17 - Sie werden wiederkommen

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Mit wehendem Fell liefen Frostpfote, Haseljunges und Plätscherpfote nebeneinander über die Wiese. Plätscherpfote und Frostpfote erzählten weiterhin und bis ins kleinste Detail aufgeregt von ihrer erfolgreichen Jagd mit ihren Mentoren. Sie berichteten von der Beute, die sie erlegt hatten, und davon, wie stolz Wolkenschleier und Wolfsmond auf sie waren. 

Haseljunges hörte ihren Geschwistern mit einem Ohr zu, doch ihre Gedanken waren woanders. Sie träumte wieder einmal davon, eines Tages Heilerin zu werden und den Clan mit ihren Heilkünsten zu unterstützen.

Ihre Jagd interessiert micht nicht, ich habe andere Pläne für meine Zukunft!

So ging das weiter, bis sie schließlich die Katzen erreichten, die vor dem Großfelsen saßen. Haseljunges schaute  über ihre Schulter zurück und sah Kleintatze gemeinsam mit Glanzrose gemächlich aus ihrem Bau treten, aus der Kinderstube kam Rotfuß, der wohl seiner Gefährtin alles berichten würde.

Haseljunges wollte sich gemütlich am Rand der Menge niederlassen, als Wunschrose auftauchte - wo war die denn gewesen? - und die drei Jungen nach vorn schob, bis sie beinahe direkt vor Haferstern standen. Also, natürlich etliche Katzenlängen unter  der  Anführerin, die mit ordentlich auf die Pfoten gelegtem Schweif weit über ihnen saß. Der Wind riss an ihrem gepflegtem, sandfarbenem Fell und zerzauste es. Der Blick ihrer grünen Augen war ungewöhnlich ernst.

Plätscherpfote und Frostpfote waren noch immer voller Energie von ihrer Jagd und tauschten aufgeregt mit den anderen Katzen ihre Erfahrungen aus. Haseljunges beobachtete sie still und dachte daran, wie sie eines Tages als Heilerin ihren eigenen Beitrag zum Clan leisten würde.

"Wolkenschleier hat mich richtig viel gelobt!" wisperte Frostpfote. "Weil Wolfsmond da gerade nicht da war! Er hat gesagt, ich werde bestimmt ein guter Jäger, besser als Plätscherpfote!" 

Die graubraun Getigerte rempelte ihn an. "Dafür lerne ich morgen das Kämpfen!" zischte sie. Frostpfote verstummte neidisch.

Haseljunges wollte etwas beruhigendes einwenden, da erhob Haferstern ihre Stimme. "Clanmitglieder des HaselClans, hört meine Worte! Wie ihr alle wisst, wurde unser Lager gestern von Wölfen angegriffen, nachdem Aalschweif verletzt in unser Lager stürzte. Wir machen es ihm nicht zum Vorwurf, denn ohne eine Heilerin wäre er wahrscheinlich gestorben." Sie nickte dem dunkelgrauem, hell längsgestreiftem Kater zu, der drei Katzen neben Frostpfote saß.  

Als dieser bemerkte, dass sein eigentlicher Mentor anwesend war, versuchte er, sich zu ihm durchzuquetschen, aber Wunschrose versetzte ihm einen Klaps auf die Ohren. Schnell setzte er sich wieder brav hin und schaute nach oben.

Haferstern hatte sich von dem ungeduldigen Schüler nicht beirren lassen. "Wir haben einen Wolf getötet und die restlichen vier besiegt, ohne selbst eine Katze zu verlieren." Stolzes Raunen erfüllte die Reihen von Katzen. "Allerdings haben auch sie Schaden angerichtet: Abendröte, Humpelpfote und Flutregen sind so stark verletzt, dass sie derzeit von ihren Pflichten freigestellt sind, bis Efeusturm meint, dass ihre Wunden gut genug verheilt sind. Währenddessen sollen sie Beute in die Kinderstube und zu den Ältesten bringen, auch könnt ihr Nester erneuern und aufräumen. Außerdem hat Glanzrose ihr Augenlicht an einen Wolf verloren."

Schockiertes Gemurmel erhob sich, die Krieger sahen sich unsicher an. Der ein oder andere trug selbst noch einige Schrammen vom Kampf. Das Augenlicht zu verlieren, konnten die wenigsten sich vorstellen, so schlimm wäre es.

"Ihr habt gut gekämpft. Dennoch habe ich gehört, dass immer mehr Katzen - ich nenne keine Namen - glauben, dass es immer so laufen wird. Das ist nicht der Fall. Die Wölfe streifen durch den Wald und bedrohen unser Leben. Diese wilden Kreaturen sind geschickt und gefährlich, und wir müssen wachsam sein, um unseren Clan zu schützen. Denn sie sind nicht tot, und sie sind auch nicht fort. Sie werden wiederkommen, wenn wir Pech haben, in der Blattleere, und dann treiben sie Hunger und Rachelust an. Und sie wissen, wo wir leben. In der Blattleere sind wir geschwächt."

Sie hatte die komplette Aufmerksamkeit des Clans, alle schauten zu ihr, sogar Frostpfote.

"Ich möchte besonders den jüngeren unter euch keine Angst machen, aber ich habe eine Bitte. Bleibt in der Nähe des Lagers und reist niemals alleine. Bewegt euch in Gruppen und haltet immer Ausschau nach Anzeichen von Wölfen. Sie sind schnell und können euch von weitem riechen, bevor ihr sie überhaupt wahrnehmt. Wenn eine einzelne Katze von euch einem Wolf begegnet, dann klettert auf einen Baum, versteckt euch, taucht in Wasser, tut irgendetwas, aber führt ihn niemals zum Lager! Möge der SternenClan über uns wachen und uns Schutz gewähren."

Alle Katzen in Haseljunges Umfeld neigten respektvoll den Kopf, also beeilte die kleine Kätzin sich, es ihnen gleichzutun.

"Und jetzt kommen wir zum erfreulichem Teil dieser Versammlung: Zwei Junge werden heute ihren Schülernamen erhalten."

Schneefall - Sehnsucht | Band IWhere stories live. Discover now