Es war der erste Tag seit Jahren, an dem der Himmel über Harrenstadt nicht von einem dichten, grauen Nebel verhangen war. Sonnenstrahlen durchbrachen die dunstige Decke, die sich wie ein Schleier über die Ruinen gelegt hatte. Der Glaube an den Tag, an dem sich die Welt wieder heilen würde, war für viele nur noch ein ferner Traum, doch für Ethan Caldwell war es der einzige Grund, warum er nicht aufgab.
Ethan kroch durch ein zerbrochenes Fenster in ein verlassenes Hochhaus. Seine Stiefel knirschten auf dem zerbrochenen Glas, als er vorsichtig durch den verwaisten Raum schlich. Der Boden war von Schutt und Staub bedeckt, und die Wände trugen die Spuren von Graffiti und Verzweiflung. Der Raum roch nach Moder und verbranntem Metall, eine ständige Erinnerung an die dunkle Zeit, in der die Stadt unterging.
Das Dröhnen der Maschinen und das gelegentliche Knurren von Untoten hallten durch die Straßen der Stadt, während Ethan sich in den Schatten der Ruine bewegte. Das Klopfen seines Herzschlags war das einzige Geräusch, das er über das monotone Rauschen der Zombiekreaturen hinaus hörte. Er wusste, dass er in der Nähe der Zone war, in der die Lichter noch brannten – ein kleiner Teil der Stadt, der vor der endlosen Nacht geschützt war.
Er schaltete seine Taschenlampe aus und zog eine Karte aus seiner Jacke. Der Kanten war abgenutzt und die Ränder ausgefranst, aber die Route, die er eingezeichnet hatte, war klar. Sein Ziel war das alte Labor der Firma Biotek – ein Ort, der in den letzten Jahren der Zivilisation als Legende galt. Angeblich sollte dort ein Heilmittel für das Virus verborgen sein, das die Welt ins Chaos gestürzt hatte.
Plötzlich hörte Ethan ein lautes Knallen aus dem angrenzenden Raum. Er zuckte zusammen und drückte sich an die Wand, die Waffe in der Hand. Die Bewegung der letzten Stunde ließ seine Muskeln schmerzen, aber die Furcht ließ keinen Raum für Erschöpfung. Er lauschte angestrengt, während die Geräusche sich wieder legten. Er wusste, dass er auf der Hut sein musste – in der Stadt konnte sich jede Ecke zur Falle verwandeln.
Mit einem schnellen Blick auf die Karte bewegte sich Ethan weiter. Er musste durch das alte Stadtviertel und die verfallene U-Bahn-Station, um das Labor zu erreichen. Der Weg war gefährlich, aber die Aussicht auf das, was ihn am Ende des Weges erwarten könnte, trieb ihn voran. Er stieg vorsichtig die Treppen zum U-Bahn-Zugang hinab. Jeder Schritt auf den rostigen Stufen hallte durch die Dunkelheit und schien das Gewicht der Welt selbst zu tragen.
Unten in der Station war es noch dunkler. Die Neonlichter waren längst erloschen, und die Flutlichter, die einmal den Weg gewiesen hatten, waren verrostet und zerbrochen. Ethan tastete sich durch die Dunkelheit, sein Herz klopfte schneller, als er einen unheimlichen Schatten in der Ecke erblickte. Es war schwer zu sagen, ob es sich um eine verlassene Kiste oder eine echte Gefahr handelte.
Er hielt inne, atmete tief ein und zog die Hand vor die Taschenlampe. Die schwache Beleuchtung enthüllte ein halbzerstörtes Notizbuch auf dem Boden. Ethan kniete sich hin, um es aufzuheben. Die Seiten waren vergilbt und brüchig, aber die Notizen waren immer noch lesbar. Mit wachsender Besorgnis las er die hastig geschriebenen Einträge, die von Experimenten und einem bevorstehenden Zusammenbruch berichteten.
„Die Mutationen nehmen überhand," schrieb ein Eintrag. „Wir haben die Kontrolle verloren. Wenn jemand das hier findet, dann findet er vielleicht auch den Schlüssel zur Rettung."
Ethan schloss das Notizbuch, als ein leises Knurren durch die Dunkelheit hallte. Es war Zeit zu gehen. Er steckte das Buch sicher weg und griff nach seiner Waffe, die er sicher an seiner Seite trug. Der Weg zum Labor war noch weit, und jede Sekunde zählte. Die Stadt mochte vergessen und verloren sein, doch Ethan wusste, dass er nicht allein war, der die Hoffnung auf Rettung noch nicht aufgegeben hatte.
Seine Schritte hallten durch den leeren U-Bahn-Bereich, als er sich in die Dunkelheit der Tunnel wagte. Das Abenteuer, das vor ihm lag, würde ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringen, doch der Gedanke an das, was er finden könnte, hielt ihn auf Kurs. Er war bereit, jede Gefahr auf sich zu nehmen, um herauszufinden, ob die Legende um das Biotek-Labor wahr war und ob es einen Funken Hoffnung für die Zukunft gab.
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Verfallenes Licht
Mystery / ThrillerIn einer Welt, die von einer verheerenden Infektion zerstört wurde, kämpfen die letzten Überlebenden ums Überleben. Die Stadt liegt in Trümmern, von Untoten und rivalisierenden Gruppen beherrscht. Im Zentrum des Chaos steht das Krankenhaus, ein letz...