Kapitel 4

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Osamu starrte aus dem Fenster. Er war zwar gedanklich nicht immer ganz dabei, aber es war einige Zeit vergangen, in der er tatsächlich wieder regelmäßig zur Schule ging.

Nur den Club ließ er weiterhin ausfallen. Er hatte nichtmal die Halle betreten.

Er wusste nicht warum, aber er hatte dabei einfach ein ungutes Gefühl.

Osamu dachte an ihr Gespräch vor einiger Zeit. Er dachte öfters daran   *ich hätte da eine Bitte*

Bis jetzt hatte Osamu sich davor gedrückt. Er hatte das Gefühl, dass er nicht bereit dazu war. Und trotzdem war er es ihm irgendwie schuldig.

Osamu war nicht gut darin mit seinen Gefühlen umzugehen oder sie zu erklären, aber er wusste immer, dass Suna es schon irgendwie verstehen würde.

Er wurde von der Klingel aus seinen Gedanken gerissen. Er packte seine Sachen zusammen und verließ den Raum.

Er versuchte langsam damit klarzukommen, das Suna weg war. Und er machte Fortschritte. Er ging wieder zur Schule und unternahm sogar ab und zu was mit den anderen, solange es nichts mit Volleyball zu tun hatte.

Als er das Gebäude verließ, sah er, dass die anderen am Tor standen. Es schien fast so, als würden sie auf ihn warten.

"Hey Osamu, wir wollen noch was essen gehen, kommst du mit?" Fragte Akagi freudig. Es klang aber auch irgendwie so, als würde er ihn bitten.

Osamu sah ihn und die anderen an. "Heute nicht, tut mir leid. Ich muss noch was erledigen" er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber eigentlich war er ziemlich nervös.

"Vielleicht magst du ja später nachkommen" bot Kita an, bevor sich die Gruppe auf den Weg machte.

"Wohin gehen wir?" Fragte Suna, als er Osamu einfach blind folgte. Allerdings bekam er keine Antwort.





"Oh man, ich frag mich wie lange er das noch durchziehen will" seufzte Aran.

"Auch wenn er nicht so wirkt, ist unser Osamu manchmal ziemlich emotional" Omimi sah zu Tsumu. "Hat er mal mit dir geredet?"

"Hm? Nein nicht wirklich. Er kommt ab und zu in mein Zimmer, aber sagt nie was. Er setzt sich einfach hin und starrt mich an. Nach einiger Zeit geht er dann einfach wieder"

"Hört sich für mich so an, als würde er dir etwas sagen wollen, aber weiß nicht wie er das anstellen soll"

"Ja kann sein" Atsumu sah für seine Verhältnisse viel zu nachdenklich aus.







Nun stand er da. Bereit seine Schuld zu begleichen und trotzdem nicht in der Lage die Klingel zu betätigen.

Es wäre ja auch viel zu einfach, wenn etwas mal so laufen würde, wie er es sich vorstellte.

"Du musst das nicht machen" gab Suna ruhig aber bestimmt von sich.

Osamu zögerte kurz. "Es ist dir wichtig oder?"

Suna antwortete nicht. Osamu kannte die Antwort ja ohnehin schon.

Er atmete kurz durch, bevor er einfach auf die Klingel drückte und das allzu bekannte Leuten erklang.

Einige Sekunden später öffnete sich die Türe. 

"Äh... Osamu?" Erklang eine ungläubige Stimme.

"Stör ich?" Fragte Osamu ruhig. Er war sich ja nichtmal sicher, ob er hier überhaupt erwünscht war.

"Aber nicht doch. Möchtest du rein kommen?"

Osamu betrat das Haus und die beiden setzten sich in die Küche.

"Ich war ein wenig überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell vorbei schauen würdest" sie machte den beiden einen Kaffee und setzte sich ihm gegenüber.

"Ich auch nicht" Osamu starrte auf seine Tasse.

Zu seinem Glück war Akane gut darin Gespräche am laufen zu halten.

Sie unterhielten sich eine ganze Weile. Aber an einem Thema würden sie wohl nicht vorbei kommen.

"Ich hab gehört du gehst wieder zur Schule, das ist gut"

"Ja.. aber es gibt da etwas, das ich noch nicht verstehe" gab Osamu nachdenklich von sich.

"Ich denke so geht es uns allen. Das kam alles recht unerwartet"

Osamu biss die Zähne zusammen. "Ich würde mich gerne ein wenig in seinem Zimmer umsehen.. wenn es in Ordnung ist" er wusste, dass es für sie noch viel schwerer sein musste.

Sie sah ihn etwas überrascht an, begann dann aber zu lächeln. "Irgendwie dachte ich mir schon, dass du früher oder später fragen würdest"

Sie umschloss ihre Tasse mit ihren Händen. "Nur zu"

Nur kurz danach machte Osamu sich auf den Weg nach oben.

"Osamu" er drehte sich zu ihr um. "Noch etwas, falls du etwas findest, dass du gerne haben würdest, dann nimm es dir ruhig" sie sah auf den Boden. "Ich war noch nicht drin, aber ich werde nicht alles behalten können und bei dir ist es in sicheren Händen, also tu mir den Gefallen ja?" Osamu glaubte ein kleines Lächeln gesehen zu haben.

"Äh.. klar" damit setzte er seinen Weg fort.

Vor der Zimmertüre blieb er stehen.

"Mach jetzt nicht schlapp" grinste Suna.

"Mach ich doch garnicht" grummelte Osamu und öffnete die Türe.

Er sah sich um. Es hatte sich rein garnichts verändert. Das Bett war genauso ungemacht wie immer und selbst seine Hausaufgaben lagen noch auf dem Schreibtisch.

Es roch sogar noch nach ihm.

Er schloss die Türe hinter sich. "Also, wieso sind wir hier?"

"Da" er sah richtung Nachtschrank. "Obere Schublade"

Osamu ging hin, setzte sich aufs Bett und öffnete die Schublade. Als er sah, was dort drin lag, fror er fest.

Es war fast so, als wären alle seine Muskeln plötzlich versteinert worden.

"Der war für dich, aber da meine mom noch nicht hier war, hat sie ihn auch nicht gefunden" gab Suna ein bisschen bedrückt von sich.

Osamu starrte den Umschlag an, auf dem ein simples 'Samu' mit einem kleinen Herz daneben stand.

Nach einer gefühlten Ewigkeit griff er endlich danach. "Was steht drin"

"Ehrlich gesagt weiß ich das nicht mehr so genau, aber ich wollte zumindest dass du weißt, dass er da ist" er sah Osamu an. "Du hast gesagt, dass ich nicht darüber nachgedacht hätte, was es für dich bedeutet. Ich hab drüber nachgedacht. Ich wollte dir nicht weh tun, aber ich hab meine Entscheidung getroffen. Ich wusste, dass du stark genug bist um damit klar zu kommen" er lächelte Osamu an. "Das heißt aber nicht, dass ich nicht an dich gedacht habe"

Osamu sah ihn etwas überrascht an. Nachdem er das damals gesagt hatte, hatte er es eigentlich direkt wieder bereut.

Er wusste das Suna nicht ohne Grund gegangen war. Er war niemand der einfach so aufgeben würde.

Osamu sah auf den Brief. Er war sich nicht sicher, ob er es überhaupt lesen wollte aber... es war der einzige.

Suna hatte nur einen einzigen Brief hinterlassen und dieser war ganz alleine für ihn.

Langsam und bedacht öffnete er den Umschlag.

The Guardian (Osasuna) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt