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„Wo warst du?" Ich hatte nicht mal die Tür geschlossen und sah Irem aus dem Balkon kommen.

„K-kurz Luft schnappen." Antwortete ich schnell und lief aufs Bett zu.

Sie kreuzte ihre Arme mit einem unglaubwürdigen Blick. Ich schaute sie langsam an und zog mich dabei um.

„Luft schnappen? Mit Barış?" Ein leichtes schmunzeln zog über ihre Lippen. Ich stoppte kurz das Umziehen, als ich seinen Namen aus ihrem Mund hörte und schaute hoch zu ihr. Sie merkte, wie ich mich erwischt gefühlt hatte. Sie muss uns aus dem Balkon gesehen haben. „Tu nicht so. Ich habe euch gesehen." Erwiderte sie, als hätte sie meinen Gedanken zugehört.

„Hab ihn spontan gesehen." Sagte ich knapp und leicht genervt, um sie schnell abzulenken. Ich war müde geworden und wollte mich einfach nur endlich ins Bett fallen lassen. Gleichzeitig tobten viele Gedanken in mir. Ich fühlte mich gegenüber Barış in irgendeiner unerklärlichen Weise verantwortlich, obwohl ich ihn nicht mal kenne oder etwas mit ihm zu tun habe.

„Y/n, Erzähl doch. Es sah nach einem intensiven Gespräch aus. Er erzählt dir bestimmt mehr als Kenan."

„Irem." Ich seufzte kurz, schmiss mich aufs Bett und rieb meine Augen mit meinen Handflächen. „Der ist wohl alt genug um zu wissen, mit wem er reden will, oder worüber er mit jemanden reden will. Außerdem war da kein intensives Gespräch. Der hat mich einfach gefragt, wie ich Bodrum finde, mehr nicht. Ich weiß nicht mal mehr, was ich geantwortet habe." Der letzte Satz war gelogen, aber ich versuchte auf irgendeiner Art und Weise glaubwürdig rüberzukommen, um der Sache endlich aus dem Weg zu gehen.

Ihre Augenbrauen gingen nickend hoch. Ich war mir nicht sicher, ob sie mir glaubte. Fürs erste war es aber wohl glaubwürdig, da sie nicht weiter drauf einging und mich in Ruhe ließ. Sie schaltete die Nachtlampe aus und legte sich ebenfalls hin. In der Dunkelheit hörte man nichts weiteres, als da rauschende Meer von weitem. Ich war zwar müde, aber meine Augen schlossen sich vor lauter Gedanken einfach nicht.

Wieso dachte ich so viel über die Situationen mit Barış nach? Mein Kopf war völlig überfordert, dennoch schaffte er es diese Gedanken immer wieder abzuspielen, als gäbe es kein Ende. Ich dachte über die Geschichte von ihm nach. Wie er sie mit einem leerem, aber dennoch verletzten Blick erzählte, als würde er es bis heute für sich behalten haben. Ich konnte es mir nicht erklären, wieso er ausgerechnet mir all das erzählte und nicht einmal Kenan davon wusste.

-

Mittlerweile war es wegen Irem und Kenan eine Routine geworden zusammen zu frühstücken. Dafür gingen wir jedes Mal zum selben Ort, wie beim ersten Mal.

Vor lauter Gedanken wusste ich nicht, wann ich eingeschlafen war. Ich wusste aber, dass es ein erholsamer Schlaf gewesen war. Währenddessen Irem und Kenan noch auf Wolke sieben waren und jeden Moment gemeinsam genossen, war ich das dritte Rad am Wagen geworden.

Irem löste sich von meiner Seite, als sie Kenan bereits am Tisch sitzen sah. Ich schaute ihr zu, wie sie ihm um die Arme fiel. Ich ging ebenfalls hinüber zum Tisch und mir ist direkt die Abwesenheit von Barış aufgefallen. Er war nicht da, wie sonst immer.

Ich begrüßte Kenan währenddessen ich mich hinsetzte, ohne großartig auf den leeren Platz von Barış aufmerksam zu machen.

„Barış bugün kahvaltı yimecekmiş." (Barış will wohl heute nicht frühstücken.) Sagte Kenan, währenddessen er sich hinsetzte, als würde er meine Gedanken gelesen haben.

Ich nickte leicht und versuchte uninteressiert von der Information zu wirken. Unser Frühstück lief unspektakulär ab. Irem und Kenan waren in ihrer eigenen Welt und weihten mich ab und zu ein, um an Gesprächen teilzunehmen.

Yinede sen. | Barış Alper Yılmaz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt