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Kenan ging nicht weiter auf Barış ein, wie jeder von uns. Die restliche Zeit über verging nicht anders. Währenddessen ich ab und zu im Gespräch von Kenan und Irem verwickelt war, blieb Barış leise.

Als wir mit dem Essen fertig waren, beschlossen wir noch ein wenig die belebte Promenade entlang zu gehen. Wie jedes Mal waren Irem und Kenan voraus und ließen Barış und mich hinter ihnen hergehen. Ich hielt mich jedoch davon ab, ihn anzusprechen, oder ein Gespräch mit ihm zu beginnen. Still und ohne ein weiteres Wort gingen wir nebeneinander. Nur die Wellen und die Menschen um uns herum haben den Ton an.

Diesmal war er wieder der stille. Nicht der, der mich in frage stellte, mich provozierte oder sogar bloßstelle. Diesen Abend zeigte er seine schwächere Seite.

„Siz ne zamana kadar burdasınız?" (Bis wann seid ihr hier?) Er war derjenige, der die Stille unterbrach und eine Konversation mit mir begann.

„Iki haftalığına." Ich beantwortete seine Frage und schaute mir die beleuchtete Umgebung an.

Er nickte, während er seine Hände in seine lockere Leinenhose packte.

„Sen iyimisin?" (Geht es dir gut?) Ich sammelte meinen Mut zusammen und beschloss etwas persönlicher zu werden.

Es blieb für eine kurze Minute still zwischen uns. Ich war mir nicht sicher, ob es ihm zu persönlich war. Auf diese Ebene waren wir uns noch nicht begegnet.

„Iyim." (Mir geht's gut.) Er antworte auf eine direkte Art und Weise, aber in seiner Stimme waren keine Emotion zu hören.

Durch seine kurze Antwort war ich mir kurz nicht sicher, ob ich weiter darauf eingehen sollte.

„Bu akşam daha farklısın sanki." (Heute Abend meine bist du ganz anders.) Ohne viel nachzudenken fragte ich einfach. „Daha düşünceli." (Mehr nachdenklich.)

Er gab ein leichtes schmunzeln von sich und warf mir dabei einen Blick zu. Ich erwiderte es, da ich dachte, dass ich es schaffte ihn kurz mit meinen Worten eingefangen zu haben.

Wir gingen weiter, unsere Schritte synchronisiert. Um uns herum die Menschen, die in ihrer eigenen Welt waren. Das Meer spiegelte die Lichter der Läden um uns herum.

„Nasıl farkına geldi?" (Wie ist dir das aufgefallen?) Er schaute kurz fragend zu mir, danach wieder runter auf seine Schritte.

„Yemekte pek konuşmadın bizimle. Sessizdin." (Du hast beim Essen mit uns nicht viel geredet. Du warst still.) Antwortete ich.

Er nickte kurz, wirkte aber so, als könnte er  nicht darauf eine Antwort finden.

„Bazen kafamda her şey üst üste geliyor gibi. Yoruçu." (Manchmal kommt mir in meinem Kopf alles gleichzeitig hoch. Es ist anstrengend.) Er sprach so, als würde er willkürlich Wörter zusammen sammeln, um irgendwie authentisch rüber zu kommen.

Während des kurzen Gesprächs mit Barış bemerkte ich nicht, dass wir an unserem Hotel ankamen. Kerem und Irem, die vor uns gingen drehten sich zu uns und warteten, bis wir auf sie zukamen.

„Biz en iyisi bundan sonra sizden hep uzaklaşalım." (Wir sollten uns ab jetzt immer von euch trenen.) Irem lachte und schaute Barış und mich an.

„Biz yokken konuşmayı biliyorsunuz." (Wenn wir weg sind, wisst ihr wie man redet.) Fügte Kenan hinzu und biss lachend auf seine Unterlippe.

Ich spürte wie mein Gesicht sich rot tönte. Völlig überfordert und nicht wissend, was ich antworten sollte, zog ich meine Haare hinter mein Ohr und schaute leicht runter.

„Iyi geçeler millet." (Gute Nacht Leute.) Barış kommentierte das Geschehen nicht und verabschiedete sich als erster von uns. Mit einem leicht angehobenen Mundwinkel schaute er kurz zu mir rüber.

Yinede sen. | Barış Alper Yılmaz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt