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"Ben- ben öyle demek istemedim. Özür dilerim." (Ich- ich meinte das nicht so. Tut mir leid.) Meine stotternde Stimme füllte die stille Atmosphäre zwischen uns.

Der Grund für seine hin und wieder arrogante Art machte sich jetzt sichtbar. Er war innerlich gebrochen und versuchte, sein Gebrochenes mit seiner Härte zu überdecken.

Er schaute eine Weile wieder auf den Boden, ohne sein Schweigen zu brechen.

„Boşver." (Ist egal.) Er schaute langsam von unten Richtung Meer. Ich war mir selbst nicht sicher, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Sollte ich ihn fragen, ob er darüber reden möchte? Oder sollte ich ihn einfach in Ruhe lassen? Aber dann wurde mir wieder schnell bewusst, dass ich ihn doch eigentlich gar nicht kenne. Ich wusste nur, dass er betrogen wurde.

Er drückte die Zigarette aus, und der Rauch verzog sich langsam in der Luft. Ich saß weiter unsicher vor ihm und spielte nervös mit meinen Händen.

Er seufzte tief und lehnte sich zurück, während er mich anschaute. „Bazen susmak daha iyidir." (Manchmal ist es besser, einfach zu schweigen.) „Kimse bilmiyor bunu. Kenan bile. Aramızda kalsa iyi olur." (Keiner weiß davon. Nicht mal Kenan. Es wäre gut, wenn es zwischen uns bleibt.)

Ich nickte leicht verständlich und nahm mir vor, nicht weiter auf das Thema einzugehen.

„Müsade verirsen ben az uzanmak isterim." (Wenn du es erlaubst, würde ich mich etwas hinlegen wollen.) Ich nickte leicht. Wie auf Knopfdruck fühlte ich mich, als würde ich ihm von jetzt auf gleich gehorchen. Ich hatte das Gefühl, dass jede falsche Bewegung eine Person mit so einem Erlebnis brechen könnte.

Er stand selbstständig auf und begab sich hinein. Ich schaute ihm zu, wie er sich langsam unter die Decke zog.

Es war mittlerweile kurz vor zwei und ich saß immer noch auf dem Balkon, während Barış schlief. Ab und zu fielen meine Augen zu, und ich verschwand in einen Kurzschlaf.

Nach einer Weile konnte ich nicht anders und hatte das Bedürfnis nach einem Getränk. Ich schlich mich leise in den Raum und öffnete den kleinen Kühlschrank neben dem Tisch. Ein kalter Fuze Tea schrie nach mir. Ohne Geräusche zu verursachen, versuchte ich mich erneut rauszuschleichen. Ich öffnete die kalte Dose und nahm ein paar Schlücke, als plötzlich das Geräusch von Schritten sich bemerkbar machte.

Aus dem dunklen Zimmer erschien Barış. Die Laternen am Hotel beleuchteten den Balkon genug, um den verschlafenen Blick von ihm zu sehen.

„Uyandırdım mı?" (Habe ich dich geweckt?) Ich schaute ins leicht beleuchtete Gesicht, während ich mich langsam aufrecht hinsetzte.

„Yok." (Nein.) Er machte ein "Nein"-Geräusch mit seiner Zunge, während er seinen Kopf mit geschlossenen Augen leicht nach hinten zog. „Gece sigarası." (Nachtzigarette.) Sagte er kurz und setzte sich gegenüber von mir. Er holte eine Zigarette raus und warf die Packung leicht von sich wieder weg.

„Çakmağı uzatsana." (Reichst du das Feuerzeug?) Er sprach, während er die Zigarette zwischen den Zähnen hatte. Die Augen immer noch leicht zu vom Licht.

Ich reichte ihm das kleine Feuerzeug, welches er umgehend zum Anzünden der Zigarette benutzte und schließlich auch auf den Tisch schleuderte. Nach einem kurzen Zug warf er mir schließlich auch einen Blick zu.

„Uyumadın mı sen?" (Hast du nicht geschlafen?) Er schaute kurz verwundert. Wahrscheinlich lag das an meinen rötlichen Augen, die ich durch das leichte Brennen spürte.

„Daldım az." (Ich bin etwas eingenickt.) sagte ich bloß und schaute ihm beim Qualmen zu.

„İrem de aramadı. Kerem de. Bunlar bizi baya sattı." (Irem hat auch nicht angerufen. Kerem auch nicht. Die beiden haben uns so gut wie verkauft.) Er sprach kurz und knapp und wirkte davon überzeugt, dass die beiden sich auch bei mir nicht gemeldet hatten.

„Ya, onlar şimdi tanışıyor. Boşver." (Ja, die lernen sich jetzt kennen. Ist egal.) sagte ich in einem ruhigen Ton.

Die kühle Luft traf zwischen uns, während die ruhige Atmosphäre um uns herum zu hören war.

„Aşkı yaşasınlar diyorsun yani?" (Die sollen die Liebe leben, sagst du also?) Er pustete den Qualm nach rechts von sich weg und schaute mich an, als würde er mich vernehmen.

Ich zuckte mit den Schultern, nicht sicher, was ich darauf antworten sollte. Es war einfach zu spät und zu wenig Schlaf auf mir, um einen klaren Kopf zu haben.

"Hadi, sen git yat. Ben burada kalırım." (Los, geh du schlafen. Ich bleibe hier.) Er drückte seine Zigarette auf meine mittlerweile leere Dose und warf sie schließlich hinein.

Ich wartete kurz. Es kam mir komisch vor, ihn hier sitzen zu lassen, während ich schlafen ging.

„Hadi." (Los.) erwiderte er. Dabei bewegte er seinen Kopf Richtung Zimmer als Signal.

Diesmal wartete ich nicht und hörte auf ihn. Ich stand langsam auf, um in Richtung Bett zu gehen. Bevor ich in dieselbe Stelle vom Bett stieg, in der er auch vor ein paar Stunden lag, schaute ich nochmal zum Balkon in seine Richtung. Er schaute runter auf das Display von seinem Handy.

Während ich lag, beobachtete ich ihn hin und wieder mal, bis meine Augen langsam zuklappten und ich sie nicht mehr aufhalten konnte.

Der kühle Wind, welcher nun stärker war als vorhin, brachte die Gardinen zum Wehen, wodurch ich aufwachte. Meine Augen blickten langsam auf und bemerkten die noch geöffnete Balkontür. Nach ein paar Mal Blinzeln bemerkte ich, dass Barış nicht mehr draußen saß. Ich hob meinen Kopf leicht hoch, um auf Geräusche zu hören, die eventuell vom Bad oder Flur kommen würden. Doch ich hörte nichts. Ich stand langsam auf und warf einen Blick auf mein Handy, um die Uhrzeit zu checken. 3:48 Uhr. Keine Nachrichten.

Ich bewegte mich Richtung Balkon und blickte nochmal genauer in die Ecke. Auf dem Tisch waren keine Zigaretten mehr zu finden. Ich schloss die Tür zu und schaute genauso ins Bad. Auch hier war keine Spur von Barış.

Ich fragte mich, wo er war. Zuletzt meinte er, dass keine Zimmer mehr verfügbar waren. Da er mir keine Nachricht hinterlassen hatte, dachte ich mir jedoch gleichzeitig, dass er bestimmt einen Ort für die Nacht gefunden hatte.

Yinede sen. | Barış Alper Yılmaz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt