Kapitel 12

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PoV. Yukihime Hanasaki


Den Rest des Tages, oder genauer gesagt bis meine Wunde zumindest etwas verheilt war, wurde ich von Shinobu leider zu strikter Bettruhe verdonnert. Nur widerwillig und vor Allem nur wenn es absolut nötig war erlaubte sie es mir, mein Bett oder gar mein Zimmer zu verlassen. Kurz gesagt: Es war zum Sterben langweilig.


Einen Teil des Nachmittags verbrachte ich damit zu lesen, doch irgendwann wurde mir selbst das zu eintönig. Vor allem im Gedanken daran, dass meine Situation für die nächsten Tage so sein würde. Sehnsüchtig blickte ich zu meiner Uniform und meinem Sonnenschwert, doch ich musste mich zusammenreißen. Es war mir ja bewusst, dass Shinobu Recht hatte. Wenn ich mich nicht ausruhte, würde ich gleich wieder im Schmetterlingsanwesen landen. Und das konnte ich mir wirklich sparen!


Als Kanao nach mir sah, bat ich sie um Vorschläge. Ohne zu zögern brachte sie mir dann Wortlos ein Schachbrett und setzte sich an die Bettkante.


Ich lächelte sie an, „Willst du ein paar Partien mit mir spielen?", fragte ich sie neugierig, als ich begann die Figuren aus einem beiliegenden Yutebeutel zu fischen. Sie nickte energisch zur Antwort und ich gab ihr die weißen Figuren in die Hand.


„Ich bin mal so nett und lasse dir den Vortritt."


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Mit zusammengekniffenen Augen starrte Kanao auf das Schachbrett. Ihre Position war nicht schlecht, aber es fanden sich nur wenige Möglichkeiten, sie zu halten. Eine Möglichkeit sie zu verbessern hatte der Tsuguko von Shinobu wohl auch noch nicht gefunden, immerhin dachte sie über diesen Zug schon seit ein paar Minuten nach.


„Schwierig, huh?", murmelte ich geistesgegenwärtig, woraufhin sie hochkonzentriert nickte. Sie hatte den ersten Zug machen dürfen, mit diesem Vorteil wollte sie offenbar auf keinen Fall verlieren. Nachvollziehbar, aber ich war kein leichter Gegner. Als Kind hatte ich immerhin ständig mit Onkel Sakonji Schach gespielt und mir von ihm einige Dinge abgeschaut.


Sie machte ihren Zug und versuchte damit wohl, ihre Dame für ein höheres Ziel zu opfern. Ich ging darauf nicht ein und überlegte, wie ich darauf reagieren sollte. Ich beschloss einer offensiven Strategie zu folgen und setzte sie Schach.


Kanao schluckte schwer und überlegte, ob sie ihren König bewegen oder eine Figur zwischen ihn und meinen Läufer stellen sollte. Ich beobachtete, wie ihre Augen über das Schachbrett huschten und sie im Kopf einige Züge ausprobierte. Hin und wieder beendete sie diese Gedankenexperimente mit einem Kopfschütteln, und manchmal mit einem Stirnrunzeln. Letzteres bedeutete wohl, dass der Zug zumindest nicht schlecht war.


Als sie gerade ihren Zug machte, öffnete sich meine Zimmertüre. Shinobu trat ein, „Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass Giyu da ist, um dich zu besuchen.", informierte sie und sah dann neugierig auf das Schachbrett, „Schach?", stellte sie fest und kam näher, „Wer gewinnt?"


Frustriert deutete Kanao mit einem Finger auf mich. Ich lächelte verlegen, „Noch ist es schwer zu sagen, aber meine Position ist ein klein wenig besser. Oh und noch was:", ich sah Shinobu an und grinste, „Du musst schon klopfen, bevor du hier reinkommst! Ich hätte immerhin nackt seinen können!"


Sie grinste zurück, „Hätte nichts dagegen gehabt.", erwiderte sie ohne zu zögern mit einem scherzhaften Zwinkern, „Außerdem wäre das nicht das erste Mal, also was soll's."


Ich lachte leise und bemerkte, wie Kanao ihren Zug machte, „Du hast echt kein Schamgefühl, aber du hast auch Recht. Du kannst mich gerne mal wieder besuchen, weißt du? Die heißen Quellen des Eisanwesens sind herrlich!", zwitscherte ich und machte unbedarft meinen Zug.


