Kapitel 23.

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Saphira pov

Die Nachtwache verbrannte traditionell immer ihre Toten. Saphira wusste nicht warum, aber ihre neuen Brüder schienen das wirklich ernst zu nehmen. Bei der Nachtwache sah man sich als Brüder, nicht vom Blut, sondern vom Eid. Dementsprechend sollte man sich auch wie Brüder, oder in Saphiras Fall Brüder und eine Schwester, behandeln. Das klappte aber nicht immer so gut, Rast war da das beste Beispiel, obwohl er nach dem nächtlichen Besuch deutlich ruhiger geworden war. Geist, Jons Schattenwolf, hatte wohl einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.

Saphira hatte mittlerweile von Jon erfahren, dass Othor, das Etwas, dass sie und Jon angegriffen hat, einst ein Bruder der Nachtwache war und vermeintlich tot aufgefunden wurde, als Jon und Sam ihren Eid unter einem Herzbaum, oder auch Wehrholzbaum, gemeinsam mit Sam geschworen hat.

In Herzbäume sind traditionell Gesichter eingeschnitzt. Jon hatte ihr erklärt, dass so die alten Götter verehrt wurden. Die alten Götter wurden nur noch im Norden verehrt, weshalb man sie auch die Götter des Nordens nannte. Im Süden wurden die Sieben verehrt, die auch die neuen Götter genannt wurden. Im Gegensatz zu den alten Göttern, zu denen in Götterheinen unter Herzbäumen gebetet wurde, ging man in eine Septe, um zu den Sieben zu beten.

Saphira war schon echt stolz auf sich, sie wusste mittlerweile schon einige Dinge über Westeros und den Nachbarkontinent Essos, der östlich von Westeros, auf der andern Seite der Meerenge lag. Eigentlich war Saphira eher faul und echt unbegabt, wenn es darum ging irgendwas zu lernen, oder zu verstehen. Aber seit sie in Westeros gelandet sind, viel ihr das alles viel leichter, als wüsste sie dass alles schon, hätte es aber über lange Zeit vergessen.

Der Großteil der Brüder war bereits wieder in der schwarzen Festung und ging ihrer Arbeit nach, doch Saphira, Jon, Sam, Grenn, Pyp und zwei andere Brüder beobachteten noch immer die beiden brennenden Körper. Othor würde nämlich nicht alleine gefunden, sondern mit Jaffar Blumen. Doch der hatte Saphira und Jon zum Glück nicht auch noch angegriffen, Saphira bezweifelte, dass sie und Jon das überlebt hätten.

,,Sie wurden von weißen Wanderern berührt", meinte Sam und durchbrach die Stille.

Alle Blicke richteten sich auf ihn.

,,Deshalb sind sie zurück gekommen und deshalb sind ihre Augen blau geworden. Nur Feuer kann sie aufhalten"

Schon auf dem Weg zur Mauer hatte Tyrion Saphira Geschichten über die weißen Wanderer und die lange Nacht erzählt. Zusammengefasst sind weiße Wanderer Untote und alle, die sie berühren und zurückholen sind dann die Wiedergänger, die nur mit Feuer besiegt werden können. Das hatten Saphira und Jon sogar live miterleben können. Die Nachtwache hatte es vor über tausend Jahren geschafft, die Wanderer hinter die Mauer zu verbannen. Tyrion hielt dass für eine erfundene Geschichte, die kleinen Kindern erzählt wurde, um ihnen Angst zu machen. Doch offenbar steckte mehr dahinter.

,,Woher weißt du das?", fragte Jon.

,,Ich habe es in einem Buch gelesen, einem sehr alten Buch in Maester Aemons Bibliothek", antworte Sam.

,,Was sagt das Buch sonst noch?", fragte Jon weiter.

,,Die weißen Wanderer schlafen im Eis, seit tausenden von Jahren. Und wenn sie aufwachen...", Sams Stimme versagte.

,,Und wenn sie aufwachen, was?", fragte Pyp.

,,Ich hoffe, die Mauer ist hoch genug", meinte Sam nur.

Saphira schaute den gigantischen Eiswall hoch. Die Mauer war so hoch, dass sie vom Boden aus nicht erkennen konnte, wo die Mauer endete.

Allmählich begann Saphira zu frösteln. Die Kälte hatte sich ihren Weg durch die dicken Handschuhe und den Mantel gebahnt. Saphira bekam eine Gänsehaut und es fühlte sich so an, als würden tausende kleine, spitze Nadeln sich in ihre Haut bohren. Außerdem war sie wirklich müde. Othor verfolgte sie auch in ihren Träumen, aber dort tötete er Jon vor ihren Augen und wenn er dann auf sie zustürmt, wacht sie schweißgebadet auf.

,,Bitte entschuldigt mich, ich bin müde"

,,Warte, ich begleite dich", meinte Jon und ging mit ihr zurück.

Saphira blieb vor ihrer Kammer stehen und wollte die Tür öffnen, als ihr auffiel, dass Jon noch immer hinter ihr stand.

,,Alles gut?", fragte sie leicht irritiert.

,,Ja, kann ich kurz mit reinkommen? Ich habe noch etwas für dich", antwortete Jon.

Saphira war sich erst nicht ganz sicher, was sie davon hatten sollte, doch wenn sie ehrlich war, war sie gerne in Jons Nähe.

,,Klar"

Saphira öffnete die Tür und betrat gemeinsam Jon ihre Kammer. Sie legte ihren Mantel ab und warf in einfach über dein Stuhl, der neben ihr stand. Bevor sie sich zu Jon auf ihr Bett setzte, zündete sie noch ein kleines Feuer im Kamin an, in der Hoffnung, dass es zumindest ein bisschen wärmer werden würde.

,,Ich dachte mir, du könntest es gut gebrauchen", Jon überreichte ihr einen langen Gegenstand, der in schwarzen Stoff eingewickelt war.

Das Stoffbündel war schwerer, als von ihr erwartet, aber nicht viel. Neugierig entfaltete sie den Stoff und staunte. Auf ihrem Schoß lag ein neues, silber glänzendes Schwert. Es war ein wenig schmäler, als die Übungsschwerter, aber genauso lang. Der Griff war mit schwarzem Leder umwickelt und endete in einem rundem Knauf. Aus dem Knauf kamen dann wie Seile aus Stahl, die würden die Hand im Kampf schützen. Sie waren noch einige Male kunstvoll um den Ansatz der Klinge gewickt und glänzten genauso schön, wie die Klinge. Im Ganzen wirkte das Schwert sehr elegant und war das absolute Gegenteil zu den unhandlichen und alten Schwerter der Nachtwache.

,,Gefällt es dir?"

,,Ja, vielen lieben Dank! Woher hast du das?", Saphiras Augen leuchteten.

,,Ich habe es extra für dich anfertigen lassen. Ich dachte mir, du bräuchtest ein eigenes Schwert, falls wir wieder angegriffen werden", meinte Jon und lächelte ihr zu.

Saphira glaubte, eine Art Funkeln in Jons warmen braunen Augen erkennen zu können. Anfangs hatte sie wirklich Angst gehabt, dass sie hier nicht akzeptiert werden würde und sie ganz alleine wäre. Doch Saphira war nicht alleine, sie hatte Jon und ihr war egal, was Raya von ihm hielt. Sie vertraute ihm und das war wichtiger, als eine von Rayas Launen.

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