein am Feuer zurück.

SNOWWo Geschichten leben. Entdecke jetzt