Am nächsten Morgen wachte ich auf und spürte, wie das Sonnenlicht durch den dünnen Vorhang auf mein Gesicht fiel. Irem schlief noch tief und fest, ihre Atmung gleichmäßig und ruhig. Ich stand leise auf, um sie nicht zu wecken, und ging auf den Balkon. Während ich dort saß, spielte sich der Abend in meinem Kopf immer wieder ab.
Der Gedanke, dass ich in dieser kurzen Zeit doch einiges über ihn wusste und dann noch etwas, was nicht mal sein bester Freund von ihm wusste, ließ die Situation zwischen uns so eigenartig erscheinen. Und dann noch sein Verhalten mir gegenüber – als wäre er nicht mehr so fremd. Ich überlegte lange, ob ich ihm schreiben sollte. Irgendetwas in mir sagte, dass ich es tun sollte. Ich wusste nicht, was es war, das mich ständig an ihn denken ließ.
Ich steuerte mit meinen Fingern auf den gemeinsamen Chat mit ihm. Unsicher, was und wie ich überhaupt schreiben sollte. Irgendetwas simples dachte ich mir.
Y/n:
Günaydın, Kenan nasıl?Je öfter ich die Nachricht las, desto dümmer kam sie mir vor. Es wirkte, als ob ich irgendetwas geschrieben hätte, nur um von ihm etwas zu hören. Ich wollte es jedoch nicht mehr löschen, oder ändern. Das würde die Nachricht schlimmer aussehen lassen. Ich blieb auf dem Chat und wartete, bis es gelesen wurde. Ich wurde dabei immer unerklärlich nervöser.
Erst vergingen fünf Minuten, dann zehn und meine Nachricht wurde immer noch nicht gelesen.
Während ich auf dem Balkon saß und in die Ferne starrte, spürte ich, wie die Unruhe in mir wuchs. Die Minuten schienen sich endlos zu dehnen, und ich fragte mich, warum ich überhaupt so viel Wert darauf legte, dass er antwortet. Es war nur eine Nachricht, nur eine belanglose Frage.
Nach weiteren fünfzehn Minuten sah ich auf mein Handy. Immer noch nichts. Das Häkchen blieb grau, und eine leichte Enttäuschung machte sich in mir breit. „Vielleicht ist er beschäftigt", redete ich mir ein, „oder er hat einfach noch nicht auf sein Handy geschaut." Ich wollte mich beruhigen, aber die Unsicherheit ließ sich nicht abschütteln.
Ich legte mein Handy zur Seite und versuchte, mich auf den Anblick der Stadt unter mir zu konzentrieren. Der Morgen war ruhig, ab und zu hörte man das Klappern von Geschirr aus den umliegenden Wohnungen, oder das entfernte Rauschen der Straßen. Doch mein Kopf war viel zu laut. Gedanken kreisten um Barış, um das, was er gesagt hatte, und um das, was unausgesprochen zwischen uns schwebte.
Ich schaute wieder auf den Chat. Als ich sah, wie er die Nachricht gelesen hatte, aber nicht antwortete, kam mir ein komisches Gefühl hoch, das ich nicht beschreiben konnte. Es war mir eigentlich recht egal, aber die gestrige offene Situation zwischen uns ließ meine Gedanken einfach nicht zur Ruhe kommen.
„Was ist gestern bitte passiert?" Ich zuckte zu der Stimme auf. Irem war aufgewacht und hielt sich ihren Kopf vor Schmerzen fest.
„Ihr habt zu viel getrunken", seufzte ich und legte mein Handy zurück auf den Tisch, nachdem Irem mich aus meinen Gedanken gerissen hatte.
Irem stöhnte vor Schmerzen und setzte sich gegenüber von mir.
„Wie war der Abend?" fragte ich und beobachtete sie, wie sie langsam wieder klar wurde.
„Ich hab die Hälfte des Abends vergessen. Ich weiß nur noch, wie wir getanzt haben und danach von Barış abgeholt wurden. Achso, du warst ja auch da", erinnerte sie sich kurz und schaute mit noch leicht geschlossenen Augen Richtung Meer.
„Warte mal." Ihr Blick wandte sich schnell wieder zu mir. „Warst du gestern mit Barış?"
„Nein", log ich direkt. „Er hat mir Bescheid gegeben."
„Kenan hatte ihm, glaube ich gesagt, dass er dich abholen soll." Lachte sie auf. „Ist er gekommen?"
„Hab ihn wieder weggeschickt. Unnötige Aktion von Kenan", sagte ich und rollte die Augen, während ich mich in den Sitz fallen ließ.
DU LIEST GERADE
Yinede sen. | Barış Alper Yılmaz
FanficIn einem unerwarteten und unpassenden Moment kreuzen sich die Wege von Y/N, die sich entschlossen auf ihr Leben konzentriert, und Barış, der längst den Glauben an die wahre Liebe verloren hat. Werden sich ihre gegensätzlichen Weltanschauungen gegen...