Kapitel 6: Die Operation

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Das Krankenhaus, das sie nun ihre Basis nannten, erwachte in den frühen Morgenstunden zum Leben. Die Nachtwächter arbeiteten unermüdlich daran, das Gebäude zu sichern und zu einem funktionalen Labor umzubauen. Ethan und Lara hatten sich in einem der alten Labors eingerichtet, wo sie die Proben analysieren und das Serum weiter erforschen wollten.

Die Luft im Labor war kühl und roch nach Chemikalien und altem Papier. Lara überprüfte die Ausrüstung und stellte sicher, dass alles funktionierte, während Ethan die Proben und Dokumente aus dem Biotek-Labor vorbereitete. Die Geräte summten leise, und das grüne Leuchten der Monitore tauchte den Raum in ein unheimliches Licht.

„Wir müssen vorsichtig vorgehen," sagte Lara, während sie eine der Proben unter das Mikroskop legte. „Wenn das Serum Alpha wirklich das Potenzial hat, das Virus umzukehren, müssen wir sicherstellen, dass wir es richtig anwenden."

Ethan nickte zustimmend. „Ja, wir dürfen keine Fehler machen. Das Risiko ist zu hoch."

Während Lara die ersten Analysen durchführte, überprüfte Ethan die Dokumente und entschlüsselte die Daten. Es gab detaillierte Berichte über die Versuche und Fehlversuche der Wissenschaftler, die an dem Serum gearbeitet hatten. Einige der Berichte waren alarmierend, insbesondere die Hinweise auf tödliche Nebenwirkungen bei unsachgemäßer Anwendung.

„Hier steht, dass das Serum nur in Verbindung mit einer neuen Generation von Antikörpern verwendet werden sollte," bemerkte Ethan. „Das könnte erklären, warum die bisherigen Versuche fehlgeschlagen sind."

„Das bedeutet, wir brauchen eine stabile Quelle für diese Antikörper," antwortete Lara. „Wir müssen herausfinden, wo wir sie herbekommen können."

Während sie weiterarbeiteten, hörten sie plötzlich ein lautes Geräusch aus einem der Flure. Ethan griff nach seiner Waffe und ging vorsichtig zur Tür, während Lara ihm folgte. Sie fanden Markus und einige der anderen Nachtwächter, die eine kleine Gruppe von Überlebenden entdeckt hatten, die sich ins Krankenhaus geflüchtet hatten.

„Wir haben einige neue Gesichter," sagte Markus, als er Ethan und Lara bemerkte. „Sie behaupten, Informationen über eine mögliche Quelle für die Antikörper zu haben."

Ethan trat näher und betrachtete die Neuankömmlinge. Sie sahen erschöpft und verängstigt aus, aber ihre Augen leuchteten vor Hoffnung. Eine junge Frau trat vor und stellte sich als Emily vor. „Ich habe in einem Labor außerhalb der Stadt gearbeitet," erklärte sie. „Wir hatten einige Erfolge bei der Entwicklung von Antikörpern, aber dann wurde das Labor überrannt. Ich konnte einige Proben retten und hierherbringen."

Ethan und Lara tauschten einen Blick aus. Das könnte genau das sein, was sie brauchten. „Zeig uns die Proben," sagte Ethan, und Emily führte sie in einen Nebenraum, wo sie einige Kühltaschen aufbewahrte.

„Diese Proben sind alles, was ich retten konnte," erklärte Emily, als sie die Kühltaschen öffnete. „Wenn wir Glück haben, könnten sie uns helfen, das Serum zu stabilisieren."

Lara nahm eine der Proben und untersuchte sie unter dem Mikroskop. „Das sieht vielversprechend aus," sagte sie nach einer Weile. „Wir sollten sofort mit den Tests beginnen."

Die nächsten Stunden waren eine intensive Arbeitsphase. Ethan, Lara und Emily arbeiteten Seite an Seite, um die Antikörper mit dem Serum zu kombinieren und erste Tests durchzuführen. Die Geräte summten und piepten, und die Monitore zeigten komplexe Daten und Analysen an.

„Das ist es," sagte Lara schließlich mit einem Lächeln. „Wir haben eine stabile Kombination. Wir müssen es jetzt an einem Testobjekt ausprobieren."

„Das ist der riskanteste Teil," warnte Emily. „Wir müssen sicherstellen, dass das Subjekt die richtige genetische Prädisposition hat, um auf das Serum zu reagieren."

„Wir sollten einen Freiwilligen aus unserer Gruppe auswählen," schlug Ethan vor. „Jemand, der bereit ist, das Risiko einzugehen."

Markus, der das Gespräch mit angehört hatte, trat vor. „Ich werde es tun. Wenn das Serum funktioniert, könnte es das Ende dieses Albtraums bedeuten. Und wenn nicht... nun, ich habe mein Leben bereits mehr als einmal riskiert."

Ethan und Lara bereiteten das Serum sorgfältig vor und gaben Markus die notwendigen Anweisungen. Die Spannung im Raum war greifbar, als Markus sich auf einen der Untersuchungstische legte und die Injektion erhielt. Die Gruppe wartete gespannt auf eine Reaktion.

Zunächst passierte nichts, aber nach einigen Minuten begann Markus zu schwitzen und zu zittern. Seine Augen weiteten sich, und er krümmte sich vor Schmerzen. Ethan und Lara beobachteten besorgt die Monitore, die Markus' vitale Funktionen anzeigten.

„Sein Körper kämpft gegen das Serum," sagte Lara nervös. „Wir müssen sicherstellen, dass die Antikörper richtig wirken."

Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte sich Markus' Zustand. Sein Atem wurde regelmäßiger, und die Monitore zeigten eine Stabilisierung seiner Vitalwerte. „Es scheint zu funktionieren," sagte Ethan erleichtert. „Aber wir müssen ihn weiter überwachen."

Die Nachtwächter atmeten erleichtert auf, und die Hoffnung auf eine Heilung wuchs in ihren Herzen. Ethan wusste, dass dies nur der erste Schritt war. Es würde weitere Tests und Experimente erfordern, um sicherzustellen, dass das Serum für alle Betroffenen sicher und wirksam war. Doch für den Moment hatten sie einen kleinen Sieg errungen.

Ethan trat ans Fenster und blickte hinaus in die düstere Stadt. Die Dunkelheit war noch nicht besiegt, aber ein Lichtstrahl der Hoffnung schien durch die Finsternis. Mit neuen Verbündeten und einer möglichen Lösung in der Hand war Ethan entschlossener denn je, den Kampf gegen die Seuche fortzusetzen und die Welt ins Licht zurückzuführen.

Verfallenes LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt