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Ich blieb einen Moment wie angewurzelt an der Tür stehen und versuchte, die Situation zu verarbeiten. Sein Selbstbewusstsein war irritierend, und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, was er wirklich wollte.

Ich schloss die Tür und atmete tief durch. "Okay, ruhig bleiben," sagte ich mir innerlich. Langsam ging ich ihm nach, während er bereits auf dem Balkon stand und sich eine Zigarette anzündete. Der Rauch vermischte sich mit der frischen Abendluft, und die Geräusche des Meeres füllten die Stille zwischen uns.

„Barış, sen napiyorsun?" (Barış, was machst du?) fragte ich schließlich, bemüht, ruhig zu klingen. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, blies den Rauch langsam aus und drehte sich halb zu mir um.

„Sana söyledim ya," (Ich habe dir doch gesagt,) antwortete er mit einem leichten Grinsen. „Yalanları sevmiyorum. Veya.." ( Ich mag keine Lügen. Außerdem...) Er hielt inne und sah mich an, seine Augen schienen mich zu durchdringen. „Belki yalnız olmak istemedim."(Vielleicht wollte ich einfach nicht alleine sein.)

Diese Worte trafen mich unerwartet. Seine sonst so kühle und distanzierte Art machte für einen Moment Platz für etwas, das fast wie Verletzlichkeit wirkte. Doch bevor ich darauf reagieren konnte, hatte er sich schon wieder abgewandt und sah hinaus auf das Meer.

Ich stand unsicher da, unsicher, wie ich auf diese plötzliche Wendung reagieren sollte. Mein Plan für einen ruhigen Abend war offensichtlich gescheitert. „Yinede sorabilirdin, girmeden önce." (Du hättest trotzdem fragen können, bevor du einfach hier hereinkommst), sagte ich schließlich und verschränkte die Arme.

Er lachte leise. „Sorabilir miydim? Sen beni zaten içeri almazdın." (Fragen? Du hättest mich sowieso nicht reingelassen.) Sein Blick wanderte wieder zu mir, diesmal ernsthafter.
"Sen de en az benim kadar dürüst olmamakta iyisin." (Du bist genauso wenig gut darin, ehrlich zu sein, wie ich.)

„Bu ne demek şimdi?" (Was soll das jetzt heißen?) fragte ich, mein Puls beschleunigte sich leicht. Ich spürte, wie seine Worte an etwas rührten, das ich lieber nicht ansprechen wollte.

„Ne olmuş şurada bi sigaraya içmeye geldik." (Was ist jetzt dabei? Ich bin gekommen, um einfach eine Zigarette zu rauchen.) Er schüttelte leicht seinen Kopf und, tippte seine Zigarette am Aschenbecher ab.

„Sende şurada trip atıyorsun." (Du machst hier ein Trip.), murmelte er, während er den Rauch seiner Zigarette langsam ausblies.

Sein Ton, seine ganze Haltung – es war, als ob er mit einer unsichtbaren Mauer zwischen uns sprach. Ich spürte, wie mein Puls schneller wurde, doch ich war nicht bereit, ihm das zu zeigen. Zwei konnten dieses Spiel spielen.

„Eğer trip atıyorsam," (Wenn ich ein Trip mache,) begann ich und setzte mich auf die Balustrade des Balkons, mein Blick auf das Meer gerichtet, „bu senin davetsiz gelişin yüzünden." (dann liegt es daran, dass du ungebeten hier reingekommen bist.)

Barış sah mich mit einem schiefen Lächeln an, als ob er genau wüsste, dass ich versuchte, ihm Kontra zu geben. „Tamam, belki de davetsiz geldim," (Okay, vielleicht bin ich ungebeten gekommen,) gab er zu und zuckte die Schultern. „Ama sen de yalnız olmak istemiyorsun." (Aber du willst auch nicht alleine sein.)

„Nereden biliyorsun?" (Woher willst du das wissen?), entgegnete ich, die Augenbrauen leicht zusammengezogen. Er hatte keine Ahnung, was ich wollte. Es nervte mich, dass er so tat, als würde er mich besser kennen als ich selbst.

„Sadece biliyorum." (Ich weiß es einfach.) Er zog noch einmal an seiner Zigarette, während sein Blick über mich glitt, als könnte er jedes meiner Geheimnisse erkennen. „İnatçısın. Ama içten içe, sen de yalnız kalmak istemiyorsun." (Du bist stur, aber tief im Inneren willst du auch nicht allein sein.)

Yinede sen. | Barış Alper Yılmaz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt