Kapitel 29.

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Saphira pov

Saphira schlief seelenruhig in ihrer Kammer, als Sam plötzlich herein stürmte. Sie schreckte hoch und griff sofort nach dem Schwert, dass Jon ihr geschenkt hatte, dich als sie Sam erkannte, entspannte sie sich.

,,Kannst du nicht wenigstens anklopfen, wenn du mich schon mitten in der Nacht weckst?", fragte sie und rieb sich verschlafen die Augen.

,,Tut mir leid Saphira, aber es ist dringend!", antwortete Sam aufgewühlt.

,,Was kann s k dringend sein, dass du in meine Kammer reinplatz und mich mitten in der Nacht weckst?"

,,Jon ist abgehauen!", erklärte Sam ganz durch den Wind.

,,Was?!", Saphira war schlagartig hellwach.

,,Er ist eben durch das Tor geritten, ich habe versucht ihn aufzuhalten..."

,,Schmeiß Grenn und Pyp aus ihren Betten, die sollen helfen, sofort", entgegnete Saphira und sprang aus dem Bett.

Sam nickte schnell und lief los. Saphira legte ihren Waffengürtel an, an dem ihr Schwert hing und warf sich ihren schwarzen Mantel über. So schnell sie konnte, lief sie in den Hof und sattelte vier Pferde.

Kurze Zeit später kam Sam mit Grenn und Pyp bei ihr an.

,,Warum musste Jon eigentlich abhauen? Ich brauche einen Schlaf und es ist scheißen kalt hier draußen", beschwerte sich Pyp.

,,Hör auf rumzuheulen und steig gefälligst auf", konterte Saphira, die bereits auf einem Pferd saß.

,,Es kam eine Nachricht aus Königsmund an...", begann Sam.

,,Jetzt spuck es schon aus", drängte Saphira.

,,sie haben...Jons Vater...er wurde...hingerichtet", stotterte Sam.

,,Verdammt!", fluchte Saphira, woraufhin Grenn sie ganz entsetzt ansah.

,,Das gehört sich nicht für eine Lady!"

,,Ich bin kein Lady, außerdem ist mir das verdammt nochmal egal jetzt", fluchte Saphira weiter.

,,Wir steigen ja schon auf, aber beruhig dich bitte wieder", antwortete Grenn.

Saphira gab ihrem Pferd die Sporen und galoppierte in die dunkle Nacht hinein. Sie war gewiss nicht die beste Reiterin, aber immerhin fiel sie nicht direkt herunter.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erkannte Saphira eine in schwarz gekleidete Gestalt auf einem Pferd, die einsam und alleine durch die Nacht reitet.

,,Jon!", rief sie.

Sie Gestalt drehte sich erschrocken um und galoppierte los. Sofort nahmen sie die Verfolgung auf. Jons Vorsprung schrumpfte immer weiter, aber er gab nicht auf. Sam hatte unterdessen die Führung übernommen und jagte Jon hinterher. Der bückte sich geschickt unter einem dicken Ast durch, der gefährlich tief über dem Weg hing. Doch Sam schien den Ast nicht zu sehen und preschte weiter hinter Jon her.

,,Sam, der Ast, pass auf!", rief Sahira noch, doch es war zu spät.

Der Ast traf ihn mit voller Wucht am Kopf und schleuderte ihn im hohen Bogen vom Pferd. Hart schlug er auf dem Boden auf und blieb liegen. Sofort sprang Saphira von ihrem Pferd und rannte zu Sam, dicht gefolgt von Grenn und Pyp.

,,Sam, alles in Ordnung?", fragte sie besorgt.

Sam rappelte sich auf und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. Auch Jon kam dazu, um zu sehen, ob es Sam gut ging. Saphiras Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten lächeln. Sie hatte geahnt, dass Jon nicht einfach weiterreiten würde, nachdem Sam vom Pferd gefallen war. Sie kannte Jon mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er niemals auch nur daran denken würde, seine Freunde im Stich zu lassen, egal in welcher Situation.

Saphira hob Jons Schwert Langklaue auf, dass zu Boden gefallen war und reichte Sam dann ihre rechte Hand, um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Grenn und Pyp wollten schon auf Jon zurennen und ihn festhalten, doch Saphira versperrte ihnen den Weg.