„Darauf komme ich liebend gern zurück, schick mir einfach eine Nachricht, wenn du Zeit hast.", erwiderte Shinobu, der scherzhafte Ton war weg, ich wollte sie immerhin wirklich wieder einmal einladen, „Vielleicht lässt sich Mitsuri auch einklinken, ein ordentlicher Mädels Abend ist wieder mal überfällig!", fügte sie hinzu, während Kanao hastig ebenfalls ihren nächsten Zug machte.


„Klingt nach einem Plan! Ich freu mich schon drauf.", mit diesen Worten machte ich einen weiteren Zug und setzte Kanao damit Schach-Matt, „Aber jetzt muss ich erst einmal Giyu begrüßen. Er hat immerhin nur meinetwegen den Weg hierher auf sich genommen.", ich richtete meinen Blick auf Kanao, die die Situation noch nicht ganz zu begreifen schien, „Du hast wirklich gut gespielt, am Ende bist du nur leider in eine Falle getappt.", ich legte ihr eine Hand auf die Schulter, „Danke für deine Zeit, es hat mir wirklich viel Spaß gemacht!"


Lächelnd stand ich auf und verließ das Zimmer, während Kanao mit großen Augen auf das Schachbrett sah. Shinobu folgte mir mit einem leisen Lachen auf den Lippen, „Wie gemein, du hast meinen Armen Tsuguko eiskalt abgezogen."


Ich drehte mich zu ihr um, „Kanao ist ein kluges Köpfchen, ich wette beim nächsten Mal muss ich länger über meine Züge machdenken. Die Falle, die ich ihr gestellt habe, hatte ein Risiko. Wenn sie sie bemerkt hätte, wäre das meine Niederlage gewesen. Auf solche faulen Tricks wird sie bestimmt nie mehr hereinfallen!", erwiderte ich mit einem Lächeln.


„Es hat mich gefreut, dass sie so auf dich zugegangen ist. Kanao ist eigentlich sehr schüchtern und zurückhaltend, mit jemandem wie dir Zeit zu verbringen tut ihr bestimmt gut.", sagte sie dann.


Ich nickte, „Sie ist auch immer noch größtenteils non-verbal.", dann gab ich Shinobu einen scherzhaft irritierten Blick, „Sag mal, zwingst du mich eigentlich nur zur Bettruhe, dass ich deine Aufgabe übernehme und deinem Tsuguko beim sozialisieren helfe?"


Sie lachte auf, „Nein, aber so etwas würde ich doch niemals tun!", verteidigte sie sich mit vorgehaltenen Händen, „Ich hatte auch nichts damit zu tun, dass Kanao auf dich zukam. Das Mädchen entwickelt wohl langsam eine Neugierde für das Unbekannte!"


Ich zuckte die Schultern, „Sie hat doch auch erst letztens die Auswahlprüfung bestanden, nicht wahr? Ich denke, da kann sie ruhig mal etwas selbstbewusster werden, sie hat immerhin schon viel Stärke und Mut bewiesen!"


Shinobu lächelte sanft und nickte, „Das hat sie. Und ich bin wirklich wahnsinnig stolz auf sie!", dann blieb sie stehen, „Wenn etwas ist bin ich in meinem Zimmer. Ich lasse dir und deinem Giyu mal etwas Privatsphäre.", sie wackelte mit den Augenbrauen, ein neckisches Grinsen zierte ihre Lippen.


Ich rollte die Augen, „Alles klar, gute Nacht!", antwortete ich und ignorierte gekonnt alles, was ich nicht hören wollte. Dann ging ich weiter den Gang entlang und kam im Aufenthaltsraum an, wo sich auch die Vordertür des Eisanwesens befand. Dort wartete Giyu bereits.


Ich holte einmal tief Luft, dann lief ich im die letzte Ecke, die mich von ihm trennte und begrüßte ihn.


„Guten Abend, Giyu."

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1070 Worte

Hallo, hab vergessen gestern was hochzuladen, deshalb muss ich heute Ran. Hab alles gut überstanden etc.

Viel Spaß mit dem Kapitel!

Melting Snow - Giyu Tomioka x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt