Kapitel 18 - Panik

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„Sag mal, ist dir immer noch schlecht?“ Ich schüttelte leicht meinen Kopf, der in meinen Händen lag. „Warum isst du dann nichts?“, wollte Fred wissen. Ich hörte meinen Teller quietschen. Erst von mir weg. Wenig später wieder zu mir hin. Der Duft nach Eiern und Speck stieg mir in die Nase. „Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist. Irgendwie … In letzter Zeit geht’s mir immer öfter nicht so gut. Ich verstehe das einfach nicht.“ Ich hatte bloß die Vermutung, dass es neben dem ganzen Stress auch etwas mit der Uralten Magie in mir zu tun haben könnte. Vielleicht musste ich sie öfter benutzen, damit sie mich nicht verschlang oder so. George legte mir von rechts einen Arm um meine Schultern. „Vielleicht solltest du mal zu Madam Pomfrey gehen und dich durchchecken lassen“, riet er mir. „Ach“, murmelte ich und winkte ab. Was ich wohl wirklich brauchte waren Ferien. Eine komplette Woche Ruhe vor der Schule und Umbridge, der Zaubererwelt, dem Orden, meiner Macht und dem anstehenden Krieg. Und das nach nicht einmal sechs Wochen Unterricht. Ich warf einen Blick auf meinen Teller, auf dem sich Spiegeleier und Bacon häuften. Nun doch etwas hungrig griff ich zu meiner Gabel und begann zu essen. Fred und George gaben sich über meinen Kopf ein High Five und ich konnte nicht anders als zu grinsen.

Zauberkunst war leider ziemlich laut; Wir sollten schreiende Raben und quietschende Ochsenfrösche mit dem Accio zu uns rufen. Und meine Kopfschmerzen schlichen sich wieder zurück. Harry, Hermine und Ron hatten mal wieder ihre Köpfe zusammengesteckt und tuschelten. Ich versuchte gar nicht erst, über den Lärmpegel etwas aus ihrer Unterhaltung heraushören zu wollen. Und es interessierte mich schlichtweg auch einfach nicht. Mit spielender Leichtigkeit rief ich immer wieder Frösche und Raben zu mir. Neville, dem kein einziger Zauber wirklich gelang, starrte von der anderen Seite des Raumes zu mir. Ich zeigte ihm mit mehreren Handbewegungen an, dass wir ja irgendwann zusammen lernen konnten. Er nickte und sah um einiges zuversichtlicher aus, als er seinen Zauberstab auf einen nahen Frosch richtete.

Harry tippte mich von der Seite an und ich wandte meine Aufmerksamkeit ihm zu. „Was gibt’s?“ „Warum hast du uns verschwiegen, dass Mundungus uns belauscht hat und der Orden von unserem Plan weiß?“ Ich zog meine Augenbrauen nach oben. „Klag mich nicht an, mein Freund. Ich wusste selber nicht, dass Mundungus im Eberkopf ist und dich überwacht. Ich hab’s erst am Sonntag erfahren. Und Sirius wollte noch mit dir reden, deswegen dachte ich mir, ich brauche den Teufel ja nicht an die Wand malen. Wann hat er mit dir gesprochen?“ „Gestern Nacht. Wir wären gerne vorbereitet gewesen.“ „Es ist doch sowieso egal, was der Orden sagt oder dass ihr es erst jetzt wisst. Niemand von denen will uns aufhalten, außer Molly vielleicht, aber die ist ja gegen alles, was irgendwie gefährlich sein kann. Also, bin ich jetzt immer noch die Böse?“ „Nein, natürlich nicht“, meinte Harry und wandte sich wieder den anderen beiden zu.

Ich verdrehte meine Augen und konzentrierte mich weiter auf den Unterricht. An diesem Tag sammelte ich allein in Zauberkunst genau 50 Punkte für Gryffindor. In der kleinen Pause zwischen Zauberkunst und Verwandlung regnete es in Strömen, was ich erst bemerkte, als wir in die Menge aus Schülern in der Eingangshalle brandeten, die auf den nächsten Unterricht warteten. Die Türen zum Hof standen offen, sodass wir alle den Regenguss sehen konnten. Kein einziger trieb sich draußen herum. Ich drehte mich um die eigene Achse. Ich hatte dem Regen vielleicht fünf Sekunden zugeschaut, doch das hatte schon gereicht, um jegliche Schüler meines Hauses und Jahrgangs zu verlieren.

Seufzend machte ich mich auf den Weg zu den Treppen, als ich Luna an der Wand entdeckte. Sie saß auf einer der wenigen Steinbänke. Keiner traute sich zu ihr – oder wahrscheinlich wollte es keiner. Also quetschte ich mich durch alle durch und ließ mich mit einem Schnauben neben sie fallen. „Hi Luna.“ „Oh, hallo Flora. Schönes Wetter, nicht?“ Ich zog meine Augenbrauen nach oben. „Warum bist du dann nicht draußen und tanzt im Regen?“, grinste ich. „Dann lachen die anderen wieder über mich. Und irgendein Lehrer zieht mir Punkte ab. Dann ärgern die anderen mich. Schau mal hier.“ Mitleid schwappte in mir hoch und ich suchte automatisch die Menge ab, fand aber kein Augenpaar, das auf uns gerichtet war. Von wegen die Lehrer kümmerten sich um Mobber. Sie konnten sich auch nur drum kümmern, wenn sie es mitbekamen.

Merlins Erbin 2 - Wahre das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt