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Meine Augen zuckten auf, als ich ein kühles Pusten auf meinem Gesicht spürte.

„Endlich." Irem lachte und hörte mit dem Pusten auf. Sie setzte sich neben mich aufs Bett. Ich rieb meine Augen und richtete mich langsam auf. Meine Blicke gingen kurz ums Zimmer, um die Lage abzuchecken.

„Wann bist du gekommen?" sagte ich verschlafen, als ich sie noch immer mit leicht geschlossenen Augen anstarrte.

„Vor einer Stunde. Los, steh auf. Lass uns an den Strand." Sie zog die Decke von mir weg und ich streckte mich daraufhin aus Reflex.

„Wie war es gestern mit Kenan?"

„Ganz schön. Ich glaube, ich verliebe mich langsam." Sie schaute grinsend von mir hoch zur Decke und schloss die Augen.

„Halt's Maul." lachte ich und warf sie mit einem Kissen ab. Gleichzeitig fiel mir der gestrige Abend ein. Mir fiel ein, wie Barış hier war und später dann einfach gegangen ist. Mein nachdenkliches Gesicht vertiefte sich so sehr, dass auch Irem dies bemerkte.

„Worüber denkst du nach?" fragte sie und schaute mich dabei neugierig an.

„Ach nichts." Ich schüttelte meinen Kopf. „Kommen die anderen auch zum Strand?" Ich schaute langsam zu ihr rüber und versuchte unauffällig herauszufinden, ob sie etwas über Barış wusste.

„Die anderen? Ach so. Kenan kommt mit, aber ob Barış kommt, weiß ich nicht."

„Reden die nicht mehr miteinander?"

„Ich glaube nicht. Er meldet sich wohl nicht mehr. Gestern kam er auch nicht mehr ins Zimmer."

„Vielleicht, weil er wusste, dass ihr dort seid?" fragte ich, obwohl ich ganz genau wusste, weshalb er nicht dorthin gegangen ist.

„Aber wir waren nicht ständig im Zimmer. Nur in der Nacht zum Schlafen."

„Er hat sich bestimmt einen anderen Ort für die Nacht gesucht."

„Ja, vermutlich. Nicht dass er irgendwann hier rüberkommt." Irem fing an zu lachen und die Augenbrauen zu bewegen.

Ich lachte mit, um nicht aufzufallen.

„Los, mach dich fertig." Sie wechselte das Thema und schlug mir kurz sanft auf meinen Oberschenkel, um mich zu motivieren.

Ich bewegte mich zum Bad und machte mich für den Strand fertig. Nach einer halben Stunde war ich soweit und wir gingen los. Der Strand war nicht weit von unserem Hotel, also machte Irem das Treffen mit Kenan dort aus.

Nach ein paar Minuten konnte Irem ihn auch schon sehen und fing an, schneller zu gehen, um in seine Arme zu fallen.

„Selam Kenan." (Hi Kenan.) Ich begrüßte ihn kurz, als ich bei ihnen ankam. Er begrüßte mich zurück und wir machten uns zu dritt auf den Weg, um einen guten Platz am Strand zu finden.

„Barış'tan daha haber yok mu?" (Gibt es immer noch keine Neuigkeiten von Barış?) fragte Irem Kenan, als sie ihr Handtuch ausbreitete und sich hinsetzte.

„Yok. O her zaman bir yerden çıkar merak etme." (Nein. Er wird schon irgendwo auftauchen, mach dir keine Sorgen.)

Ich hörte von Irem's Seite aus genau zu, um herausfinden zu können, wohin er in der Nacht verschwunden ist. Doch auch Kenan's Antwort half mir nicht weiter. Trotz allem legte ich mich hin und fing an, mich in der prallen Sonne zu bräunen. Nach der gestrigen Begegnung mit Barış konnte ich nicht anders und musste ständig darüber nachdenken. Auch über den kurzen Moment, in dem er mir erzählte, dass er betrogen worden ist.

„Hier vibriert irgendein Handy." sagte ich, als ich vom vibrierenden Geräusch neben mir von meiner entspannten Position geweckt wurde. Ich zog meine Brille runter, um leicht nach links zu schauen. Irem und Kenan waren nicht mehr neben mir. Ich schaute geradeaus und sah schnell, dass sie nicht weit entfernt im Meer waren. Mein Blick löste sich von ihnen wieder zum vibrierenden Handy. Es war nicht das von Irem oder mir, also musste es Kenan's gewesen sein. Die beiden zu rufen würde nichts bringen, da sie mich nicht hören würden. Also entschied ich mich dazu, Kenan Bescheid zu geben, sobald er zurück am Platz war.

Yinede sen. | Barış Alper Yılmaz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt