Kapitel 22.

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Raya pov.

Raya wischte einen Tisch ab, an dessen Ende Robb Stark und Theon Graufreud saßen. Irgendwie konnte sie ihren Blick nicht von dem jungen Lord von Winterfell lösen. Maester Luwin hatte Robb soeben eine Nachricht aus Königsmund überreicht, die Robb gerade las.

,,Verrat? Und das ist von Sansa", meinte er als er fertig mit lesen war.

,,Die Schrift eurer Schwester, aber die Worte der Königin. Man zitiert euch nach Königsmund, um dem neuen König die Treue zu schwören", erklärte Maester Luwin.

,,Joffrey legt meinen Vater in Ketten und ich soll ihm den Arsch küssen?", entgegnete Robb.

,,Dies ist ein königlicher Befehl, Mylord. Falls ihr euch weigert ihn zu befolgen..."

,,Ich weigere mich nicht. Seine Hoheit ruft mich nach Königsmund und ich reite nach Königsmund, aber nicht alleine. Ruft die Banner!", befahl der junge Lord.

Theons Mundwinkel verzogen sich zu einem wiederlichen Grinsen. Raya hasste den Kerl einfach, sie hätte nie gedacht, dass man jemanden so hassen konnte. Theon hatte sie da eines Besseren belehrt. Saphira hatte mit einer Sache zu hundert Prozent Recht gehabt. Sie sagte, Jon sei sympathischer als Theon, und Raya gab ihr jetzt voll und ganz Recht. Nahezu jeder war sympathischer als Theon Graufreud, das war nicht einmal schwer.

,,Sie alle, Mylord?", fragte Maester Luwin vorsichtig.

,,Sie haben alle geschworen, meinen Vater zu verteidigen, oder nicht?", entgegnete Robb.

,,Das haben sie", antworte der Maester.

,,Wir werden sehen, was ihre Schwüre wert sind", meinte Robb entschlossen.

Der Maester nickte und ging, um die Raben mit dem Aufruf an alle zu schicken, die dem Haus Stark die Treue geschworen hatten.

Raya hatte ihre Arbeit eingestellt und schaute zu Robb rüber, die Art, wie er mit Maester Luwin gesprochen hatte, faszinierte sie. Er war vielleicht ein Jahr älter als sie, aber er wirkte so viel reifer und erwachsener. Raya schaute ihn weiter an, bis Robb sich auf einmal zu ihr rumdrehte und ihr direkt in die Augen sah. Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus und schnell sah sie woanders hin, bevor Robb nachher noch dachte, sie habe in angestarrt. Das wäre wirklich peinlich.

Robb wendete seinen Blick von ihr ab und setzte sich neben Theon, der immer noch so wiederliche grinste. Er schien sich richtig auf den bevorstehenden Krieg zu freuen, was Raya nur noch mehr anekelte.

,,Hast du Angst?", fragte Theon den jungen Lord.

Robb zeigte Theon seine rechte Hand, die deutlich zitterte.

,,Anscheinend", antwortete der Lord von Winterfell.

,,Gut", meinte Theon in seinem typischen arrogantem Tonfall.

,,Warum ist das gut?", fragte Robb leicht irritiert.

,,Es bedeutet, dass du nicht blöd bist", meinte Theon.

Raya wunderte sich, Theon hatte doch gerade tatsächlich zum ersten Mal Recht. Robb war in Rayas Augen alles andere als blöd, er glich für sie einem Helden, aus den ganzen Actionfilmen, die sie und Saphira sonst so gerne gemeinsam geschaut hatten.

,,Raya, ich würde gerne mit dir unter vier Augen sprechen", meinte Robb plötzlich.

Raya schluckte und schaute vorsichtig zu Robb. Theon grinste hämisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Dein Lord hat dir etwas befohlen! Er will mit dir sprechen, jetzt", blaffte Theon sie an.

Unsicher ging Raya zu Robb und Theon. Sie traute sich nicht, Robb in die tollen blauen Augen zu sehen, obwohl sie das am liebsten den ganzen Tag lang tun würde.

