Kapitel 2

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Ein leises Klopfen an der Türe erregte seine Aufmerksamkeit. Allerdings machte er sich nicht die Mühe zu antworten.

Mit einem leisen Knarren öffnete sich die Türe, wodurch ein wenig Licht herein gelassen wurde.

"Hey Samu..." erklang die Stimme seines Bruders hinter ihm. "Ich weiß es ist schwer, aber du solltest langsam versuchen... naja.. deinen Alltag wieder zu finden"

Sein sonst nur allzu nerviger Bruder, klang dieses mal garnicht mal so nervig. Er klang ruhig und einfühlsam und irgendwie hasste Osamu das.

Er wollte nicht bemitleidet werden, sondern einfach nur seine Ruhe. Er wollte niemanden sehen oder hören und erstrecht wollte er nicht, dass sich Leute Sorgen um ihn machten.

Osamu antwortete nicht. Er beschloss sei eisernes Nest, welches er sich die letzten Wochen in seinem Bett zurecht gemacht hatte, nicht zu verlassen.

Er hatte die Decke bis über die Nase gezogen, so dass nur seine Augen heraussahen.

Der Raum war wie immer abgedunkelt, also hätte er sowieso nichts sehen können.

"Samu..." versuchte Atsumu es erneut. "Die anderen vermissen dich und machen sich Sorgen um dich. Dich weiter in deinem Zimmer zu verkriechen bringt doch nic-" er wurde unterbrochen.

"Schnautze" es klang nicht aggressiv oder beleidigend, sondern ganz ruhig. "Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt.."

Es wurde still.

"Sag bescheid, wenn du was brauchst" mit einem klicken fiel die Tüte wieder ins Schloss.

Osamu war klar, dass er irgendwann wieder sein Zimmer verlassen und zur Schule gehen müsste. Aber noch nicht.







"Hey da bist du ja, du bist spät dran" Kita sah den Blonden an.

"Tut mir leid"

Alle sahen zu ihm.

"Du hast es wieder versucht oder?" Fragte Aran vorsichtig.

Atsumu sah auf den Boden, dann zu Aran. "Er redet nichtmal mehr mit mir und ich weiß einfach nicht was ich noch tun soll" seine Augen wurden glasig.

Er stritt sich zwar sonst immer mit Osamu, aber ihn so zu sehen tat ihm weh.

"Ich verstehe dich ja, aber manchmal braucht es einfach seine Zeit" gab Akagi aufmunternd von sich.

"Die beiden standen sich nah, es wundert mich nicht, dass er am meisten damit zu kämpfen hat. Gib ihm einfach noch ein wenig Zeit, falls er Hilfe braucht, wirst du es schon merken" Kita legte ihm seine Hand auf die Schulter. "Aber jetzt erstmal Training" Kita wusste, dass Volleyball für Atsumu wunder wirkte, nach dem Training war er immer viel ausgeglichener.



*Ich weiß dass sie es nicht verstehen.. und trotzdem, ich kann es nichtmal mir selbst erklären* Osamu starrte in die Luft.

*oh gott wie siehts denn hier aus* Suna war gerade im Zimmer von Osamu aufgetaucht.

Bei der Dunkelheit überhaupt etwas zu sehen Grenze schon an ein Wunder. Dabei war draußen heiliger Tag.

Suna sah auf die digitale Uhr im Zimmer, deren Zahlen fast schon blendend hell wahren. *es ist Vormittag*

Er sah zum Bett. Überhaupt zu erkennen, dass dort jemand lag war schon eine Auszeichnung wert.

Aber die Haare würde Suna wohl unter tausenden erkennen.

"Was soll die depri Stimmung?" Zu Sunas Überraschung reagierte er tatsächlich darauf und sah ihn an.

Allerdings fiel er kurz darauf auch vom Bett.

"Siehst aus als hättest du nen Geist gesehen" *achja warte mal* er sah Osamu an.

Osamu starrte ihn einfach nur an, sagte nichts und bewegte sich auch nicht aus der sicheren Ecke weg, in die er gefallen war.

Eigentlich bewegte er sich generell nicht.

"Jetzt schau nicht so. Und wer hat dir überhaupt erlaubt hier so ein Trübsal zu blasen" er ging zum Fenster, öffnete sie und zog die Rolladen hoch.

Vermutlich das erstmal das Osamu mal wieder Licht und Sauerstoff abbekam. Er kniff die Augen leicht zusammen.

Suna sah zu ihm. Er sah nicht wirklich gut aus, aber ihn in seinem Tun zu bestärken würde keinen der beiden weiter bringen.

"Jetzt spucks schon aus" Suna sah ihn erwartungsvoll an.

"Du... wie..... äh" Osamu hatte in der Zwischenzeit anscheinend vergessen wie man Sätze bildet.

"Keine Sorge, wie es aussieht wirst du mich auch nach meinem Tot nicht los" er ging zu ihm und hockte sich genau vor ihm hin.

"Dir geht's nicht so gut hm?" Nicht nur, dass Suna das offensichtlich durch seine Mission wusste, er konnte auch mehr als klar erkennen, dass er geweint hatte.

Seine Augen waren rot und die Augenwinkel schon wund.

Osamu sah jedoch nur auf den Boden.

Jeder andere wäre wahrscheinlich zum Arzt gegangen, aber Osamu wusste, dass es wirklich Suna war. Er verstand es nur nicht ganz.

"Ich hab eine Aufgabe bekommen und dachte ich schaue mal vorbei. Ich hatte gehofft, dass es dich nicht so sehr mitnimmt.. tut mir leid"

Osamu presste seine Kiefer zusammen. "Steck dir deine Entschuldigung sonstwo hin" gab er sauer von sich, bevor er aufstand.

"Du kannst ruhig sauer auf mich sein.. das hab ich wahrscheinlich verdient, aber-" Osamu unterbrach ihn.

"Ich bin nicht deswegen sauer. Ich bin nicht sauer weil du dich umgebracht hast. Ich bin sauer, weil du wahrscheinlich nicht eine Sekunde darüber nachgedacht hast, was das für uns bedeutet! Was das für MICH bedeutet und weil du jetzt einfach hier stehst und so tust als wäre das garnicht passiert" er schrie nicht, redete aber etwas lauter.

Dennoch sah er Suna nicht an. 

Suna wurde ruhig. "Wie... wie lange ist es her?"

Osamu drehte sich zu ihm. Ein ungläubiger Blick ruhte auf seinem Gesicht. "Das weißt du nicht?"

"Anscheinend weiß ich einiges nicht mehr" gab Suna kleinlaut von sich.

"Fast vier Wochen" gab Osamu leise von sich.

Suna sah ihn an. "Du willst das wahrscheinlich nicht hören, immerhin weißt du es sicherlich selbst, aber dich in deinem Zimmer zu verkriechen bring dich nicht weiter. Du solltest dich ablenken und etwas tun, das dir Spaß macht"

Beide wussten genau, dass er damit Volleyball meinte.

Osamu sah ihn an. "Geht nicht.."

"Wieso nicht?"

"Weil du nicht dabei bist"

"So darfst du nicht denken. Klar haben wir zusammen gespielt, aber wenn ich nicht mehr da bin-"

"Ich wills garnicht hören"

Suna sah ihn an. "Wie geht es den anderen?"

".. sind drüber hinweg schätze ich"

"Das ist gut" lächelte Suna. "Kann ich dich mal was fragen?" Osamu sah ihn an.

"Warst du mal an meinem Grab?"

In Osamus Augen sammelten sich Tränen. "Nur... auf der Beerdigung"

The Guardian (Osasuna) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt