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Tabea:
Mit verschleierten Blick, schaute ich zu dem Brief, welcher in meiner Hand lag und aus irgendeinem Grund Tonnen zu wiegen schien.

Sollte ich ihn öffnen? Sollte ich ihn geschlossen halten?

Fakt war, ich hatte Angst vor dem Inhalt, ich hatte Angst, dass es was verändern würde, aber es war jetzt schon alles verändert, das war klar.

Wie auch immer, ich das ganze drehte, den Brief zu öffnen, war fast schon eine Pflicht. Das mit der Brief ausgerechnet bei einer Vergewaltigung zugesteckt worden wahr, war das schlimmste an dem ganzen.

Hatte der Brief was damit zu tun? An den Gedanken an letzter Nacht, versteifte sich alles in mir und trotzdem würde ich diesen Brief öffnen.

Gesagt, getan.

Doch kaum hatte ich die ersten Zeilen des Briefes gelesen, wünschte ich mir, ich hätte diesen gottverdammten Brief nie geöffnet, denn was in diesem Brief stand, veränderte nicht nur mich, es veränderte einfach alles.

Die Veränderung war so zerschmetternd, dass ich nur das notwendigste einpackte und so schnell es ging, aus dieser Wohnung verschwand, welche in den letzen zwei Jahren, mein größter stolz war. Doch ich musste diesen stolz, meine Wohnung, sogar meine verdammten Studien Sachen in dieser Wohnung lassen, aber viel wichtiger: ich musste meine große Liebe zurück lassen.

Adriano:
Ich schloss grade die Tür zu Tabeas Wohnung auf, mit dem Schlüssel, welchen sie mir seit einem Jahr anvertraut hatte.

Ich freute mich unheimlich sie zu sehen, durch den ganzen uni Stress den sie hatte, konnten wir uns leider nicht allzu oft sehen und dabei war sie grade erst im zweiten Jahr, doch es machte mir nichts aus. Solange es ihr gut ging, wäre das unser kleinstes Problem und wir sahen uns am Tag mindestens einmal, auch wenn nur für wenige Minuten. Schon der Blick in ihre braun-Grüne Augen, sorgte dass sich alles in mir entspannte und die Kälte, die ich im Geschäft tragen musste, durch endlose Wärme und Liebe ersetzt wurde.

Ich habe ihr nie die Wahrheit über meine Arbeit verschwiegen, weil ich niemals eine Beziehung auf einer Lüge aufbauen sollte. Sowas klappte nicht, dass wusste jeder.

Aber sie akzeptierte es. Sie akzeptierte wer ich war und was ich tat. Der einzige Nachteil war: ihre große Sorge. Sie machte sich ständig Sorgen, dass mir etwas passiert und ich konnte es ihr nicht verübeln, aber sie sollte sich nicht mit Gedanken plagen, die nicht real werden würden.

Sie, ich, unsere Beziehung. Das war das einzig normale in meinem Leben, was wirklich konstant war. Es war wie meine kleine Welt, in der es nur uns gab.

Ich hatte bis jetzt noch niemanden von uns erzählt, warum auch? Es würde sie nur sinnlos in Gefahr bringen und das würde ich niemals riskieren. Klar, sie meiner Familie vorzustellen, ist wahrscheinlich ein meiner größten Träume, aber sie zu beschützen stand ganz oben für mich an.

Ich trat durch die Tür und erwartete schon Tabea, wie mich begrüßte, aber nichts. Heute nicht. War sie vielleicht eingeschlafen?

Ich schloss die Wohnungstür hinter mir, streifte mir die Schuhe ab und trat tiefer in die Wohnung. Zuerst ins Schlafzimmer - keine Tabea. Danach ins Badezimmer - keine Tabea. Und auch im ankleidezimmer und der dem offenen Wohnzimmer mit Küche, war keine Spur von ihr. Sogar auf dem Balkon sah ich mich um, aber vergebens. Keine Spur von ihr.

Im Schlafzimmer und Bad war es etwas unordentlich, so als würde jemand sich beeilen schnell loszugehen und zu verschwinden. Aber das war ja albern.

Somit zückte ich mein Handy und wählte ihre Nummer, aber das sorgte für noch mehr Unruhe.

Die Nummer war nicht vergeben. Was geht hier vor?

Gestresst fuhr ich mit durch die Haare. Was zur Hölle hatte das alles zu bedeuten?!

Noch einmal ließ ich meinen Blick durch die scheinbar verlassene Wohnung und verharrte an etwas glänzendem.

Als ich mich der Sache näherte, erkannte ich die Schmetterlingskette, die ich ihr geschenkt hatte und sie die auch sonst nicht abnahm. Nie. Diese Kette war wie ihre zweite haut und ich hatte sie, seitdem ich sie ihr gegeben habe, nie ohne gesehen, also was sollte das?

Aber dann traf mich die Erkenntnis und eine unschöne Vorahnung machte sich in mir breit.

Es war kein Zufall, dass ausgerechnet diese Kette hier lag, ganz allein, so als hätte sie nur auf mich gewartet.

Hatte Tabea mich verlassen? Und alles von mir hier zurückgelassen?

Und umso mehr ich darüber nachdachte, umso mehr nahm diese unschöne Vorstellung an Realität an.

Sie hatte mich verlassen und alles von mir zurückgelassen, unwissend, dass sie alles hier gelassen hatte, außer mein Herz. Es lag immer noch in ihren Händen.

Sie hatte alles von mir, währenddessen ich nichts von ihr hatte. Nicht mal einen verdammten Abschied.

 Nicht mal einen verdammten Abschied

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