,,Theon, gehst du bitte jetzt, ich würde gerne mit Raya unter vier Augen sprechen", meinte Robb und betonte dabei das Wort vier besonders.

Theon passte das überhaupt nicht, doch er wagte es nicht, dem jungen Lord von Winterfell zu wiedersprechen. Er warf Raya noch einen bösen Blick zu, bevor er Aufstand und durch die nächste Tür verschwand. Raya stand Robb jetzt ganz alleine gegenüber.

,,Setz dich doch, ich beiße nicht", forderte der junge Lord sie auf.

Robb deutete auf den freien Platz links von ihm, wo zuvor Theon gesessen hatte. Raya zögerte kurz bevor sie sich mit deutlichem Abstand neben ihn setzte. Robb legte ein unordentlich gefaltetes Blatt Papier auf den Tisch, es schien ein Brief zu sein, doch er trug kein Siegel.

,,Mylord, was ist das?", fragte Raya.

,,Ich weiß es nicht, aber dein Name steht drauf", meinte der junge Lord und zeigte auf einige Schnörkel.

Raya musste zweimal hinsehen, um ihren Namen lesen zu können. Wer auch immer das geschrieben hat, hatte es anscheinend sehr eilig, sogar ihr Name war falsch geschrieben, Raja statt Raya.

,,Das kam vor ein paar Tagen an. Da kein Siegel drauf war, habe ich beschlossen, dass man dich diesen Brief, oder was auch immer das sein soll, nicht alleine öffnen lassen sollte", erklärte Robb.

,,Darf ich?", fragte sie vorsichtig.

Robb nickte und Raya entfaltete das Blatt Papier.

Raja,

Ich weiß wir sind vielleicht nicht die besten Freunde, aber ich brauche Hilfe. Schnell! Lord Eddard Stark, der Vater von Jon, Robb und seinen Geschwistern, wurde wegen Verrates an der Krone verhaftet! Alle Männer von ihm wurden umgebracht! Ich habe nach Sansa und Arya gesucht, doch ich konnte seine Töchter nicht finden, ich befürchte das schlimmste. Ich musste den roten Bergfried verlassen, sonst wäre ich auch noch gefangen worden. Ich stecke in Königsmund fest und werde gesucht. Bitte hilf mir! Antworte mir aber lieber nicht, zu gefährlich.

Milo

,,Das ist von Milo", stellte Raya fest und reichte Robb den Brief.

,,Wer ist Milo?", wollte Robb wissen und überflog den Brief.

,,Der Kerl, der von Theon wegen Einbruchs gefangen genommen wurde und mit nach Königsmund geritten ist. Der mit der komischen goldenen Kette um den Hals und den etwas längeren braunen Haaren", erklärte Raya und strich sich eine ihrer schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

,,Ach der. Wir reiten so der so nach Königsmund um meinen Vater zu befreien. Wenn dieser Milo bis dahin noch lebt, dann können wir ihn gerne wieder mit nach Winterfell nehmen. Was ist eigentlich mit dem Blonden? Lucian war sein Name, richtig?"

,,Ja, der ist allerdings echt anstrengend. Er nervt mich immer damit, ob es eine Nachricht von Milo gab", erzählte Raya.

,,Hast du schon Mal darüber nachgedacht, ob er sich vielleicht einfach Sorgen um seinen besten Freund macht? Du würdest dich doch bestimmt ähnlich verhalten, wenn du so lange nichts von Saphira gehört hättest", meinte Robb.

,,Daran hab ich noch gar nicht gedacht. Entschuldigt mich, Mylord. Ich habe noch zu tun", antwortete Raya und stand auf.

,,Raya, warte kurz. Wenn wir alleine sind, kannst du mich ruhig Robb nennen", erlaubte ihr der junge Lord.

,,Danke...Robb", bedankte sie sich und lächelte ihm zu, bevor sie ging.

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