Kapitel 6.2

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Darauf hatte er gewartet. N'Arahns Hand schoss vor und er schloss sie fest um ihr Handgelenk. Er bereitete seinem Engel mit Sicherheit Schmerzen, doch das ging nicht anders. Zudem genoss er den kleinen Kampf. Mit einer fließenden Bewegung stieß er sich mit der anderen Hand so weit vom Boden ab, dass er sich auf den Rücken drehen konnte, und zog Veidja auf sich. Hart knallte sie auf seine Rüstung. Sofort schloss er sie in eine Umarmung, die ihr die Luft mit einem winzigen Keuchen aus den Lungen presste. Trotzdem wand sie sich, um der Umklammerung zu entkommen. Ja, eine wahre Kriegernatur. Die Metallplatten mussten durch den dünnen Stoff und in ihr Fleisch schneiden, worauf sie augenscheinlich keine Rücksicht nahm. Sie kämpfte einen Arm frei und schob ihre Hand seitlich an seinem Kopf aus seinem Gesichtsfeld. Als sie sich an den scharfen Dornen seiner Schulterrüstung ritzte, roch er ihr Blut.

Sofort spürte N'Arahn den bekannten angenehmen Rausch in sich hochsteigen. Engelsblut hatte diese Wirkung. Und ihres, seit sie es ihm freiwillig gegeben hatte... Die sonst so perfekt passende Rüstung drückte plötzlich fast schmerzhaft in seinem Schritt. Unwillkürlich grollte der Höllenfürst kehlig. Veidja hatte sich ein paar Zentimeter weiter an ihm hochgearbeitet, vollständig auf die Kette konzentriert. Da er beide Arme benötigte, um sie festzuhalten, brauchte sie seine Hände gerade nicht zu fürchten. Er schätzte kurz ab, ob es ausreichen würde. Ja.

Gleichzeitig schob er seinen Engel noch etwas höher und senkte den Kopf ruckartig, so dass seine behelmte Stirn gegen ihren Kopf knallte. Bei aller Plötzlichkeit achtete er darauf, ihr den Schädel nicht zu zertrümmern oder mit den Hörnern aufzubrechen. Als Veidja auf ihm zusammensackte verriet ihm das schwere Klirren neben seinem Kopf, dass es knapp gewesen war. Die Schelle am Ende der Kette war scharfkantig, eine gefährliche Waffe in Händen wie ihren.

N'Arahn erhob sich in eine sitzende Position, hielt sie mit einem Arm weiter an sich gepresst, damit sie nicht unsanft auf den Boden prallte. Ihr Kopf ruhte auf seinem Oberarm, ihre weißblonden Haare fielen als schöner Kontrast über das schwarze Metall. Aus einer Platzwunde an ihrer Augenbraue sickerte ein rotes Rinnsal.

Schon regte sie sich wieder; er hatte keine Zeit, sie weiter zu betrachten. Er lachte leise in sich hinein. Immer wieder vergaß er, wie zäh sie war.


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Schlagartig kam Veidja zu sich. Sie spürte, wie sie aus einem kurzen Flug mit dem Rücken auf dem Bett aufprallte. Und der Dämon mit ihr, denn er war direkt über ihr, hatte sie im Sprung mit sich gezogen. Er kniete zwischen ihren Beinen, streckte ihre Arme weit in entgegengesetzte Richtungen aus. Klickend schloss sich eine Schelle um ihr rechtes Handgelenk, während er auf sie nieder starrte.

Noch war sie nicht besiegt, also wand sie sich wieder. Doch sie fand keinen Hebel, N'Arahns Gewicht drückte sie nieder.

„Ich will dir nicht mehr wehtun, als unbedingt nötig", sagte er ernst. Er verlagerte sein Gewicht etwas. Sie spürte sein Knie an ihrer Oberschenkelinnenseite und wusste, was das bedeutete. Auch dort war seine Rüstung mit scharfen Klingen versehen. Das Metall musste die Laken aufgeschlitzt haben, als er mit ihr auf das Bett gesprungen war. Jetzt fühlte sie es kalt durch den dünnen Stoff an ihrer Haut.

Er konnte sie aufspießen wie einen Schmetterling. So wollte sie nicht enden. Ihr war egal, was ihre Pflicht gewesen wäre. Ein Versuch wäre nur Trotz ohne jede Chance; das wäre einfach kein würdiger Tod. Mal wieder.

Veidja ließ zu, dass er sich aufrichtete, dabei ihre Arme zusammenführte. Er schloss eine seiner großen Hände um beide Handgelenke des Engels, um nach der zweiten Schelle zu greifen. Mit zwei Bewegungen legte er auch um ihr linkes Handgelenk eine Schelle und wickelte sich die Führkette um seine Hand. Dann drückte der Höllenfürst Veidjas Arme über ihrem Kopf auf das Bett und stützte sich mit der anderen Hand neben ihr ab. Sie hörte, wie er an ihrem Gesicht den Atem einzog. Erschrocken drehte sie sich weg, so weit es ihr möglich war. Wich seinem Blick, seinem Verlangen aus. Sofort spürte sie wieder die Berührungen des Grünhäutigen auf ihrer Haut. Wie er mit seiner Zunge über ihren Körper gefahren war, ihr Blut gekostet hatte. Die Erinnerungen an ihre Hilflosigkeit waren so lebendig, dass sie fast in Panik verfiel.

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