,,Was soll das, Saphira?", fragte Grenn.

,,Reitet zurück, Jon und ich kommen nach", flüsterte Saphira ihm zu.

,,Aber...", wandte Pyp ein.

,,Versprochen. Und jetzt los, sonst bemerkt noch jemand was"

,,Warum sollten wir?", fragte Grenn.

,,Lasst mich mit Jon reden", meinte Saphira.

,,Und warum du und nicht wir?", fragte Pyp weiter.

,,Bitte, vertraut mir"

Sam nickte und stieg wieder auf sein Pferd. Grenn verdrehte die Augen und folgte seinem Beispiel, doch Pyp wollte nicht gehen.

,,Dann bist du mir aber eine dicke Erklärung schuldig", meinte er.

,,Von mir aus, irgendwann vielleicht", antwortete Saphira leise.

Pyp schaute noch einmal zu Jon, der das ganze Schauspiel ungläubig verfolgte, bevor er Aufstieg und mit Sam und Grenn zurück zur schwarzen Festung ritt.

Saphira wartete noch, bis sie die Jungs nicht mehr erkennen konnte und wandte sich dann zu Jon. Der wollte schon wieder auf sein Pferd steigen und flüchten, doch Saphira ergriff das Wort.

,,Jon, bitte hör mir kurz zu. Ich kann dich nicht zwingen zu bleiben und das werde ich auch nicht, aber hör mir wenigstens kurz zu, wenn ich und unsere Freundschaft dir auch nur ansatzweise etwas bedeuten"

Jon hielt inne und drehte sich zu Saphira um. Sie schien genau ins Schwarze getroffen zu haben.

,,Bitte, ich möchte nicht erfahren oder dabei zusehen, wie mein bester Freund als Deserteur hingerichtet wird! Du bist der Einzige, dem ich hier vertrauen kann...ich brauche dich, hörst du. Ich habe sonst niemanden, ich hatte nie eine Familie! Meine Eltern sind verschwunden, als ich drei war, von da an habe ich auf der Straße gelebt und mich von dem Abfall von anderen Menschen ernährt. Die einzige Person, die da für mich da war, war Raya, doch jetzt. Raya ist keine Ahnung wie viele hundert Meilen entfernt und ich habe jetzt schon lange nichts mehr von ihr gehört. Ich weiß nicht, wie es ihr geht. Außer ihr hatte ich nie jemanden, bis ich dich getroffen habe. Du warst bisher immer für mich da, jetzt lass mich auch für dich da sein", fuhr sie fort.

Die Erinnerungen an ihre Kindheit und an ihre Eltern trieben Saphira Tränen in die Augen. Dieses Gefühl, verloren und einsam zu sein, dass sie seit 13 Jahren kannte, kehrte zurück. Saphira fühlte sich nicht nur alleine, sondern sie war alleine. Sie stand alleine mitten auf dem Weg, Jon gegenüber, der immer noch neben seinem Pferd stand. Alles kam wieder hoch, das Gefühl, als sie realisiert hatte, dass sie ihre Eltern verloren hatte, die von Mobbing geprägte Schulzeit, das Leben auf der Straße und der Wunsch, einfach ein normales Leben führen zu können.

Eine Träne nach der anderen lief ihre Wangen hinunter und Saphira fühlte sich einfach nur noch verloren, genauso, wie zuvor all die Jahre in New York. Als Jon ihre Tränen sah, änderte sich seine Haltung schlagartig. Sein zuvor ernster Gesichtsausdruck verschwand komplett und wurde durch Mitleid und Mitgefühl ersetzt. Er ging auf Saphira zu und schloss sie in seine Arme. Sie spürte die Wärme, die von ihm ausging und hörte die Schläge seines Herzens.

,,Ich weiß was du gerade durchmachst und ich weiß, wie das ist, wenn man seine Eltern verliert, weil sie entweder tot sind, oder man nicht weiß, was aus ihnen geworden ist. Aber egal was ist, ich bin immer für dich da", sagte sie leise.

,,Und ich bin immer für dich da", erklärte Jon mit sanfter, warmer Stimme.

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