Kapitel 20

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Osamu schossen Tränen in die Augen und salzige Kugeln tropften auf das Papier.

"Du Idiot" nuschelte Osamu vor sich hin, als er versuchte seine Tränen wegzuwischen.

Er legte die Zettel neben sich aufs Bett und stützte sich auf seinen Knien ab.

Seinen Kopf hob er nicht an, stattdessen sah er geradewegs auf den Boden.

Die Tränen, die zu Boden fielen, glitzerten fast schon provokant im Licht der Abendsonne, die sich langsam hinter den Horizont schlich.

Ein Stechen durchzog seinen gesamten Körper und mit einem Mal hatte er das Gefühl, wieder ganz am Anfang zu stehen.

Am nächsten Tag ging Osamu nicht zur Schule. Er hatte das Gefühl, dass er erstmal in Ruhe über alles nachdenken musste.

Er war sich ja nichtmal sicher, was das alles bedeuten sollte.

Die darauffolgenden Tage ging er zwar wieder zur Schule, allerdings bekam sein Umfeld den Eindruck, dass er wieder in alte Muster zurückfiel.

Er redete kaum mit anderen, war immer in seinen Gedanken verloren und bei allem was er tat nur halbherzig dabei.

Zu Hause schloss er sich die meiste Zeit in seinem Zimmer ein, weshalb auch seine Familie begann sich Sorgen um ihn zu machen.

Osamu wusste nicht, wie er das ganze auffassen und verarbeiten sollte.

Seine Gedanken hingen dauernd an Suna und an dem, was er geschrieben und gesagt hatte.

Er konzentrierte sich kaum noch auf das, was um ihn herum passierte.

Seine Gedanken und Gefühle plagten ihn und ließen ihm nicht eine freie Minute.

Dennoch, er bereute es nicht ihn gelesen zu haben. Nicht eine Sekunde.

Dieser Brief war einzig und alleine für ihn.

Er sah auf und blickte direkt in die Sonnenstrahlen. Langsam aber sicher ging der Tag vorüber und die Sonne machte sich bereit um ein weiteres Mal den Himmel zu verlassen und schlafen zu gehen.

Er stand von seinem Bett auf und ging ins Badezimmer, wo er in einer der Schubladen wühlte.

Anschließend setzte er sich in die Ecke des Raumes.

Die kalten Fliesen drückten sich gegen seine Haut.

Mit seiner Hand umklammerte er den Brief, fester, als er es je zuvor getan hatte.










"Willst du dir heute nicht den Sonnenuntergang anschauen?" Fragte Rio verwirrt über die Anwesenheit des Brünetten.

"Ich hab doch noch Zeit" die Sonne stand zwar schon recht tief, aber noch war sie nicht bereit den Tag zu beenden.

"Wenn du meinst" gab einer der anderen nur von sich.

Ein seltsamer Ton ertönte aus einem der Lautsprecher. Rio sah zu der Quelle und ließ sein schlaues Buch in seiner Hand auftauchen.

"Scheint so, als wäre gerade jemand gestorben. Mal schauen wen wir da haben" er blätterte in seinem Buch rum und umspielte die Seiten mit seinen Fingern.

"Ah da ist es ja" gab er von sich, als er fündig wurde. Er sah kurz zu Suna, dann zu den anderen beiden, die sich einen Blick ins Buch erhaschten, und wieder zurück ins Buch.

"Und?" Fragte Suna verwirrt.

"Ich mach das schon, geh du dir ruhig deinen Sonnenuntergang anschauen" gab Rio nur von sich und ging raus.

Suna sah ihm kurz hinterher, bevor er beschloss sich auf den Weg zu seinem Hügel zu machen.

Gerade als er dort ankam, setzte die Sonne ihren Weg fort.

Rio wartete an der Annahmestelle auf ihren Neuankömmling, gemeinsam mit dem Typen, der gerade dort eingesetzt war und alles annahm, was nicht in Rios Aufgabenbereich fiel.

Als der Neuankömmling auftauchte, sah er sich etwas verwirrt um.

"Ah du bist als-" er konnte seinen Satz nichtmal beenden.

"Sag mal, du kennst nicht zufällig einen Suna?"

Rio sah ihn an. "Wieso hab ich mir schon gedacht, dass du das fragst" er seufzte kurz. "Am Ende des Weges ist eine große Wiese, da ist er um die Zeit meistens"

Noch bevor Rio überhaupt ausgesprochen hatte, war Osamu schon losgerannt.

Er wusste zwar nicht wo er war, aber er wusste, wo er hin wollte.

Als er die Wiese erreicht hatte, sah er bereits aus der Ferne die dunkle Silhouette des anderen auf dem Hügel.

"Rin!" Rief er dem anderen zu, welcher sich fast schon ruckartig umdrehte.

Er stand auf und drehte sich zu dem anderen um, welcher weiterhin auf ihn zukam und kurz vor ihm stehen blieb.

Suna sah ihn geschockt mit großen Augen an. Er stammelte erst etwas rum, bevor tatsächlich ein vernünftiger Satz aus ihm heraus kam.

"Was zum Teufel machst du hier?!" Rief er aufgebracht und schlug ihm gegen die Brust.

"Tut mir leid, aber ich konnte das nicht einfach so stehen lassen" gab Osamu etwas verlegen von sich und nahm Sunas Hand.

Dieses mal war es Suna, dem die Tränen über die Wangen liefen. "Ich hab doch gesagt du sollst dir Zeit lassen" er knallte sich in das Shirt des anderen.

"Schon, aber ich kann dich doch nicht einfach in der Hölle zurücklassen" lächelte Osamu.

Suna sah ihn etwas überrascht an. Er hatte den Brief also wirklich gelesen.

"Außerdem" er sah Suna in die Augen. "Wollte ich dir noch was sagen"

Statt jedoch zu sprechen, nahm er Sunas Gesicht in seine Hände und zog ihn zu sich, bevor er ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückte.

Sunas Augen weiteten sich, als er realisierte, was gerade passierte.

Als die beiden sich lösten, sahen sie sich erstmal nur an, bis Osamu das Wort ergriff. "Ich liebe dich"

Suna sah ihn überrascht und verwirrt zugleich an. "Idiot" gab er ruhig von sich.

"Jetzt sei doch mal ein bisschen glücklicher" schmunzelte Osamu und zog ihn in eine Umarmung.

"Bin ich doch... aber dafür hättest du nicht extra herkommen müssen" er drückte den anderen an sich, wohlwissend, dass er alles aufgegeben hatte, nur um hier bei ihm zu sein.

Ihre Silhouetten wurden von dem Licht der untergehenden Sonne umspielt und bildeten eine Einheit, die untrennbar und vollkommen wirkte.

Suna schloss seine Augen. "Ich liebe dich auch"























~~~~Ende~~~~


The Guardian (Osasuna) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt