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„Neyse." (Wie auch immer.) Barış hustete kurz vor mir auf. „Ben çıkmam lazım. Görüşürüz." (Ich muss los. Wir sehen uns.) Er erhob sich plötzlich vom Tisch, als würde er so schnell wie möglich aus der Situation entkommen wollen.

„Barış nereye?" (Wohin?) Kenan schien nicht zu wissen, was Barış vorhatte.

"Şey." Barış nahm sein Handy und schob seinen Stuhl ran. „Birisiyle daha görüşmem lazım. Size iyi oturmalar." (Ich muss mich noch mit jemandem treffen. Macht es euch gemütlich.) Seine Stimme klang plötzlich etwas hektischer wie zuvor, als er mich bloßstellte. Es schien, als hätte er sein Ego schnell wieder heruntergefahren.

Ein kurzer Blick wanderte von ihm zu mir. Ich kommentierte die Situation nicht weiter.

„İyi o zaman." (Na gut.) Sagte Kenan langsam und warf einen seitlichen Blick zu Irem, die ebenfalls verwundert aussah.

Ich beobachtete, wie er sich von uns entfernte, seine Sonnenbrille aufsetzte und Richtung Promenade ging.

„Herhalde utanmıştır." (Wahrscheinlich hat er sich geschämt.) Kenan lachte kurz auf, um die Stimmung wieder aufzulockern, und begann wieder von seinem Teller zu essen.

Es dauerte nicht lange, bis wir mit dem Essen fertig waren. Wir verbrachten den Tag in der Gegend. Kenan zeigte uns ein paar Sehenswürdigkeiten und den Basar, wo Irem und ich fündig wurden.

Während Irem und Kenan Händchen hielten und vor mir gingen, folgte ich ihnen und schaute mich gleichzeitig um. Meine Augen analysierten die Gegend, die Atmosphäre und die Menschen.

„A, bu Barış değil mi?" (Ah, ist das nicht Barış?) Meine Augen folgten Irem, die hinüber zum Strand schaute. Ich folgte ihrem Blick und blieb an einem oberkörperfreien Rücken stehen.

„Evet, Barış. Bize birisiyle buluşacağını söylüyor ama kendi başına sahile gidiyor." (Ja, das ist Barış. Er sagt, er wird sich mit jemandem treffen, aber geht alleine zum Strand.)

Ich blieb mit Irem stehen, als Kenan ohne zu zögern auf ihn zuging. Von ein paar Metern entfernt beobachteten wir, wie Barış sich zu Kenan drehte und ihn wahrscheinlich fragte, wieso er gelogen habe.

Ich bemerkte an seinem Blick, der von Kenan zu uns kam, dass Kenan uns erwähnt hatte. Er schaute nicht lange auf Irem, sondern fixierte mich intensiv. Er sah mich an, als hätte ich seinen Tag ruiniert. Ich fühlte mich von diesen paar Metern entfernt beschuldigt und angesprochen.

Mein Blick senkte sich von ihm zur Seite. Ich versuchte, desinteressiert zu wirken. Man konnte sehen, dass die beiden eine leichte Auseinandersetzung hatten. Mal gingen seine Arme seitlich hoch, dann seine Schultern oder seine Augenbrauen. Man merkte, dass er sich rechtfertigte.

„Neden bu kadar büyütüyorlar?" (Warum machen sie so ein Theater daraus?) Irem schaute mit der Hand über die Stirn zu ihnen hinüber.

Da ich diese beiden Jungs erst seit gestern kannte und nicht zu tief in ihre Angelegenheiten verwickelt sein wollte, konnte ich nichts zur Situation sagen.

Kopfschüttelnd kam Kenan zu uns zurück. Barış, der mit seinen Händen auf der Hüfte da stand und auf das Meer blickte, schüttelte leicht den Kopf, während er Kenan zusah. Kurz bevor Kenan bei uns war, begann auch Barış in unsere Richtung zu kommen.

Durch seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht genau deuten, ob er sauer war oder zu uns kam, um sich zu erklären.

„Kızlar, özür dilerim. Ben kendi kafama göre gelmedim buraya." (Mädels, es tut mir leid. Ich bin nicht einfach so hierhergekommen.) Sein Gesicht war verschwitzt, das konnte man an den Tropfen sehen, die von seinem Haar herunterliefen. Mit verengten Augen durch die Sonne schaute er uns an und wartete auf eine Reaktion.

„Yok Barış, benim tarafımdan bir sıkıntı yok ki onda." (Nein Barış, von meiner Seite aus gibt es kein Problem damit.) Irem schaute leicht verwundert zu Kenan hinüber, der die Situation angeheizt hatte.

„Sonuçta ayıp ya." (Am Ende ist es einfach unhöflich.) sagte Kenan und schüttelte den Kopf. „Hem sen demedin mi birisiyle görüşeceğim diye?" (Und hast du nicht gesagt, dass du dich mit jemandem treffen wirst?) Kenan stellte Barış zur Rede, da ihm eingefallen war, was Barış als Grund angegeben hatte.

Ich war immer noch unsicher, ob die ganze Situation nicht etwas übertrieben war.

„Ya Kenan-" (Junge Kenan-)

„Barış neden haber vermiyorsun?" (Barış, warum gibst du nicht Bescheid?)

All unsere Köpfe drehten sich zu der femininen Stimme hinter Barış.

Ein lautes Seufzen entkam Barış. Jetzt wurde auch mir klar, warum er eine Ausrede gesucht hatte. Er fuhr mit seiner Handfläche über sein Gesicht und kratze sich am Kinnbart.

Kenan schaute abwechselnd von dem Mädchen zu Barış und schien am meisten verwundert zu sein.

Bevor er etwas sagen konnte, ging seine flache Hand in ihre Richtung. „Bu muydu senin sebebin?" (War das dein Grund?) Kenan benahm sich wie eine eifersüchtige Freundin.

„Ya oğlum, ne var ya. Senin amacın ne benimle. Geldim işte buluştum biriyle. Sana mı hesap soracağım." (Junge was ist dein Problem? Ich bin einfach gekommen und habe mich mit jemandem getroffen. Muss ich dir dafür Rechenschaft ablegen?) Barış rechtfertigte sich, um aus der Situation herauszukommen.

„Hayır ama biz dördümüz buraya gelmişiz, günümüzü beraber geçirelim diye, sen de gidip kendi kafana göre takılıyorsun." (Nein, aber wir sind hier zu viert hergekommen, um Zeit zusammen zu verbringen, und du kommst und machst dein eigenes Ding.) Kenan schien kein Verständnis mehr für ihn zu haben. Als hätte er Kenans Tag ruiniert.

„Kenan, tamam, sen baya Iremi kafana takmışsın ama benimle ne alakası var?" (Kenan okay, du bist sehr mit Irem beschäftigt, aber was habe ich damit zu tun?)

„Kızın arkadaşı olduğunu gördün, değil mi? Ayıp değil mi?" (Du hast gesehen, dass sie eine Freundin hat, nicht wahr? Ist das nicht unhöflich?)

Mitten im Geschehen fühlte ich mich plötzlich verantwortlich. Was sollte das alles bedeuten? War ich jetzt der Grund, warum die beiden diskutierten?

Barış schaute mich intensiv an, bevor er wieder zu Kerem schaute.

„Kenan, ben onun peşinde mi takılacağım, senin flörtün bitene kadar?" (Kerem, soll ich hinter ihr herlaufen, bis du mit deinem Flirt fertig bist?) Dieses Mal betonte er den Satz mit seinen Zähnen an Kerems Ohr.

Ich war etwas erschrocken wie er über mich dachte. Als ich ihn kennenlernte wirkte er noch so harmlos. Und plötzlich war es so, als würde er mich hassen.

„Ne yaparsan yap be." (Mach, was du willst, ey.) sagte Kerem und griff nach Irem's Hand, während er wegging.

Zum letzten Mal schaute Barış zu mir. Er drehte sich um und ging an dem Mädchen vorbei zurück zum Strand. Ich blieb kurz still und folgte Kenan und Irem.

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Bitte lasst mich durch ein Like wissen, ob ich weiter machen soll :) Ich bin mir nämlich etwas unsicher.

Yinede sen. | Barış Alper Yılmaz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt